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Gefangene der Dunkelheit

Gefangene der Dunkelheit

Titel: Gefangene der Dunkelheit
Autoren: L Blue
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aus dem Sattel und hielt ihn auf dem Boden fest.
    »Törichter Bastard«, knurrte er, packte den Briganten an den Haaren und riss seinen Kopf zurück, um ihn vom Hals abzutrennen und seine eigenen Kümmernisse so für immer zu beenden.
    »DuMaine!« Es war erneut die Stimme der Frau, dieses widernatürlichen Geschöpfs, das einen seiner fünf kostbaren Ritter mit einem einzigen Pfeil getötet hatte. Als er aufblickte, sah er sie auf sich zukommen, erstarrte und fühlte sein Blut in den Adern gefrieren. Sie hielt Clare in ihren Armen und drückte einen Dolch an die Kehle seiner Kleinen.
    »Lasst ihn los!« Siobhans Herz hämmerte ebenso vor Scham wie vor Angst. Sie war vielleicht eine Brigantin, aber es lag nicht in ihrer Natur, ein unschuldiges Kind zu töten. »Lasst ihn los, oder sie stirbt!« Was ist, wenn es ihn nicht kümmert?, dachte sie, und ihre Gedanken rasten wild. Was ist, wenn sich das mangelnde Empfindungsvermögen, das er den Leuten gegenüber gezeigt hatte, die er gefangen genommen und versklavt hatte, sogar auf sein eigen Fleisch und Blut erstreckte? Sie wollte zu ihrer eigenen Beruhigung Sean ansehen, aber sie wagte es nicht, aus Angst, die Nerven zu verlieren. Sie zwang sich stattdessen, unmittelbar in DuMaines kalte, grüne Augen zu blicken.
    »Teufelin«, sagte Tristan leise und empfand Übelkeit. Er konnte nun erkennen, dass die Frau, die über ihnen stand, auch unter der auffälligen blauen Farbe wunderschön war. Sie hatte große strahlend blaue Augen und pechschwarzes Haar, das im Feuerschein glänzte, obwohl es zerzaust war. Aber sie war eine Teufelin, eine Bestie in Frauengestalt. Welche wahre Frau mit sanftem Herzen konnte das Leben eines Kindes bedrohen?
    »Lasst meinen Bruder los«, befahl sie, und ihre Stimme klang wie Eis. Sie presste ihren Dolch fester an Clares Kehle, und das kleine Mädchen keuchte und atmete mühsam durch die Nase ein. Ihre Augen waren vor Angst geweitet. »Ich werde Euch nicht noch einmal auffordern.«
    Siobhan war sich einen langen, schrecklichen Moment sicher, dass er es darauf ankommen lassen würde. Dann erhob er sich langsam, ließ Sean los und ließ sein Breitschwert fallen.
    Sean sprang auf und hielt seine Schwertspitze an die Kehle des Normannen. »Sagt Euren Männern, dass sie sich ergeben sollen«, befahl er.
    »Lasst zuerst mein Kind los«, antwortete DuMaine, der Siobhan noch immer ansah. Sie war erst ein Mal einem solch unbändigen Zorn begegnet – als Sean das Herz des Mannes herausschnitt, der ihren Vater umgebracht hatte.
    »Dem Kind wird nichts geschehen«, sagte Sean ungeduldig. »Das schwöre ich.«
    »Nicht Ihr«, erwiderte DuMaine. »Sie.« Sein Kinn war so fest angespannt, dass ein Muskel an seiner Wange zuckte. Er sah gut aus, wie Siobhan jäh erkannte, auf eine Art, wie sie es noch nie bei einem Mann gesehen hatte. Aber der Hass in seinen Augen war unverkennbar. »Ich will, dass sie es schwört.«
    »Ich schwöre es«, antwortete sie. Einer ihrer Leute trat vor, um DuMaine die Hände auf dem Rücken zu fesseln, und als er keinen Widerstand leistete, ließ sie den Dolch fallen. »Sie ist in Sicherheit.«
    Tristan nickte, während er beobachtete, wie sie Clare wieder in Emmas Arme gab. War das Kindermädchen an dem Plan beteiligt gewesen? Hassten sie ihn alle so sehr? »Papa!«, schrie Clare, als sie erkannte, dass Emma sie fortbringen wollte. »Die bösen Männer!« Sie begann zum ersten Mal zu weinen. »Die bösen Männer!« Sie schluchzte noch immer, während sie sich entfernten.
    »Genug!«, rief Tristan. Es war ein Aufschrei, der seinen Kummer bewältigen sollte, und jene wenigen Männer, die noch immer gegen die Briganten kämpften, um zu ihm zu gelangen, ließen ihre Schwerter fallen. Seine Ritter gehorchten. Adlige, die von Gesindel gefangen genommen, durch die Schwäche ihres Dienstherrn betrogen worden waren. Tristan wandte seinen Blick schließlich von der bösen Schönheit vor sich ab und sagte zu Lebuin: »Das Schloss gehört Euch.«

2
    Siobhan stürmte über die hölzerne Brücke zum Turmhügel und drängte sich an den Soldaten vorbei, die sich vor der Tür des Turms herumdrückten. »Sean!«, rief sie und polterte die Stufen hinab.
    Ihr Bruder stand mitten in der weiten Halle. »Sean«, wiederholte sie und lief in seine Arme.
    »Da bist du ja«, sagte Sean halb lachend, während er sie an sich drückte. »Wie steht’s mit der südlichen Mauer?«
    »Eingestürzt«, antwortete sie. »Einige der Männer schneiden gerade Holz, um
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