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Geheimcode Makaze

Geheimcode Makaze

Titel: Geheimcode Makaze
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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werden den Amerikanern einen schweren Blutzoll abverlangen«, versetzte Ogawa grimmig.
    »Wohl wahr, aber sie sind ohne jeden Zweifel zu einem Eroberungsfeldzug bereit, ohne Rücksicht auf Verluste. Unser Volk wird ein entsetzliches Gemetzel über sich ergehen lassen müssen.« Horinouchi dachte kurz an den Opfergang seiner Familie und schwieg einen Moment.
    »Die Armee hat sich an uns gewandt und um unsere Unterstützung bei einem kühnen Unternehmen gebeten«, fuhr er fort. »Dr. Tanaka gehört zur Abteilung 731. Sie werden ihn und seine Fracht über den Pazifik bringen und einen Angriff auf das amerikanische Festland unternehmen. Sie haben unter allen Umständen darauf zu achten, dass Sie unterwegs nicht entdeckt werden und Ihr Boot unversehrt bleibt. Wenn Ihr Einsatz erfolgreich verläuft, Ogawa, werden sich die Amerikaner auf einen Waffenstillstand einlassen, und unser Heimatland wird verschont werden.«
    Ogawa verstand überhaupt nichts mehr. Die meisten anderen U-Bootkommandanten waren fast ausschließlich in Abwehrgefechte verwickelt, um die Überreste der Hochseeflotte zu schützen, doch er sollte ganz allein den Pazifik überqueren und einen Angriff unternehmen, der den Krieg beenden würde. Normalerweise hätte er über so einen Befehl gelacht, wenn er ihm nicht von einem sichtlich verzweifelten Stabsoffizier mitten in der Nacht überbracht worden wäre.
    »Ihr Vertrauen ehrt mich sehr, Kapitän Horinouchi. Ich versichere Ihnen, dass meine Offiziere und Besatzungsmitglieder dem Kaiser alle Ehre erweisen werden. Darf ich fragen, worum es sich bei Dr. Tanakas Fracht handelt?«, erkundigte sich Ogawa.
    Horinouchi ließ den Blick ein paar Sekunden lang gedankenverloren über die Bucht schweifen. »
Makaze
«, murmelte er schließlich vor sich hin. »Ein garstiger Wind.«
    Unter den aufmerksamen Blicken von Dr. Tanaka wurde ein halbes Dutzend rechteckiger Kisten von den Kempei-Tai-Wachen vorsichtig im vorderen Torpedoraum der
I-403
verstaut und festgezurrt. Anschließend ließ Ogawa die vier Dieselmotoren des U-Boots anwerfen und die Vertäuleinen lösen. Um halb drei Uhr morgens schob sich das Boot langsam ins Hafenbecken, vorbei an etlichen anderen U-Booten der Flotte, die im Stützpunkt lagen. Ogawa stellte verwundert fest, dass Horinouchi schweigend in dem dunklen Lastwagen am Pier saß und nicht wegfuhr, bis die
I-403
außer Sicht war.
    Mit langsamer Fahrt lief das U-Boot an den Kais und Lagerhäusern vorbei und näherte sich bald darauf einem riesigen Schattenriss, der sich vor ihnen aus der Dunkelheit schälte. Wie ein Ungetüm ragte das gewaltige Schlachtschiff
Yamato
, das in einem Reparaturdock lag, über dem Unterseeboot auf. Mit seinen neun schweren 46-cm-Geschützen und der bis zu 80 Zentimeter starken Panzerung war die 283 Meter lange
Yamato
das meistgefürchtete Schiff der kaiserlichen Kriegsflotte. Ogawa bewunderte im Vorbeifahren die Linienführung und die Bewaffnung des größten Schlachtschiffes der Welt, aber mit einem Mal hatte er auch Mitleid mit ihm. Wie ihr Schwesterschiff, die unlängst bei den Philippinen gesunkene
Musashi
, war auch – so befürchtete er – die
Yamato
zum Untergang verurteilt, noch ehe der Krieg vorüber war.
    Allmählich verblassten die Lichter von Kure, als das U-Boot, vorbei an mehreren großen Inseln, in das Seto-Binnenmeer gelangte. Ogawa ließ schnellere Fahrt machen, sobald die Bergkuppen der Inseln zurückwichen und das erste Morgengrau den Himmel im Osten färbte. Als er mit dem Navigator der
I-403
im Kommandoturm den Kurs absteckte, kam sein Erster Offizier nach oben.
    »Heißer Tee, Kapitän«, sagte Leutnant Yoshi Motoshita und hielt dem Kommandanten eine kleine Tasse hin. Motoshita, ein schlanker, stets freundlicher Mann, brachte sogar um fünf Uhr morgens ein Grinsen zustande.
    »Ja, danke«, erwiderte Ogawa kurz angebunden, bevor er einen Schluck trank. Der heiße Tee war ein willkommenes Mittel gegen die frostige Dezemberluft, und Ogawa trank die Tasse rasch aus.
    »Die See ist heute Morgen ungewöhnlich ruhig«, stellte Motoshita fest.
    »Gutes Wetter für den Fischfang«, sagte Ogawa nachdenklich. Er war als Sohn eines Fischers in einem kleinen Dorf auf Kiuschu aufgewachsen, der japanischen Südinsel. Ogawa, der das harte Leben auf dem Wasser gewohnt war, hatte sich trotz seiner bescheidenen Herkunft mit einer ausgezeichneten Aufnahmeprüfung für die Etajima qualifiziert, die japanische Marineakademie. Nach der Ernennung zum Offizier hatte es
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