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Gefangene der Magie

Gefangene der Magie

Titel: Gefangene der Magie
Autoren: Rebecca Wild
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sie sich auch nicht vorher mit dem Totenbeschwörer abgesprochen?
    Ein lautes Klingeln hinter ihr riss Kira aus den Gedanken. Vor Schreck rutschte sie aus und schlitterte unelegant über den regennassen Asphalt. Ihr Herz pochte aufgeregt in ihrer Brust. Die Müdigkeit war wie weggefegt.
    Kira drehte sich langsam um, während sie ihre Magie kampfbereit in ihrem Inneren sammelte. Die letzten Wochen hatten sie sehr wachsam gemacht.
    Entgegen ihren Erwartungen lauerte dort kein gefährliches Biest, nein, nicht einmal eine Person. Ein Telefon klingelte an der Wand neben der Tür, wo vor einer Minute noch keines gehangen hatte. Jetzt, da Kira ihm ihre Aufmerksamkeit schenkte, klingelte es sogar noch lauter. Es klang ungeduldig.
    Kira blinzelte verwirrt in seine Richtung. Dann machte sie ein paar vorsichtige Schritte darauf zu und streckte die Hand nach dem Hörer aus.
    Bist du sicher, dass das eine gute Idee ist? , fragte Kingsley misstrauisch.
    »Es ist ein Telefon. Was soll schon großartig passieren?«
    Wir haben schon Merkwürdigeres erlebt als ein menschenfressendes Telefon.
    Da hatte er leider Recht.
    »Wie gut, dass ich nur zur Hälfte Mensch bin. Wer weiß, vielleicht bin ich ja ungenießbar?«
    Schön, dass du das endlich einsiehst.
    Kira sandte ihm in Gedanken ein Bild von einem heftigen Fußtritt, dann nahm sie den Hörer ab.
    »Hallo?«, sagte sie leise und kam sich reichlich dämlich vor.
    »Sind Sie wegen der Anzeige hier?«, fragte eine verschlafene Stimme. Irgendein Zauber verhinderte, dass sie Geschlecht und Alter heraushören konnte.
    »Ja.«
    Die Stimme stöhnte. »Gott, haben Sie eine Ahnung, wie spät es ist? Warten Sie, ich komme runter.«
    Dann war die Leitung tot und Kira legte den Hörer zurück auf die Gabel. Als ihr Blick das nächste Mal dorthin glitt, war das Telefon verschwunden.
    Gruselig.
    Verständlicherweise hatte Kira damit gerechnet, der Hexenmeister würde durch die Tür vor ihrer Nase kommen, und war dann etwas überrascht, als sich stattdessen die Tür des gegenüberliegenden Häuschens öffnete. Noch viel mehr überraschte sie jedoch die Gestalt, die in die Nacht hinaushuschte und auf sie zutrat.
    Kira war noch nie zuvor jemandem begegnet, der vorgab, Tote zum Leben erwecken zu können. Diese ganze Zombiesache war ein umstrittenes Unterfangen und wer Friedhof der Kuscheltiere gelesen hatte, verstand auch, wieso. Wer sich erwischen ließ, landete ohne Ausnahme im Gefängnis. Dennoch gab es hier und da noch ein paar Wahnsinnige, die diese verbotene Kunst praktizierten.
    Kira hatte sich so jemanden stark und gefährlich vorgestellt. Jemand Einschüchterndes, der einen vorlauten Zombie wieder in sein Grab zurückprügeln konnte. Aber ob nun Muskelmann oder warzenbesetzte Hexe, damit hatte sie nicht gerechnet.
    Das Mädchen war jünger als Kira, höchstens fünfzehn. Allein im Gesicht war sie an fünf verschiedenen Stellen gepierct. Schwarzes Haar fiel ihr in zerzausten Strähnen bis auf die Schultern, ein heller Ansatz verriet aber, dass es sich bloß um ein billiges Färbemittel handelte. Das Ganze sollte wohl rebellisch wirken, verfehlte seine Wirkung jedoch durch den verschlafenen Ausdruck und das niedliche Grübchen am Kinn.
    Das Mädchen blieb ein paar Meter von ihr entfernt stehen – wohl zur Sicherheit – und ließ den Blick an ihr auf- und abgleiten. »Hey, hätte ich gewusst, dass Lara Croft vor meiner Tür steht, wäre ich schneller runtergekommen.«
    Kiras Wangen wurden heiß. Wenn selbst gepiercte Teenager einen ansahen, als wäre man nicht richtig im Kopf, musste da was dran sein. Aber mal ehrlich, bei dem Aufzug war das kaum verwunderlich: Kira trug eine schwarze, hautenge Lederhose, die so tief saß, dass sie dauernd das Bedürfnis verspürte, sie wieder raufzuziehen, Stiefel aus demselben Material und ein dunkelblaues Top, das an den Seiten hochgeschnürt war.
    Und ja, sie fühlte sich tatsächlich wie eine billige Lara-Croft-Imitation. Dabei war das so gar nicht ihr Stil. Im Gegensatz zu den anderen Sidhe, die allesamt große Auftritte und flatternde Stoffe in leuchtenden Farben liebten, und zum großen Entsetzen ihrer besten Freundin, der stilbewussten Wassernymphe Elly, war sie schon immer mehr der Verwaschene-Jeans-und-T-Shirt-Typ gewesen. Wieso also lief sie als Fetischmodel durch die Gegend?
    Schuld war wie immer Kingsley. Als sie beide die Lust daran verloren hatten, sich jedes Frühstück aus dem Supermarkt zu klauen und in Autos zu schlafen, hatte Kingsley
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