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Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms

Titel: Gefangene des Ruhms - Spindler, E: Gefangene des Ruhms
Autoren: Erica Spindler
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ist es zu spät.“
    Plötzlich war ihr kalt, und sie griff sich ihre Strickjacke, ehe sie hinausging, um auf ihn zu warten.
    Zwanzig Minuten später kletterte sie in seinen Wagen. Er begrüßte sie mit einem kurzen Nicken, die Lippen hart aufeinander gepresst. Unter seinen Augen lagen dunkle Schatten, und die Linien um seinen Mund hatten sich tiefer eingegraben. Er erschien ihr um Jahre gealtert, seit sie ihn das letzte Mal gesehen hatte.
    Ein Gefühl, dem sie keinen Namen geben konnte, stieg in ihr auf und drohte sie zu ersticken. Sie schluckte krampfhaft und knallte die Wagentür zu. Dann schnallte sie sich an. Sie warf ihm einen Blick zu. Seine Hände umklammerten das Steuerrad so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Er starrte auf die Hausecke, hinter der die Gartenpforte lag, durch die die Sanitäter Carlo hinausgetragen hatten.
    Der Wunsch, die Hand nach ihm auszustrecken und ihn zu trösten kam so plötzlich und stark über sie, dass es ihr fast den Atem verschlug. Er leidet, dachte sie. Er litt zwar auf andere Art und Weise als sie selbst, aber genauso tief. Also hatte auch er Carlos Tod noch nicht überwunden.
    Sie erschauerte und rieb sich die Arme. „Wir sollten besser fahren.“
    Er nickte und legte den ersten Gang ein.
    Die nächsten paar Minuten legten sie schweigend zurück. Um zu verhindern, dass ihre Hände zitterten, umklammerte sie ihre Knie. Sie schluckte schwer, dann sah sie ihn an. „Sie hat furchtbar geklungen, Jack. Ganz furchtbar. Und sie … sie hat noch andere Leute erwähnt. Es … es macht mir Angst.“
    Panik stieg in ihr auf, und sie hatte alle Mühe, sie zurückzudrängen. „Ich hab solche Angst, Jack … was ist, wenn wir ankommen und sie ist nicht mehr da? Was ist … wenn diese … Leute …“
    „Wir werden sie finden“, sagte Jack mit grimmiger Entschlossenheit. Er nahm den Blick von der Straße und sah sie an. „Irgendwie werden wir sie schon finden, Becky Lynn. Ich verspreche es dir.“
    Den Rest der Fahrt hüllten sie sich in Schweigen. Als sie das Sunset Motel erreicht und an der Tür mit der Nummer zweiundzwanzig geklopft hatten, rührte sich nichts. Sie riefen Zoes Namen, doch sie antwortete nicht. Aber sie hörten sie weinen.
    Becky Lynn klopfte erneut. Als sich wieder nichts tat, versuchte sie es mit ihren Überredungskünsten. „Zoe, ich bin’s, Becky Lynn. Ich habe Jack mitgebracht. Wir wollen dir helfen, komm schon, mach auf. Bitte!“
    Das Weinen wurde lauter und schlug um in Hysterie. „Fass mich nicht an! Nein … tu’s nicht … ich kann nicht …“
    Erschrocken packte Becky Lynn Jack am Arm. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals. „Da ist jemand bei ihr drin. O Gott … vielleicht sollten wir besser den Geschäftsführer holen.“
    „Scheiß auf den Geschäftsführer“, murmelte Jack rüde und schüttelte ihre Hand ab. „Geh einen Schritt zurück.“ Er nahm Anlauf und warf sich mit voller Wucht gegen die Tür. Holz splitterte, dann sprang die Tür auf.
    Zoe kauerte verängstigt wie ein in die Falle gegangenes Tier splitternackt in einer Ecke. Ihr ausgemergelter Körper war mit blutroten Striemen bedeckt, und ihr blondes Haar war blutverklebt.
    Als Becky Lynn ihrer ansichtig wurde, stieß sie einen entsetzten Schrei aus und fuhr sich mit der Hand an den Mund. „Großer Gott, was haben sie dir angetan?“ flüsterte sie und machte einen Schritt auf sie zu. „Oh Zoe, was …“
    Jack legte ihr eine Hand auf den Arm. „Lass mich zu ihr gehen. Vielleicht schlägt sie ja um sich.“
    Becky Lynn nickte. Ihr drehte sich der Magen fast um. Obwohl sie versuchte, nicht hinzuschauen, hatte sie doch schon genug gesehen, um zu wissen, dass sie das Bild der in der Ecke kauernden Zoe ihr ganzes Leben lang verfolgen würde.
    Jack durchquerte das Zimmer und näherte sich Zoe behutsam Schritt für Schritt. „Komm, Baby, sei ganz ruhig.“ Seine Stimme klang sanft und lockend. „Wir sind es – Jack und Becky Lynn. Wir wollen dir helfen.“
    In wilder Panik versuchte Zoe sich aufzurappeln, doch sie scheiterte. Auf Händen und Knien kroch sie einen halben Meter weiter, dann sackte sie wieder in sich zusammen und blieb reglos liegen.
    „Wir wollen dir nichts tun, Baby“, murmelte Jack beruhigend und ging weiter auf sie zu. „Jack und Becky Lynn bringen dich hier raus, Baby.“
    Nun war er bei ihr ange langt und griff blitz schnell zu. Sie unternahm den Versuch, sich zu wehren, aber sie war so schwach, dass sie gleich darauf aufgab und sich gegen Jack sinken
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