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Gefuehlschaos inklusive

Gefuehlschaos inklusive

Titel: Gefuehlschaos inklusive
Autoren: Sabine Richling
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nicht?“
    „Das hat damit nichts zu tun. Er passt nicht. Ich meine, was ich damit sagen will, ist, wir kennen uns doch kaum. Du bist wirklich sehr nett und sympathisch, aber mehr kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.“
    Zu meiner Verwunderung lächelt Stefan nun und winkt ab.
    „Hör mal, Claudia, der Grund, weshalb ich den Kontakt zu dir gesucht habe, ist sicher nicht der, den du annimmst. “ Warum beruhigt mich das nicht? „Ich habe lange nach der passenden Partnerin gesucht. Dann sind wir uns gestern ein zweites Mal über den Weg gelaufen und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass bei uns die Chemie stimmt.“ Oh Gott, ein Geistesgestörter! „Ich brauche deine Hilfe, Claudia.“
    „Also ehrlich, ich fühle mich ein bisschen überrumpelt. Was immer du auch von mir willst, es geht nicht. Ich bin einfach nicht in dich verliebt.“
    Stefan zieht verunsichert die Ärmel seines Pullis hoch und reibt sich nachdenklich über die Arme. Zückt er jetzt gleich sein Messer und sticht damit verbittert auf mich ein? Vielleicht hätte ich aus taktischen Gründen erst mal allem zustimmen sollen, bis ich der Gefahrenzone entkommen bin. Ich Dussel!
    „Nein, ich bin ja auch nicht in dich verliebt und eigentlich ist das auch nicht nötig.“ Er will Sex! „Um es auf den Punkt zu bringen: Ich brauche eine Frau.“
    Fassungslos lasse ich mich in meinem Sitz zurückfallen. So direkt hat mir noch nie jemand gesagt, dass er einfach nur mit mir ins Bett will. Ich könnte Stefan natürlich jetzt dankbar sein, dass er endlich die Katze aus dem Sack gelassen hat. Denn nun weiß ich endlich, woran ich bin. Andererseits möchte ich ihm gern für seine unverblümten Worte einen Tritt in seine Fortpflanzungsorgane verpassen.
    „Na, du scheinst es ja dringend nötig zu haben“, bemerke ich abfällig. „Du hast doch zwei gesunde Hände. Warum benutzt du die nicht?“
    „Nein, so meine ich das nicht. Du verstehst es ganz falsch.“ Was gibt’s daran falsch zu verstehen? War doch ganz eindeutig. „Ich möchte dich darum bitten, für ein Wochenende meine Freundin zu spielen.“ Neugierig horche ich auf. „Meine Eltern wünschen sich an meiner Seite eine Frau. Ich bringe es einfach nicht fertig, ihnen die Wahrheit zu sagen. Vor einem Jahr habe ich dann eine Frau erfunden. Leider war das ein Fehler, denn seitdem besteht mein Vater darauf, sie kennenzulernen.
    „Bist du etwa schwul?“, frage ich mit einer etwas zu schrill klingenden Stimme.
    Stefan schaut mich verblüfft an, fängt sich aber sofort wieder.
    „Ich würde die Bezeichnung „homosexuell“ bevorzugen.“
    „Jetzt bin ich aber platt. Warum hast du das denn nicht gleich gesagt? Du hast mir einen Riesenschreck eingejagt. Ich dachte schon, du wärst aus einer Gummizelle entkommen.“
    Wir lachen und endlich löst sich die angespannte Stimmung zwischen uns auf.
    „Ich wusste einfach nicht, wie ich es dir am besten sagen soll. Kannst du dir vorstellen, das für mich zu tun?“
    „Nun ja, warum eigentlich nicht? Zufällig bin ich gerade solo und ich glaube, so ein kleines Theaterspiel könnte ganz lustig sein. An welches Wochenende hattest du denn gedacht?“
    Stefan dreht betreten seinen Kopf in eine andere Richtung und schweigt. Hat er seine Stimme verloren? Da ist doch noch was im Busch.
    „Stefan, es wäre schön, wenn du die Karten auf den Tisch legst. Ich muss mich doch auf irgendetwas einstellen können, wenn ich dir helfen soll.“
    „Ich befürchte nur, dass du mir dein Frühstücksei an den Kopf schmeißen wirst, wenn du erfährst, dass ich schon alles hinter deinem Rücken organisiert habe.“ Meine Hände umkrallen die Lehnen meines Sitzes und ich bereite mich auf eine Hiobsbotschaft vor. „Meine Eltern erwarten uns heute. Ich habe uns zwei Flüge nach München reserviert in der Hoffnung, dass du zustimmst.“
    Wo ist denn sein Problem? Da habe ich doch noch unendlich viel Zeit, in Ruhe eine Entscheidung zu treffen. Mit aufgerissenen Augen schaue ich Stefan an und stelle mir die nicht ganz unberechtigte Frage, was er sich dabei gedacht haben mag und wie sein Plan B aussieht, für den Fall, dass ich ablehne.
    „Wahrscheinlich denkst du jetzt, dass ich ein kompletter Vollidiot bin.“ Ja, das könnte man sagen. „Du ahnst ja gar nicht, unter welchem Druck ich stehe. Mein Vater ist ein erfolgreicher Bauunternehmer und erwartet von mir, dass ich seine Firma eines Tages übernehme. Dabei steht meinem Bruder eigentlich alles zu. Er ist zwar nur mein
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