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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)
Autoren: M. A. Pierce
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keine Gerechtigkeit, wütete Aeriel insgeheim und voller Verzweiflung.
    Aeriel hielt die große schwarze Feder des Ikarus vor ihr Gesicht, öffnete die Augen und starrte sie an. Ihre glanzlose Finsternis absorbierte das helle, rauchende Lampenlicht. Und die Nacht war dunkler als das schwarze Auge eines Vogels. Nur die weiße Ebene von Avaric leuchtete schwach im bleichen blauen Licht des Oceanus.

    » Jemand muss den Vampir töten«, flüsterte sie fast entschuldigend der Feder zu. Ihr Atem ließ die feinen schwarzen Daunen am Federkiel erzittern. »Damit Eoduin gerächt wird.«
    »Es gibt keine Vampire«, sagte Dirna freundlich, die ihr als Einzige in dem kleinen Zimmer Gesellschaft leistete. Sie saß hinter Aeriel und kämmte ihr vorsichtig das Haar an den Stellen, wo ihr Kopf noch schmerzte.
    »Und was ist das hier?«, fragte Aeriel und drehte sich um. Sie nahm Dirnas Hand und führte die langen ledernen Finger der Alten über den Rand der Feder.
    »Ich weiß es nicht«, zischelte Dirna leise. Ihre Stimme klang dünn und scharf, so ganz anders als Bombas tiefer Alt.
    »Du weißt es nicht?«, beharrte Aeriel. »Wie fühlt es sich an?« Die Alte seufzte und griff nach dem kleinen Hornkamm, der sich in Aeriels Haaren verfangen hatte. »Zugegeben, Liebes, es sieht aus wie eine Feder, aber es kann keine sein. Vielleicht ist es ein Blatt oder die Blüte einer Hochgebirgspflanze, die bisher noch niemand gesehen hat…«
    »Dirna!«, rief Aeriel.
    Die Dienerin starrte jedoch unbewegt geradeaus und sagte leise, aber bestimmt: »Es gibt nicht einmal halb so große Vögel. Und wenn, dann sind sie rosa, hellblau oder grünlich. Du aber behauptest, das Wesen da sei schwarz. Es gibt keine schwarzen Vögel.«
    »Die Feder stammt von keinem Vogel«, sagte Aeriel geduldig. »Es gibt keine Vampire«, wiederholte Dirna geduldig, »ebenso wenig wie es Schlammbeißer und Wasserhexen gibt.«
    Aeriel starrte ins Zimmer und schwieg. So war Dirna immer
schon gewesen. Manchmal hatte sie diesen unheimlichen Gesichtsausdruck, wenn sie in der Stimmung war, Geschichten zu erzählen; dann beschwor sie die Wahrheit bei den Mächten der Finsternis. Doch manchmal klärte sich ihr Blick, und sie verhöhnte die anderen wegen ihres Aberglaubens.
    Nun schien sie in dieser Stimmung zu sein, und Aeriel verzweifelte. Sosehr sie auch Dirnas unheimliche Geschichten fürchtete, mehr noch bedrückte sie ihre ruhige Gelassenheit. Sie wünschte, Dirna hätte sie nicht hier entdeckt, sondern sie in ihrer nächtlichen Beschaulichkeit hier im Alkoven allein gelassen. Sie fühlte, wie die Alte wieder ihr feines blondes Haar durchkämmte.
    »Die Luft ist dünn dort oben auf den Bergen«, sagte die Alte. »Vielleicht hat Übermüdung deinen Blick getäuscht. Vielleicht war es ein Erdrutsch, oder sie stürzte, ich weiß es nicht.« Der Kamm kratzte und zog an Aeriels Haarschopf. Dirna seufzte. »Mach dir keine Sorgen, Liebes. Ich weiß, es war nicht deine Schuld.«
    Aeriel versteifte sich und starrte sie an. Die Alte schien zu lauschen, aber Aeriel konnte niemanden entdecken.
    Hinter vorgehaltener Hand sagte Dirna leise: »Eoduin zu dienen war sicher nicht einfach.« Und während sie ein paar Haare aus dem Kamm entfernte, fuhr sie fort: »Und doch hat sie dich bewundert, wusstest du das? Wie du beispielsweise die Schläge ihrer Mutter ohne einen Laut einstecktest. Du weißt ja, wie schnell sie in Tränen ausbrach, wenn ihr der Vater mal einen Klaps gab …« Mit den Fingern lockerte Dirna jetzt das Haar, damit es schön fiel. »Ich glaube, sie war sogar ein bisschen eifersüchtig.
Kannst du dir das vorstellen, mein Herz, selbst wenn’s dir widerstrebt? Deine Herrin … und eifersüchtig!«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte Aeriel. Dirnas Worte erstaunten sie. Eoduin sollte eifersüchtig gewesen sein? Und dazu noch auf sie. Unmöglich. »Ich liebte Eoduin.«
    »Ich will davon nichts wissen«, zischelte Dirna leise, »dann kann ich auch nichts weitererzählen.« Sie legte die Finger unter Aeriels Kinn und drehte ihren Kopf, bis sie ihr direkt ins Gesicht sah. Dabei senkte sie die Stimme zu einem kaum hörbaren Flüstern. »Alle glauben dir, das musst du wissen, und wenn nicht, dann halten sie den Mund. Auch der Dorfälteste glaubt dir, sonst hätte er die Wahrheit aus dir herausgeprügelt.«
    Aeriel fühlte, wie der Kamm ihr Haar teilte.
    »Sie sind mit Fackeln ins Gebirge gegangen, sie suchten an der Stelle. Sie fanden aber nichts, doch das ist kein Wunder. Bei
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