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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit
Autoren: L Blue
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Zweikampf hatte herausfordern wollen, so mühelos, dass es fast lachhaft war. Wer auch immer er war, er konnte jedenfalls gut genug reiten und zu Fuß vermutlich auch gut genug kämpfen. Aber es überstieg seine Fähigkeiten offensichtlich, beides gleichzeitig zu tun. Tristan brach ihm mit einem einzigen Streich den linken Arm, während er sich tief über Daimons Hals beugte, um der schweren Pike in der Rechten seines Gegners auszuweichen, die dieser unbeholfen schwang. Als der Schurke vor Schmerz fluchte und die Zügel fallen ließ, schwang sich Tristan herum und trat ihm unmittelbar gegen die Brust. Der Brigant rutschte im Sattel seitwärts und verlor auch die letzte Kontrolle über sein Pferd. Tristan traf ihn nun ernstlich und spaltete ihm mit dem Schwert den Schädel.
    »Evan!«, hörte er eine Frau schreien, wandte sich um und sah den kleinen Bogenschützen, den er hatte töten wollen, auf seinen – nein, ihren – Füßen stehen. Sie starrte ihn offen entsetzt an, und der Mann neben ihr wandte sich um und sah ihn ebenfalls an. Sean Lebuin. Der Anführer der Schurken sah seinen Mann unter Tristans Schwert fallen, und sein blau bemaltes Gesicht verzog sich vor Zorn. Er trat zu seinem Pferd, einer reinweißen Stute mit struppiger Silbermähne, und sprang kampfbereit in den Sattel.
    »Sean, warte!«, rief Siobhan, hob das Schwert ihres Bruders auf, lief los und reichte es ihm, wobei ihr eigener Schmerz vergessen war. DuMaine hatte Evan niedergemetzelt, als wäre der ein Kind, das auf einem Pony Ritter spielte. Sie hatten bei ihren Bestrebungen zur Befreiung ihres Volkes gegen viele adlige Ritter gekämpft, aber sie hatte noch niemals in ihrem Leben einen Mann gesehen, der sich so schnell bewegte oder sein Pferd so geschickt manövrierte. Nicht einmal Sean selbst. »Stell dich ihm nicht alleine«, rief sie über den Lärm hinweg, aber ihr Bruder hörte nicht zu. Er nahm das Schwert, trieb sein Pferd an und stürzte sich ins Getümmel. »Sean!« Sie sah, dass DuMaine lächelte – ein wahrer Teufel, hinter dem die Flammen der Palisaden aufloderten. Er hatte überhaupt keine Angst.
    »Mylady!« Jemand ergriff ihren verletzten Arm und bemühte sich, ihre Aufmerksamkeit zu erringen, und sie wandte sich ungeduldig um. »Mylady, helft mir, bitte.« Die Frau war ungefähr in ihrem Alter, war wie eine Bäuerin gekleidet, und ihr Gesicht schien Siobhan vage vertraut. Sie hatte sie schon früher gesehen, wahrscheinlich in einem der Dörfer, in denen die Briganten Zuflucht gefunden hatten. Sie hielt ein Kind in den Armen, ein kleines, blondes Mädchen in einem rosafarbenen Seidengewand. »Lady Clare ist noch klein«, sagte die Frau. »Bitte, Ihr müsst mir helfen, sie zu beschützen.«
    »Lady Clare?« Sie umfasste unsanft das Kinn der Kleinen und drehte ihr Gesicht dem Licht zu. Sie hatte grüne mandelförmige Augen, die Siobhan ernst und ängstlich beobachteten, aber sie gab keinen Laut von sich. »Dies ist Tristan DuMaines Kind?« Sie blickte zum Kampf zurück, und das Herz schlug ihr plötzlich bis zum Hals. Beide Pferde waren auf die Hinterbeine gestiegen und traten nun mit den Hufen aufeinander ein. Blut aus einer klaffenden Stirnwunde lief Sean bereits das Gesicht hinab.
    »Ja, Mylady«, antwortete die Bäuerin. »Aber sie ist unschuldig.«
    Siobhan wandte sich ihnen wieder panisch zu und sah, dass das Kind sie noch immer beobachtete. Tristan DuMaines einziges Kind. »Kommt«, sagte sie und streckte die Arme aus. »Gebt sie mir.«
    Zum ersten Mal, seit Tristan erkannt hatte, dass seine Tore durchbrochen worden waren, empfand er wieder Hoffnung. Wenn er Lebuin im Einzelkampf töten könnte, würden sich seine Gefolgsleute gewiss ergeben. Und er stand sehr kurz davor, genau das zu schaffen. Der Rebellenführer hatte geschickter gekämpft, als Tristan es jemals von ihm erwartet hätte, aber der Tod seines Gefährten hatte ihn vor Zorn blind gemacht, noch bevor ihm durch einen Schlag von Tristans Schwert Blut über die Augen lief.
    Tristan lenkte Daimon neben die Stute des Briganten und stach erneut auf ihn ein. Lebuin gelang es, sich zu drehen und dem schlimmsten Schlag auszuweichen, aber er verlor die Balance im Sattel. Wesentlich geschickter, als sein Mitstreiter gewesen war, verlagerte er sein Gewicht und rollte sich auf dem Boden ab, anstatt zu stürzen, wobei er das Pferd als Schutz zwischen sich und Tristan brachte. Aber nun war er erledigt. Daimon trat nach ihm und stieß ihn flach aufs Gesicht, und Tristan sprang
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