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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet
Autoren: Heyne
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ein, spuckte. Der Wind trieb mir das Wasser ins Gesicht, und meine Rippen schmerzten derart, dass ich keine Luft bekam.

    »PJ.«
    Nichts. Das Meer trug mich in die Höhe. Ich hörte die Wellen unter dem Pier hinwegrauschen, aber das war alles. Kein Motorengeräusch. Mist, Jesse musste unbedingt hier weg.
    »Mann, bist du blöd«, sagte Sinsa oben auf dem Pier.
    »Bin ich nicht.« Ich erkannte Shauns Schritte. »Du bist blöd. Ich habe nämlich die Waffe.«
    Was war mit Jesse geschehen? Und wo war PJ? Ich ritt auf einem Wellenkamm. Der Pier war hoch über mir, das Wasser tief unten. Bodenlose Tiefe, der gierige Schlund der Erde. Immer noch schlug ich wild um mich. Das Ufer war unerreichbar fern. Allmählich geriet ich in Panik.
    Dann hörte ich hinter mir in der Dunkelheit ein Planschen. Das Wasser riss mich in ein Wellental. Und da trieb PJ, keine vier Meter von mir entfernt zwischen mir und der Küste.
    Ich kämpfte mich zu ihm durch, ließ mich von der auflaufenden Flut mittragen, stieß mich mit bleischweren Beinen ab, bis ich seine Hand packen konnte. Er versank gerade. Ich bewegte meine Beine im Scherenschlag, fasste nach seinem Arm und zerrte ihn hoch.
    Er starrte mich völlig verängstigt an. »Evan?«
    »Ich hab dich.«
    »Du wolltest die Story veröffentlichen! Ganz allein!«, brüllte Shaun über uns.
    Ein Schuss übertönte das Heulen des Windes und das Tosen des Ozeans. Am anderen Ende des Piers stürzte etwas ins Wasser. Ein menschlicher Körper? Warum fuhr der Mustang nicht endlich weg?
    Wenn ich PJ an Land bringen wollte, musste ich hinter ihm schwimmen, so viel war selbst mir klar. Er musste sich
auf den Rücken drehen, damit ich ihm die Hand unter das Kinn legen und sei nen Kopf stützen konnte. So war ausgeschlossen, dass er mich in sei ner Panik mit in die Tiefe zog.
    Ich schlang meinen Arm um ihn. Wasser spritzte uns ins Gesicht. Ich würgte und keuchte, er nicht. Das Heroin musste sei ne Atmung beeinträchtigt haben. Ich konnte nur hoffen, dass er nicht über Wasser ertrank. Das Naltrexon war in meiner Tasche, aber im Augenblick konnte ich es ihm unmöglich verabreichen.
    Achthundert Meter bis zum Strand. Vor wenigen Minuten hatte ich es noch für unmöglich gehalten, diese Strecke zu laufen. So weit zu schwimmen war um Größenordnungen schwieriger. Allerdings musste ich es vielleicht gar nicht bis zum Ufer schaffen, der Landungssteg tat es auch. Als uns die nächste Welle nach oben schwappte, spähte ich umher. Etwa achtzig Meter, weiter, als ich gedacht hatte. Und das bei auflaufender Flut. Panik erfasste mich.
    Meine Arme waren bereits steif vor Kälte, und mei ne Beine brannten vom Wassertreten. Ich musste unbedingt Kleidung und Stiefel loswerden.
    »PJ, leg den Kopf nach hinten und breite die Arme aus. Lass dich auf dem Wasser treiben.«
    Er musste mich gehört haben, denn er befolgte meine Anweisungen. Mit aller Kraft Wasser tretend, schlüpfte ich aus meiner Jacke. Dann befreite ich mich von meinen Cowboystiefeln. Wir wurden in ein Wellental gespült. Ich öffnete den Reißverschluss meiner Jeans und schälte mich mit Mühe aus ihnen heraus. Eine entsetzliche Sekunde lang hingen die Levis um mei ne Knie herum fest, sodass ich die Bei ne nicht mehr bewegen konnte und sank. Mei ne Lungen wollten platzen.
Dann riss ich mich los und schwamm wieder an die Oberfläche.
    Der Wind zerrte an mir. PJ trieb etwa drei Meter von mir entfernt auf dem Wasser. In der Zeit, in der ich mich ausgezogen hatte, war er noch weiter vom Landungssteg abgetrieben worden. Jetzt bekam ich es ernsthaft mit der Angst zu tun. Wie ein Hund paddelte ich zu PJ und zog ihn gegen den Wind in Richtung Steg, wobei ich immer wieder Wasser schluckte.
    Auf dem Pier über uns erwachte das Motorrad zum Leben. Der Scheinwerfer schaltete sich ein.
    Ich redete mir selbst gut zu. Neunzig Meter bis zum Steg. Wie ich das Meer hasste. Falls ich die heutige Nacht überlebte, würde ich in die Wüste umsiedeln. Gobi, Sahara, von mir aus auch China Lake. Ich schwamm aus Leibeskräften, aber als ich das nächste Mal hinschaute, war der Steg weiter entfernt als je zuvor.
    Das Motorrad rollte zum Rand des Piers. Der Scheinwerfer schwenkte über das Wasser. Jemand suchte nach uns.
    PJ blickte auf. »Das ist mein Motorrad.«
    »Shaun und Sinsa sind damit gekommen.«
    »Shaun will mich umbringen.«
    »Das lassen wir nicht zu.« Ich stieß mich mit den Beinen ab. Meine Oberschenkelmuskeln brannten wie Feuer.
    »Wegen Britt«, sagte er.
    »Er hat
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