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Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)

Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)

Titel: Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
Autoren: Mia James
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Selbst wenn sie ins Schwarze getroffen hatte, war sie nicht sicher, ob sie die Wahrheit wirklich hören wollte. Allein die Vorstellung, dass ihre Mutter und der Falke all die Jahre zusammen gewesen waren, während ihr Vater noch gelebt hatte, war unerträglich für sie. Wenn sie ehrlich war, sehnte sie sich regelrecht danach, dass ihre Mutter den Vorwurf abstreiten würde.
    »Du hast dir offensichtlich längst eine Meinung gebildet, und nichts, was ich sage, wird dich davon abbringen, April. Ich wünschte, ich könnte dir erklären, weshalb ich es dir nicht gesagt habe, aber …«
    »Du brauchst mir nichts zu erklären. Ich weiß es bereits – weil du egoistisch bist und schon immer warst. Du denkst nur an dich, an sonst niemanden.«
    Silvia presste die Lippen aufeinander. »Egal, wie du darüber denkst, April, du bedeutest mir sehr viel. Und daran wird sich nie etwas ändern.«
    April starrte aus dem Fenster. »Ich denke, du solltest jetzt lieber gehen.«
    Silvia nickte. »Aber tu mir bitte einen Gefallen. Geh zu Grandpa und bleib in seiner Nähe. Es ist so gefährlich hier. Ich will, dass du in Sicherheit bist.«
    April sah sie finster an. »Das hättest du dir früher überlegen müssen.«
    Sie stand aus dem Bett auf, trat zur Tür und hielt sie auf. »Lass mich einfach in Ruhe«, sagte sie.
    »April …«
    »Nein. Geh einfach. Geh!« Als Silvia verschwunden war, schloss April leise die Tür und zog die Jalousien zu. Dann ließ sie sich an der Wand entlang zu Boden gleiten, rollte sich wie ein Säugling zusammen und begann zu schluchzen.

Achtunddreißigstes Kapitel

    A pril setzte sich auf die kalten Stufen und schlang sich die Arme um die Knie.
    »Hi, Daddy«, sagte sie. »Geht’s dir gut da drin? Mir geht’s auch gut. Na ja … eigentlich nicht. Ich bin von zu Hause ausgezogen. Mit Mum läuft es im Moment nicht gut, deshalb wohne ich jetzt bei Grandpa. Daher kann ich wahrscheinlich nicht mehr so oft herkommen wie sonst.«
    Sie schüttelte den Kopf. Als würde sich eine Leiche, die in einer Krypta lag, Gedanken darüber machen, wie oft sie ihn besuchen kam. Er ist tot, April , dachte sie. Lass ihn los .
    April blies in ihre Hände und verlagerte ihr Gewicht. Sie konnte nur hoffen, dass sie sich keine Blasenentzündung oder Hämorrhoiden einfing, weil sie zu lange auf den kalten Steinstufen gesessen hatte.
    »Sieht so aus, als könnte Grandpa mich auch vor der Polizei beschützen. Nach allem, was passiert ist, haben sie es offenbar auf mich abgesehen. Und ich kann ihnen noch nicht mal einen Vorwurf daraus machen.«
    Wäre sie die leitende Ermittlungsbeamtin, käme April Dunne ihr jedenfalls höchst verdächtig vor. Eine Zeugin vierer Morde und eines Selbstmords und selbst Opfer von drei Mordanschlägen, die nun auch noch mit den Leichen ihres Lehrers und eines angeblichen Schulfreunds in einem halb abgebrannten Haus gefunden worden war … Sie schien den Tod wie ein Magnet anzuziehen.
    Trotzdem war die Polizei ihre geringste Sorge. Viel wichtiger waren die Vampire. Zwei von ihnen hatten herausgefunden, dass sie die Furie war. Wie lange würde es dauern, bis auch die anderen dahinterkamen? Und, was noch viel wichtiger war, würde April rechtzeitig das Geheimnis um Ravenwood lösen können?
    Sie sah den Pfarrer lange, bevor er sie bemerkte. Er kam den Hauptweg herauf und musste immer wieder stehen bleiben, um Atem zu schöpfen. Seine Wangen waren gerötet von der Kälte und der Anstrengung. Sie beschloss, ihm ein Stück entgegenzugehen.
    »Findet heute ein Begräbnis statt?«, fragte sie.
    »Ah, April.« Er schien ein wenig nervös zu sein. »Nein, nein, hier im Westteil des Friedhofs werden nicht mehr oft Menschen begraben. Aber das weißt du ja wahrscheinlich längst. Nein, ich mache nur manchmal einen kleinen Spaziergang. Ich schlendere gern zwischen den Gräbern herum. Die Liebe und der tiefe Glaube, die sie verströmen, geben mir Kraft. Hört sich das seltsam für dich an?«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    Gemeinsam gingen sie den Hügel hinauf.
    »Und wie geht es dir, mein Kind?«, fragte er. »Ich habe gehört, du musstest erneut ins Krankenhaus eingeliefert werden.«
    »Das stimmt, aber diesmal war es nichts Schlimmes. Nur eine leichte Rauchvergiftung. Aber Sie haben recht. Die Schwestern kennen mich inzwischen wahrscheinlich alle beim Namen.«
    Der Pfarrer lächelte.
    »Der Ärger scheint dich regelrecht zu verfolgen, was? Aber du wärst wohl nicht die Tochter deines Vaters, wenn es anders wäre,
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