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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers
Autoren: Linda Howard
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seinen Geruch aufgenommen hatte und ihn liebevoll mit dem Kopf anstupste. McCay strich über die samtweiche Nase, ehe er die Zügel nahm, und schwang sich so leise wie möglich in den Sattel. Das Blut rauschte in seinen Adern, wie immer in solchen Situationen, und er musste die Zähne zusammenbeißen, um seine Anspannung nicht durch einen markerschütternden Schrei zu lösen. Das Pferd unter ihm bebte, da es wohl seine grimmige Freude spürte, die das kommende Risiko mit sich brachte.
    Es kostete ihn ungeheure Selbstkontrolle, das Pferd zu wenden und langsam davonzureiten, aber der Boden war zu uneben, sodass er selbst einen Trab nicht riskieren konnte. Jetzt war es am gefährlichsten, da Trahern um diese Zeit am ehesten wach werden könnte ...
    Er hörte, wie ein Abzugshahn gespannt wurde. Blitzschnell beugte er sich über den Hals des Pferdes, riss es scharf nach rechts und stieß ihm in die Flanken. Er spürte das scharfe Brennen in seiner linken Seite, einen Sekundenbruchteil, bevor er den Schuss hörte. Das Mündungsfeuer verriet genau Traherns Standort, und McCay hatte seine Waffe schon gezogen und abgefeuert, bevor der Kopfgeldjäger den nächsten Schuss setzen konnte. Dann stob der große Braune davon, angespornt von einem weiteren Druck in die Flanken. Selbst über den donnernden Hufschlag hinweg konnte McCay Traherns laute Flüche hören.
    Da er um ihrer beider Hälse fürchtete, zügelte McCay schließlich sein Pferd, als sie eine Viertelmeile zurückgelegt hatten. Seine linke Seite brannte wie ein Höllenfeuer, und sein linkes Hosenbein war durchnässt. Während sein Pferd im Schritt weiterging, zog er mit den Zähnen einen Handschuh aus und betastete seine Seite. Er spürte zwei Löcher in seinem Hemd, und dementsprechend zwei Löcher in seinem Körper - dort wo die Kugel ein- und wieder ausgetreten war. Hastig riss er sein Halstuch herunter, knüllte es unter seinem Hemd zusammen und presste es mit dem Ellbogen gegen die Wunden.
    Verflucht, ihm war so kalt! Ein Zucken durchfuhr ihn, von den Füßen hinauf in seinen ganzen Körper, sodass er durchgeschüttelt wurde wie ein nasser Hund. Der Schmerz raubte ihm beinahe das Bewusstsein. Er zog seinen Handschuh wieder an, band den Mantel los, den er an seiner Decke verknotet hatte, und zog ihn über. Immer noch hatte er Schüttelfrost, und die Nässe an seinem linken Bein breitete sich aus. Auch wenn der Hurensohn keine lebenswichtigen Organe getroffen hatte, verlor McCay doch eine Menge Blut.
    Wieder begann er sich auszurechnen, wo Trahern stecken könnte. Der Kopfgeldjäger ging wahrscheinlich davon aus, dass er, McCay, wie der Teufel davonreiten würde, um so viel Abstand wie möglich zwischen sie zu legen, ehe die Sonne aufging. McCay hatte nach seiner Schätzung etwa eine Meile zurückgelegt, als er sein Pferd zu einer Gruppe dicht nebeneinanderstehender Kiefern lenkte und dann abstieg. Er gab dem Braunen eine Handvoll Futter und etwas Wasser, dann tätschelte er ihm anerkennend den Hals, weil es sich trotz der Widrigkeiten so gut behauptet hatte. Schließlich entrollte er seine Decke. Er musste dringend die Blutung stoppen und seinen Körper wärmen, sonst würde Trahern ihn bewusstlos auf dem Weg finden.
    McCay stellte die Feldflasche mit dem Wasser neben sich, rollte sich in die Decke ein und legte sich auf die dicke Schicht Kiefernnadeln. Sein ganzes Gewicht ruhte dabei auf der linken Seite, um Druck auf die Wunde dort auszuüben und die Blutung zum Stillstand zu bringen, während er seinen Handrücken auf die Austrittswunde presste. Auch wenn diese Position ihn vor Schmerz aufstöhnen ließ, war die unbequeme Lage allemal besser, als zu verbluten. An Schlaf war dabei natürlich nicht zu denken. Selbst wenn der Schmerz Schlaf zulassen würde, wagte er es nicht, sich zu entspannen.
    Auch wenn er seit dem Mittag nichts mehr gegessen hatte, war er nicht hungrig. Ab und zu trank er einen Schluck Wasser und sah zu dem dichten Dach aus Baumwipfeln hoch, zwischen denen hier und da ein Stern aufblitzte. Angestrengt lauschte er auf ein Geräusch, das auf seine Verfolgung hindeutete, obwohl er eigentlich nicht damit rechnete, dass Trahern ihm so bald nachsetzen würde. Doch er vernahm nichts als die üblichen Geräusche der Nacht.
    Allmählich wurde ihm warm, und der scharfe Schmerz in seiner Seite schwächte sich zu einem dumpfen Pochen ab. Sein Hemd war jetzt steif, was bedeutete, dass kein weiteres Blut mehr ausgetreten war. Es fiel ihm immer schwerer, wach
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