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Gefechte der Leidenschaft

Titel: Gefechte der Leidenschaft
Autoren: Jennifer Blake
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ihn schließlich ein französisches Handelsschiff auffischte, war er schon so lange von den Wellen hin und her geworfen worden, dass er splitternackt, wie zerschlagen und vor lauter Sonnenbrand so rot wie ein gekochter Hummer war. Als er nach tagelangem Fieberdelirium erwachte, stellte sich heraus, dass ein mitreisender Fechtmeister für seine ärztliche Behandlung und seine Passage nach Frankreich bezahlt hatte. Die einzige Gegenleistung, die der Fechter forderte, war, dass Caid mit ihm ein paar Degenkämpfe austragen sollte, um ihm auf der langen Reise die Zeit zu vertreiben. Dem Kapitän des Handelsschiffes, ein Bretone, der für die Engländer nicht so viel übrig hatte, dass er ihnen einen Gefangenen ausgeliefert hätte, gefiel die Vereinbarung und so begann der Fechtunterricht. Je mehr Caid wieder zu Kräften kam und je geschickter er im Umgang mit der Klinge wurde, desto mehr gewann er auch seine Selbstachtung zurück. Als das Schiff schließlich im Hafen von Le Havre vor An-ker ging und sich Caid auf den Weg nach Paris machte, um sich im s alle d'assaut des Franzosen zum Fechtmeister ausbilden zu lassen, war er längst kein unerfahrener Junge mehr.
    Nun vernahm er hinter sich ein Räuspern, wandte sich um und sah, dass Solon ein Tablett mit einem silbernen Kaffeeservice und einer Karaffe Cognac brachte.
    »Ich dachte, ein Schluck des Stärkungsmittels, das sich der Doktor verschrieben hat, wäre auch Ihnen Recht, Monsieur Caid«, sagte der Butler. Er hielt die Augen niedergeschlagen, doch in seiner Stimme klang so etwas wie Mitgefühl.
    »Sie sind ein außergewöhnlich umsichtiger Mann.« Caid setzte sich aufrecht hin, während der Butler das Tablett vor ihm abstellte.
    »Madame ist schlafen gegangen. Soll ich Ihnen ein Zimmer fertig machen? «
    »Das ist sehr freundlich, aber nicht nötig. So lange bleibe ich nicht.«
    »Wie Sie wünschen, Monsieur.«
    Der Butler verbeugte sich und ging. Caid blickte ihm kopfschüttelnd nach.
    Der Pegel der Whiskykaraffe war um fast drei Zentimeter gefallen und die Kaffeekanne leer, als der Arzt drei Stunden später ins Zimmer geführt wurde. »Ah, da sind Sie ja, Monsieur O’Neill. Man sagte mir, dass ich Sie hier finden würde. Wünschen Sie, dass ich Ihnen über den Gesundheitszustand der Dame berichte?«
    »Wenn Sie so freundlich sein wollen«, erwiderte Caid höflich und erhob sich.
    »Es stand nicht gut um die Patientin, doch jetzt ist sie zur Ruhe gekommen. Ich musste mein ganzes Wissen aufbieten, um —«
    »Wird sie wieder gesund?«
    »Das kann ich nicht mit Gewissheit sagen. Die Auswirkungen der schädlichen Nachtluft, die Unterkühlung - all das kann durchaus zu einer Lungenentzündung führen. Doch die Dame ist kräftiger, als sie aussieht, und hat einen starken Willen, wenn ich so sagen darf, und so kann ich nur vermuten —«
    »Ja, schon gut«, unterbrach Caid ihn. »Ist sie wach? Hat sie mit Ihnen gesprochen?«
    »Ja. Sie ist recht munter, was ich anfangs gar nicht erwartet habe. Ich habe versucht, ihre Fragen nach bestem Wissen zu beantworten, aber ich fürchte, ich konnte ihr nicht erschöpfend Auskunft geben. Sie möchte dringend mit Ihnen reden. Unter den gegebenen Umständen habe ich ihr davon abgeraten, aber sie besteht darauf.«
    »Du liebe Güte, Mann, warum haben Sie das nicht gleich gesagt? «
    Caid drängte sich einfach an dem Arzt vorbei und lief ohne zu zögern über die Galerie zum Gästeschlafzimmer. Er stieß die Tür zu dem Zimmer auf, das in den vergangenen Stunden im Zentrum der Aufmerksamkeit gestanden hatte, und trat an das Bett.
    Dort lag Lisette Moisant auf mit Valencienner Spitze besetzten Satinkissen und trug ein Nachthemd ihrer Gastgeberin, das bedeutend weniger sittsam war als jenes, das sie zuvor angehabt hatte. Ihr Gesicht war noch immer blass, bis auf zwei rosarote Flecken auf den Wangenknochen. Ihre Lippen waren nach wie vor blutleer und die Mulde ihrer Kehle war so weiß und wehrlos wie bei einem Kind.
    Als Caid näher kam, zog sie mit einer nervösen Geste die Bettdecke hoch über ihre Brüste und steckte sie unter ihren Armen fest. »Sie sind es wirklich«, sagte sie mit leicht rauer Stimme und blickte ihm prüfend ins Gesicht. »Ich dachte ..., das heißt, man hat mir erzählt, dass Sie mich hierher gebracht haben.«
    »Wenn Sie das in Ungelegenheiten bringt, tut es mir Leid, aber es erschien mir das einzig Richtige.« Caid war sich nicht ganz sicher gewesen, aber jetzt bemerkte er, dass ihre Augen tatsächlich so grau
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