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Gefuehlschaos inklusive

Gefuehlschaos inklusive

Titel: Gefuehlschaos inklusive
Autoren: Sabine Richling
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staut sich in mir auf. Mein ganzer Körper zittert und gerät in Wallung. Dann bin ich nicht mehr zu stoppen. Aufs Töten programmiert, gehe ich zielsicher auf Ullrich zu. Er wird auf mich aufmerksam und macht ein Gesicht, als hätte er gerade ein Ufo gesehen.
    „Claudia? Was machst du denn hier?“
    Ich reagiere nicht auf seine Frage und setze meinen Weg in seine Richtung fort. Seine Henne verstummt und schaut mich erschrocken an. Als ich ihnen gegenüber stehen bleibe, ergreife ich das Wort: „Wie schön, dass mein Ring so schnell eine neue Besitzerin gefunden hat. Du mieses, verlogenes Schwein!“
    Ich hole mit aller Kraft aus und verpasse ihm die Ohrfeige seines Lebens. Es schallt durch den gesamten Saal. Danach kehre ich Ullrich den Rücken und gehe, ohne mich um Stefan oder den Tumult, den mein Auftritt verursacht hat, zu scheren. Auf der Straße halte ich mich mit einer Hand an einer Laterne fest und schnappe nach Luft. Stefan ist mir gefolgt und legt seinen Arm um mich.
    „Was war denn da drin eben los?“
    Mein Blut rast mit überhöhter Geschwindigkeit durch meine Venen. Nur langsam erhole ich mich von dem Schock und bin noch ganz benommen. Stefan streichelt mir tröstend über den Kopf.
    „Kannst du mich bitte nach Hause bringen? Mir ist nicht mehr nach Billard.“
    „Du kommst erst mal mit zu mir“, wehrt Stefan meine Bitte ab. „Ich wohne hier gleich um die Ecke. Dann mache ich dir einen starken Kaffee.“
    Froh, in dieser Situation nicht allein sein zu müssen, stimme ich zu.
    Stefans Wohnung ist klein und spartanisch eingerichtet. Sofort lasse ich mich auf die Couch fallen, während Stefan in die Küche verschwindet. Mit zwei Tassen Kaffee kommt er zurück und setzt sich zu mir.
    „Nun erzähl doch mal, was da vorgefallen ist. War der Kerl zudringlich oder warum hast du ihn geschlagen?“
    Ich lächle über seine abwegige Vermutung und erzähle ihm alles. Mein Kopf liegt auf Stefans Schoß und er streichelt über mein Haar.
    „Und dieser plattbusige Hungerhaken war seine neue Freundin? Mit dir überhaupt kein Vergleich“, lästert Stefan. Seine Bemerkung bringt mich zum Lachen. „Der Ring war bestimmt vom Grabbeltisch. Freu dich, dass du diesen Kerl los bist. Er war es nicht wert, eine Frau wie dich zur Freundin zu haben.“
    Ich genieße Stefans Worte. Seine Gesellschaft fühlt sich so selbstverständlich an, als wären wir schon ewig befreundet. Dabei kennen wir uns kaum.
    Nach einer guten Stunde läute ich zum Aufbruch. 
    „Vielen Dank für deine Aufbauhilfe. Das hat mir gut getan.“
    „Hey, jederzeit wieder. Wenn du mich brauchst, ruf mich einfach an.“
    Wir tauschen unsere Telefonnummern aus. Wer weiß, wozu man sie mal braucht.

 
Der Wochenend-Tripp
     
    Samstag früh weckt mich mein Handy um zehn Uhr. Sandra teilt mir mit, dass ich mir keine Sorgen um sie zu machen brauche. Sie sei die Nacht bei Henry, ihrem Medizinstudenten, gewesen und bliebe vorerst bei ihm. Na fein, dann ist wenigstens eine von uns unter der Haube. Nach dem Gespräch mit Sandra rufe ich beim Frisör an. Ich bin reif für eine neue Frisur. Zum Glück ist gleich heute ein Termin frei, denn länger hätte ich keinesfalls warten wollen. Wenn ich mich erst mal zu etwas entschlossen habe, dann muss es sofort passieren. Ich schlüpfe in meine Klamotten und schenke mir einen Kaffee ein, als das Handy ein zweites Mal nach mir schreit. Es ist Anja. Sie ist eine beherzte Quasselstrippe und mir ist gerade nicht danach, mich von jemandem zutexten zu lassen.
    „Hi Anja, sei mir nicht böse, ich hab’s gerade eilig. Bitte mach’s kurz.“
    „Wir haben dich am Donnerstag vermisst. Wo warst du?“, fragt sie mich vorwurfsvoll.
    Anja ist ebenfalls Mitglied im Astro-Verein und im Grunde ganz nett, aber ihre Tratscherei geht mir gehörig auf den Keks. Daher werde ich mich hüten, ihr den wahren Grund meines Fernbleibens zu erzählen.
    „Ich wollte wirklich kommen, aber dann ist mir ganz kurzfristig noch was dazwischengekommen. Habt ihr euch auf ein Ziel einigen können? Habe ich was versäumt?“, frage ich interessiert.
    „Also um ehrlich zu sein, hast du wirklich was verpasst.“
    Ich werde hellhörig.
    „Wir haben nämlich seit drei Wochen zwei neue Mitglieder, Veronica und Kalle.“
    „Das weiß ich doch schon längst“, kommentiere ich gelangweilt ihre Aussage.
    „Und hast du sie auch schon kennengelernt?“, fragt Anja provozierend.
    „Nein, habe ich nicht. Aber das werde ich doch bestimmt am nächsten
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