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Gefangene des Feuers

Titel: Gefangene des Feuers
Autoren: Linda Howard
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gewesen, sodass er seinen Mantel ausgezogen und ihn hinten am Sattel festgebunden hatte. Doch jetzt, nachdem die Sonne untergegangen war, war auch die Temperatur merklich gefallen.
    Ihm war schon öfter kalt gewesen, und der stechende Geruch der Kiefernnadeln erinnerte ihn daran, dass er auch mehr als einmal auf seinem Bauch gerobbt war. Damals, 1863, hatte er eine Patrouille der Yankees komplett auf seinem Bauch umrundet, keine drei Yards hinter einem der Wachtposten. Dann war er zu Mosby zurückgekehrt, um ihm zu berichten, wie viel Mann stark die Patrouille war und wo die Wachtposten standen. Er war auch mal in einer verregneten Novembernacht mit einer Kugel im Bein durch Schlamm gekrochen, während die Yankees Büsche und Gestrüpp nach ihm absuchten. Allein die Tatsache, dass er damals über und über mit Schlamm bedeckt war, hatte ihm ermöglicht, für dieses Mal seiner Gefangennahme zu entgehen.
    Er brauchte eine geschlagene halbe Stunde zurück zum Hügelkamm. Dann schlängelte er sich so geschmeidig über die Kuppe wie eine Schlange, die lautlos in den Fluss taucht. Erneut hielt er inne, während er den Blick schweifen ließ, auf der Suche nach einem Umriss, der nicht hierher gehörte. Seine Ohren lauschten auf das Stampfen von Hufen oder das Schnauben von Pferdenüstern. Sollte Trahern wirklich so clever sein, wie behauptet wurde, hätte er die Pferde inzwischen woanders hingebracht. Auf der anderen Seite würde er es vermutlich nicht wagen, sich damit vielleicht seinem Blick auszusetzen.
    Wie lange konnte Trahern wohl wachsam bleiben, all seine Sinne geschärft? Für die meisten Männer war so etwas ungeheuer anstrengend, aber die waren es auch nicht gewohnt. Im Gegensatz zu McCay, der nicht einmal mehr darüber nachdenken musste; er hatte mehr als genug Übung darin. Die vergangenen vier Jahre unterschieden sich nicht besonders vom Krieg, nicht für ihn - außer, dass er jetzt allein war und auf keiner Gehaltsliste mehr stand. Und sollte man ihn jetzt schnappen, würde man ihn nicht nach einem Gefangenenaustausch freilassen. Nein, einen Richter würde er in diesem Leben nicht mehr zu Gesicht bekommen. Dafür sorgte das Kopfgeld, das auf ihn ausgesetzt war - tot oder lebendig.
    Er ließ mehr als eine Stunde vergehen, ehe er zu dem Felsvorsprung kroch, an dem er sein Pferd zurückgelassen hatte. Da er sich sehr langsam vorwärtsbewegte und immer wieder innehielt, um zu lauschen, schaffte er in etwa einer halben Stunde gerade mal fünfzig Fuß, und er schätzte, dass er mindestens noch hundert Yards vor sich hatte. Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte er einen schwachen Laut, als ob ein Tier sein Gewicht verlagerte, und den tiefen, seufzenden Klang eines schlafenden Pferdes. Auch wenn er weder sein Pferd noch das von Trahern sehen konnte, sagten ihm die Geräusche, dass sein Brauner immer noch dort stand, wo er ihn zurückgelassen hatte. Trahern hatte wohl nicht riskieren wollen, seine Deckung zu verlassen, um die Tiere wegzubringen.
    Die Frage war: Wo steckte Trahern? Irgendwo, wo er McCays Pferd im Auge behalten konnte, an einem Platz, der ihm selbst Deckung bot. War er immer noch hellwach und auf der Hut, oder waren seine Sinne schon benebelt von der Anstrengung? Wurde er allmählich schläfrig?
    Nach McCays Berechnungen mussten etwa fünf Stunden vergangen sein, seit der Kopfgeldjäger in seiner Nähe aufgetaucht war. Also konnte es jetzt nicht mal zehn Uhr am Abend sein. Trahern war zu gewieft, um in seiner Wachsamkeit schon so bald nachzulassen. Diese Gefahr bestand eher in den frühen Morgenstunden, wenn die Augenlider schwer wurden und der Geist benommen war vor Erschöpfung.
    Aber ging Trahern dann nicht davon aus, dass er, McCay, in aller Ruhe abwartete? Fühlte er sich wirklich sicher genug, jetzt eine Stunde zu schlafen, weil er annahm, dass McCay erst im Morgengrauen versuchen würde, an sein Pferd zu kommen und ihn damit wecken würde?
    McCay grinste, während ihn Wagemut erfasste. Verdammt, er könnte genauso gut aufstehen und jetzt zu seinem Pferd gehen! Die Chancen blieben gleich, ganz egal, was er tat. Und wenn die Chancen gleich gut standen, zu gewinnen oder zu verlieren, war es seiner Erfahrung nach am besten, alles auf eine Karte zu setzen.
    Er arbeitete sich weiter zu der Felsnase vor, die dem Pferd Schutz bot, dann wartete er, bis er an den Geräuschen merkte, dass das Tier aufgewacht war. Er wartete noch weitere Minuten, dann erhob er sich lautlos und ging zu dem großen Braunen, der
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