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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet
Autoren: Heyne
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ich mich auf und stolperte auf das rotblaue Einsatzlicht der Streifenwagen zu. Ich fragte mich, ob der Mustang in Flammen aufgegangen war.
    Jesse würde PJ niemals aufgeben. Niemals.
    Ich schlotterte am ganzen Körper. PJs Worte ließen mich nicht los. Wenn er Britt auf die Party lockte, würde Shaun den Rest übernehmen, hatte Sin zu ihm gesagt.
    Er hatte es gewusst. Ohne ihn wäre Brittany noch am Leben.
    Ich torkelte auf den Pier zu.
    Das war Beihilfe zum Mord.
    PJ musste Sinsa davon erzählt haben, dass Brittany die erschlichenen Kreditkarten gefunden hatte und den Betrug auffliegen lassen wollte. Das musste Sinsa natürlich verhindern. Sie wusste, wie Brittany an PJ hing und dass sie ihm überallhin folgen würde.
    Auf dem Pier setzte ein Strei fenwagen langsam zurück und wendete.
    Also hatte er auf Sinsas Drängen Brittany Gaines auf die Party am Del Playa Drive gelockt, wo Shaun Kutner lauerte. Große Überraschung, da Kutner offiziell noch auf Barbados war. Niemand hatte beobachtet, wie er sich durch die Hintertür ins Haus schlich.

    PJ war bewusst gewesen, warum Shaun die Tür schloss, und er hatte nichts getan, um den Mord zu verhindern. Dabei wäre das gar kein Problem gewesen. Das Haus war voll gewesen mit aufgekratzten Studenten. Stattdessen hatte er sich im Bad eingeschlossen, weil er den Gedanken, dass er Britt in die Falle gelockt hatte, nicht ertrug.
    Das rotblaue Einsatz licht auf dem Pier wich vor dem Feuer zu rück und tauchte die Brandung in bi zarre Farben. Das Wasser schimmerte blutrot. Es war ein unheimliches Bild.
    Ich blieb stehen. Jenseits des Piers, wo das Licht in Dunkelheit überging, lag das Wrack des Segelboots im Sand.
    Mit steifen Schritten stolperte ich unter dem Pier hindurch. Die Brecher hatten das Boot mit gebrochenem Mast auf den Strand geworfen. Die Jacht ruhte mit völlig verhedderter Takelage auf der Seite.
    »Marc!«, rief ich.
    Ich rannte um das Boot herum. Die Fenster der Kajüte waren zerbrochen, und durchweichtes Junkfood, Fernseher und Erster-Hilfe-Kasten verteilten sich im Sand. Der Kasten war a ufgeklappt. Das V erbandsmaterial war h erausgefallen und lag neben der Leuchtpistole und Tobys silbernem Zigarettenetui auf dem Boden. Mehrere Gazepackungen waren aufgerissen, als hätte jemand sie dringend gebraucht. Während ich noch ver zweifelt nach ei nem Weg in das Wrack suchte, entdeckte ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung und fuhr herum.
    Das Bermudagras hinter dem Strand, die Straße und der Hang verbargen sich in tiefer Dunkelheit. Trotzdem hatte ich einen Lichtblitz gesehen.
    Am Fuß des Piers sprang jemand auf den Sand und steuerte
auf mich zu. Eine Gestalt wie ein schwarzes Loch in der Nacht. Pechschwarzes Haar flatterte im Wind. Sinsa.
    Der Mond ließ die silbernen Ohrringe und Armbänder funkeln. Und die Pistole in ihrer rechten Hand. Sie war noch zehn Meter entfernt. Mein Heil lag also in der Flucht, aber was war mit Jesse?
    Jetzt erkannte ich ihr Gesicht. Die Augen, die das Licht verschluckten, beobachteten mich. Ein Geschöpf der Nacht, das die Finsternis in sich aufsaugte und sich daran nährte. Ich wich zurück.
    Hinter ihr, an der Gren ze von Gras und Straße, erwachten die Schatten zum Leben. Lautlos wie die Luft selbst. Marc tauchte auf und lief auf Sinsa zu, aber sie hatte ihn entdeckt und hob die Waffe.
    »Sin«, brüllte ich.
    Sie schaute sich nach mir um. Ich hielt die Leuchtpistole mit beiden Händen.
    Als sie die Waffe auf mich richtete, feuerte ich. Und verwandelte sie in einen Stern.

42. Kapitel
    Ein Hubschrauber der Küstenwache brachte PJ ins Krankenhaus. Wir wandten den heulenden Motoren den Rücken zu und duckten uns unter dem Sandsturm, den die Rotoren aufwirbelten. Dann erhob sich der Helikopter in die Luft und schwebte längs der Küste davon. Der Motorenlärm verklang, und schließlich waren auch die Positionslichter verschwunden.
    Das Tosen der Brandung blieb, ebenso wie das kreiselnde Einsatzlicht des Feuerwehrfahrzeugs am äußersten Ende des Piers. Wir hatten ordentlich Publikum: drei Strei fenwagen, das Löschfahrzeug, einen Krankenwagen und ei nen Rettungswagen der Feuerwehr. Willkommen zum Festival des Todes.
    Die Sanitäter untersuchten Marc und versorgten die blutende Platzwunde an seinem Kopf, wo Murphy ihn mit ei ner abgebrochenen B ushmills-Flasche a ttackiert h atte. Die Verletzung würde ebenso genäht werden müssen wie die Wunde an seinem Arm. Er hatte sein Hemd zerrissen und sich mithilfe der Gaze aus dem
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