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Geh auf Magenta - Roman

Geh auf Magenta - Roman

Titel: Geh auf Magenta - Roman
Autoren: Frankfurter Verlags-Anstalt
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sie in den letzten zwei Wochen nicht gelesen hatte. Er nahm die Zettel der Kinder am Kühlschrank wahr, mit farbigen Magneten befestigt, auf einem stand in krakeliger Schrift Mami, ich hab dich lieb , vermutlich von Zoe. Sie schrieb immer noch wie ein Kleinkind.
    »Wo sind die beiden?«, fragte er, während sie die Milch aufschäumte.
    »Debbie ist bei einer Freundin. Und Zoe bei meiner Mutter.«
    »Am Sonntag?«
    Die Antwort ließ einen kurzen Moment auf sich warten. »Ich wollte sie heute nicht hier haben.«
    Sie stellte ihm die Tasse hin und lächelte, wie es denn bei ihm gewesen sei, ob er sich mit dieser Sonia gut verstanden hätte? Und ob es dort denn wirklich so paradiesisch sei und ob sie von den Demos in Bangkok etwas mitbekommen hätten? Sie hatte diese Fragen bereits vorher schon per SMS geschickt, aber er beantwortete nun alles noch einmal. Auch vergaß er nicht, von seinem Martyrium der Benimm-dich-Abende-nach-Knigge zu erzählen, woraufhin sie lächelte und schwieg. Nach einigen weiteren Erzählungen fiel ihm auf, dass sie etwas unkonzentriert wirkte, und er sprach sie darauf an.
    »Ja, bin ich«, gab sie zu.
    »Und?«
    »Wir müssen reden.«
    »Reden?«
    Sie starrte wie abwesend auf die Ringe an ihrer Hand, wischte sich dann, offensichtlich nervös, eine Strähne aus dem Gesicht.
    »Ist was passiert? Mit den Kindern?«
    Sie schüttelte den Kopf, nein, es sei alles gut, damit hätte es nichts zu tun.
    »Und?«
    »Es ist wegen – uns. Ich habe in den letzten zwei Wochen nachgedacht. Sehr viel nachgedacht.«
    Er schwieg und ließ sie weiterreden.
    »Ich meine, wir beide wissen doch, dass wir uns irgendwie – so fremd geworden sind. Du machst dein Ding, ich meins, von den Kindern kriegst du nichts mit, wir leben einfach aneinander vorbei.«
    »Und das sagst du mir jetzt, wo ich gerade zurückkomme?«
    Sie sah ihn länger an. Das verhieß nichts Gutes.
    »Weißt du, wir kennen doch die Probleme, das ist ja nicht erst seit gestern. Du hast deine Bedürfnisse, mit den Reisen, all das. Ich habe meine, die Familie, die dich nicht weiter kümmert. Es ist doch die Frage, ob das alles überhaupt noch richtig ist.«
    Er widersprach in Hinsicht auf die Familie, er wäre zwar nicht immer zu Stelle gewesen, richtig, aber doch dann, wenn es drauf ankam; die Schnitzeljagd zu Zoes Geburtstag vor einem Monat, die Nachhilfestunden für Debbie –
    »Du meinst einen Geburtstag, den davor hast du fast vergessen, und mit den zwei Nachhilfestunden kommst du auch nicht weit, du weißt genau, was ich meine. Nein, eigentlich führen wir hier ganz verschiedene Leben, mit Familie hat das nichts zu tun.«
    Er fragte, wie sie denn ausgerechnet jetzt darauf käme, das sei ja nichts Aktuelles, das klänge ja eher nach etwas, das von langer Hand –; sie nickte, ja, es sei schon länger der Fall, nicht erst seit gestern, er wüsste das doch auch.
    »Gut, ja, wir sind nicht in allem gleichgeschaltet. Aber was heißt das? Es gibt genug Dinge, in denen wir uns doch verstehen, das zählt doch auch was, oder? Immerhin sprechen wir miteinander. Und nicht zu knapp«, hielt er fest.
    »Über Kunst, ja. Das ist aber auch alles.«
    »Sag mal, was ist eigentlich los? Ich komme gerade zurück, freu mich auf dich, und jetzt so etwas!?«
    Sie sah ihn streng an, und er bereute sein Aufbrausen im selben Moment. Es lag etwas in ihrem Blick, das anfing, ihn nervös zu machen, eine Entschlossenheit, die er in dieser Form von ihr nicht gewohnt war, eine Sicherheit, die irgendwoher kommen musste.
    »Ich habe mich beraten lassen«, sagte sie.
    »Beraten – was? Von wem?«
    Sie zögerte. »Von Josh.«
    »Und wer ist Josh ?«
    »Ein Therapeut.«
    »Toll. Wie kommst du an den?«
    »Thomas kannte ihn.«
    Thomas war einer von Bastiens Sammlern, zudem ein Freund. »Was hat Thomas denn damit zu tun?«
    »Wir haben nur gesprochen.«
    »Gesprochen? OK. Ich frage mich, mit wem du sonst noch so über uns gesprochen hast.«
    »Nur mit ihm.«
    Sie schwiegen einen Moment lang.
    »Josh hat festgestellt, dass ich mich eigentlich schon länger von dir getrennt habe, innerlich. Vielleicht wollte ich es nur nicht wahrhaben«, sagte sie dann.
    »Er hat was?«
    »Ich hab’s doch gesagt.«
    »Du meinst, weil irgend so ein Heini dir das sagt, ist das richtig?«
    »Er ist ein Therapeut und kein Heini. Er hat einfach nur die richtigen Fragen gestellt.«
    »Und welche?«
    »Ob ich mich noch nach dir sehnen würde, ob ich das Gefühl hätte, dir vertrauen zu können, wenn du zum
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