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Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)

Titel: Gefangene des Engels - Pierce, M: Gefangene des Engels - The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1), A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3)
Autoren: M. A. Pierce
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Erdlicht und Fackelschein kann man auch nicht richtig sehen.« Der Kamm verhakte sich in Aeriels Haarflut. »Dafür fanden sie noch ein paar von diesen Blättern … oder Federn, was immer es auch sein mag. Das habe ich jedenfalls gehört. Du warst klug, dass du sie überall verstreut hast. Und der Leichnam wird bei Sonnenaufgang schon zu Staub zerfallen sein.«
    Dirnas Stimme war zu einem undeutlichen Gemurmel geworden. Dann lachte sie leise, verschwörerisch.
    »Du bist viel schlauer, als ich dachte, meine Kleine. Da steckt mehr Verstand in deinem Köpfchen, als du je gezeigt hast. Mir kannst du’s ja sagen. Hast du’s geplant oder die günstige Gelegenheit beim Schopf ergriffen? Bei Sonnenaufgang kannst du mich mit hinaufnehmen, wir sammeln dann die Gebeine ein.«

    Aeriel starrte die Alte an. Ihre Kehle schnürte sich zusammen. Plötzlich sehnte sie sich nach Bomba. Sie wünschte, Dirna wäre nie gekommen. »Du wirst keine Knochen finden«, stammelte sie. »Die einzigen Knochen da oben stammen von den Meerestieren, die schon vor ewigen Zeiten gestorben sind.«
    Unbeeindruckt kämmte Dirna ihr Haar weiter. »Hab keine Angst«, sagte sie, »du kannst mir vertrauen.« Die Stimme der Alten war voller Mitgefühl. »Ich kenne die Umstände … Die Höhe, ein Schlückchen Blütennektar. Ja, das kann jeden verrückt machen.«
    Aeriel wich vor ihr zurück. »Ich habe es nicht getan«, sagte sie. »Du glaubst, ich hätte sie getötet, aber das stimmt nicht. Es war der Vampir. Er hat sie geraubt.«
    Dirna schüttelte den Kopf. »Es gibt keinen Vampir, mein Kind.«
    »Und es gibt ihn doch!«, schrie Aeriel und biss die Zähne zusammen. Empörung überkam sie: gegen den Ikarus, gegen Eoduins treulose Familie und Freunde, gegen Dirna und ihre heimtückischen Worte. »Es gibt ihn«, wiederholte sie und zerdrückte die Feder in ihrer Hand.
    »Nicht doch«, entgegnete Dirna bestimmt. »Nun lass mich dein Haar weiterkämmen!«
    »Nein!«, brauste Aeriel auf und trat einen Schritt zurück.
    »Alles ist gut«, flüsterte Dirna mitfühlend. »Ich kann verstehen, wie dir zumute ist. Habe ich’s dir noch nicht erzählt? Auch ich habe einst jemanden getötet, der mir lieb und teuer war.«

    Aeriel blickte die Alte voller Entsetzen an, einem fast ebenso großen Entsetzen, wie sie es im Gebirge empfunden hatte. Sie erinnerte sich wohl an eine dieser Schauergeschichten, die ihr Dirna heimlich unter vier Augen erzählt hatte. Es war keines dieser kindischen Märchen, wie sie Bomba zum Besten gab. Sie unterschied sich auch von denen, die Dirna gewöhnlich erzählte, denn diese Geschichte, so hatte sie geschworen, war ihr wirklich passiert.
    Dirna saß mit dem Kamm vor Aeriel und starrte mit milchigen blinden Augen ins Leere. »Was ist los?«, fragte Dirna und drehte den hocherhobenen Kopf in Aeriels Richtung. »Komm her! «
    »Nein«, stieß Aeriel hervor und trat noch einen Schritt zurück. Die Verrückte griff nach ihr. »Komm her. Ich will dein Haar kämmen.«
    »Nein!«, schrie Aeriel und floh. Die schwarze Feder entglitt ihrer Hand, als sie durch das leere Färberzimmer und den Webraum, in dem die ganzen Dienerinnen saßen, rannte. Sie stolperte über einen Korb mit gesponnenem Garn, das sich über den staubigen Fußboden verteilte. Sie kam wieder auf die Füße und stürzte, begleitet von den wütenden Schreien der anderen, aus dem Raum.
    Sie fand Bomba im Spinnzimmer. Halb eingenickt saß die Greisin in sich zusammengesunken in einer Ecke. Ihre große Knochenspindel war zu Boden gefallen, der feine Wollfaden entglitt ihren schlaffen Fingern. Die anderen Frauen schwatzten und spannen weiter, ohne auf die alte Magd zu achten.
    »Bomba!«, rief Aeriel und sank neben ihr nieder. »Bomba.«
    Die Alte brabbelte, blinzelte schläfrig und streckte dann die dicken Arme aus, um das verängstigte Mädchen zu liebkosen. »Hm, was gibt’s, Kleine?«, murmelte sie. »Hast du wieder Alpträume? «
    »Es ist Dirna«, schluchzte Aeriel. »Sie glaubt … sie sagt …«
    Bomba wurde ein wenig wacher und gab missbilligende T-Töne von sich. »Dirna, eh? Geh ihr aus dem Weg, Kind … sie ist eine alte Schwätzerin und ein bisschen übergeschnappt. Weißt du das denn nicht?«
    Aeriel vergrub ihr Gesicht an Bombas weichem Busen und weinte. »Ich werde den Vampir töten«, schluchzte sie voller Hass auf den Mörder ihrer geliebten Eoduin. »Ich werde ihn töten! « Ihr ganzer Körper zitterte. Sie dachte wieder an die Worte der Frau des Dorfältesten:
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