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Gefangene der Magie

Gefangene der Magie

Titel: Gefangene der Magie
Autoren: Rebecca Wild
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drauflos.
    »Pooka, sei vorsichtiger!«, drängte sie, als Holz splitterte und Kingsley panische, kopfzermarternde Schreie losließ.
    Der Deamhan zügelte sich, schlug nun gezielt große Kerben in den Sargdeckel, und Kira legte das geborstene Holz auf die Seite.
    Mit bebenden Fingern nahm sie die große Taschenlampe vom Rand des Grabes in die Hand und richtete den Lichtstrahl auf das totenbleiche Gesicht zu ihren Füßen.
    »Bei Danu*, Kingsley, du stinkst«, sagte Kira.
    Die freie Hand schnellte automatisch zu ihrer empfindlichen Nase, als ihr der Geruch von Verwesung und totem Fleisch entgegenwehte. Dabei sah Kingsley selbst im Tod noch unverschämt gut aus. Volles schwarzes Haar umrahmte ein junges kantiges Gesicht. Dichte Wimpern und Lippen, die trotz der Totenstarre arrogant verzogen waren. Wenn die verräterische Blässe und der Gestank nicht gewesen wären, hätte man denken können, Kingsley schlafe bloß.
    Haha. Sehr taktvoll, Kira, wirklich . Kingsley gab sich betont gelassen, doch sie konnte das Grauen deutlich spüren, das der Anblick seines leblosen Körpers bei ihm auslöste.
    Auf einmal fühlte sich Kira mies, über seine Leiche hergezogen zu haben. Auch Magier hatten Gefühle und niemand sollte sich selbst so sehen müssen. Mitgefühl übermannte sie und sie stellte die leuchtende Taschenlampe neben sich ab.
    »Cian … es tut mir leid«, sagte sie. Wenn sie gekonnt hätte, hätte sie ihn sogar in den Arm genommen.
    So aber blieb ihr nichts anderes übrig, als betreten auf das Grab zu starren und sich selbst schützend gegen die innere Kälte zu umarmen.
    Ihr Blick wanderte wie von alleine vom Grab weg, ihren Körper hinauf und blieb schließlich verdächtig lange an ihrem Dekolleté hängen. An ihren Brüsten, die sie unbeabsichtigt mit den Armen zusammengedrückt hatte.
    Auf die Sekunde war jedes Mitgefühl für Kingsley verschwunden.
    »Du Schuft!« Mit glühenden Wangen kniete sie nieder, um Pooka zu helfen, den Rest des Körpers freizulegen.
    Der Deamhan nahm die Form zweier frei in der Luft schwebender Hände an und gemeinsam begannen sie, den Leichnam in das mitgebrachte Leinentuch einzuwickeln.
    Hätte Kingsley die Kontrolle über ihren Körper besessen, hätte er es sich wahrscheinlich einfach gemacht: die Leiche mit einem verschwenderisch großen Magieschub aus dem Grab herausschweben lassen. So aber mussten Pooka und sie den Körper mühsam hinauszerren.
    Kingsley konnte wohl nicht einmal etwas dafür. Magier hatten nun mal ein ganz anderes Verhältnis zur Magie. Im Gegensatz zu den paranormalen Wesen verfügten sie über keine eigene Magie, sondern mussten sie aus magischen Wesen oder Orten beziehen. Dass man dann nicht mehr so umsichtig mit ihr umging, war verständlich.
    Dieses Verständnis hatte sie jedoch nicht immer gehabt. Erst seit sie ihre eigenen Magierfähigkeiten kannte, die ihr Vater ihr vererbt hatte. Fähigkeiten, die sie genauso oft verfluchte, wie sie ihr das Leben retteten.
    »Was zur Hölle tun Sie da?«, donnerte eine Stimme hinter ihnen.
    Kira stolperte. Der regennasse Boden bot kaum Halt, sie geriet ins Straucheln und rutschte mit Kingsleys Leiche in den Armen aus. Sein Körper fiel auf sie drauf und presste ihr die Luft aus der Lunge. Leichengestank schlug ihr ins Gesicht und Kira musste würgen.
    Zum ersten Mal auf dir drauf zu liegen, habe ich mir ehrlich gesagt ein wenig romantischer vorgestellt, witzelte Kingsley.
    Ohne Luft in der Lunge, konnte Kira über Kingsleys Kommentar nur stöhnen.
    Ein kleiner Mann um die vierzig leuchtete ihr mit einer Taschenlampe ins Gesicht, die Augen zu wütenden Schlitzen verengt. Bei ihrer kilometerlangen Pechsträhne war er natürlich ein Magier. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass sie hier auf einem Friedhof inmitten eines Magic Centrals waren.
    Seine magischen Fähigkeiten konnten aber nicht besonders stark sein. Warum sonst sollte er als Friedhofswärter sein Dasein fristen?
    Wäre er ein Mensch gewesen, hätte Kira sich einfach unter einer Illusion verschwinden lassen und einen leisen Abgang gemacht. So war die Lage etwas komplizierter. Wenn auch nicht aussichtslos.
    Für sein Alter waren die Reaktionsfähigkeiten des Wärters bemerkenswert schnell. Im Dunkel der Nacht hatte sich Kira nicht damit aufgehalten, ihr Aussehen zu verschleiern. Ein kurzer Blick über die spitzen, aus dem braunen Haarschopf lugenden Ohren, die leicht schimmernde, viel zu makellose Haut und die unmenschlichen Proportionen verrieten dem Magier
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