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Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)

Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)

Titel: Gefangene der Dämmerung: Ravenwood 2 - Roman (German Edition)
Autoren: Mia James
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gelaunt? Ich dachte, du wärst schwer deprimiert, weil du wieder zur Schule musst – du hast mir doch dauernd in den Ohren gelegen, ich würde nicht verstehen, wie schrecklich das alles für dich wäre!«
    »Anscheinend kapierst du es wirklich nicht, Mum.« April nippte an ihrem Saft. »Sonst würdest du dich wohl nicht so über mich lustig machen. Die Zeiten haben sich geändert, seit du so alt warst wie ich. Inzwischen gibt es sogar Autos und Telefon.«
    »So alt bin ich auch wieder nicht, Schatz. Ich habe durchaus auch mal über die Stränge geschlagen.«
    »Sagt Grandpa auch.«
    Silvia verdrehte die Augen. »Kannst du mir mal das Paracetamol aus dem Schrank geben? Ich glaube, ich kriege Kopfschmerzen.«
    »Wahrscheinlich vom Weißwein, oder?«
    April reichte ihr die Packung und sah zu, wie Silvia die Tabletten herausdrückte.
    »Und was machen wir morgen an deinem großen Tag?«, fragte ihre Mutter.
    »Nichts. Ich will lieber gar nicht daran denken. Ohne Dad ist das alles … Ach, du weißt schon, was ich meine.«
    Silvia ergriff ihre Hand und drückte sie.
    »Ja, aber wir sollten das Leben feiern, solange wir die Chance dazu haben, findest du nicht?«
    April schüttelte den Kopf.
    »Ehrlich, Mum, ich habe keine Lust auf ein großes Tamtam. Okay?«
    Silvia hob eine Hand. »Ja, natürlich. Es ist deine Entscheidung.« Sie warf April einen Seitenblick zu. »Wo hast du dich denn heute so herumgetrieben?«
    »Dasselbe könnte ich dich fragen.«
    April wusste nicht genau, was ihre Mutter machte, wenn sie abends noch ausging – nur dass sie meistens betrunken nach Hause kam und den halben Vormittag im Bett verbrachte. Und ein paarmal war sie überhaupt nicht nach Hause gekommen. April graute vor dem Gedanken: Ihr Vater war gerade mal ein paar Wochen tot, und sie konnte nicht ausschließen, dass Silvia sich bereits wieder mit anderen Männern traf. Allein die Vorstellung machte sie ganz krank.
    »Mich?«, sagte Silvia. »Ich habe mich mit einer Freundin getroffen, wenn du es unbedingt wissen willst. Muss ich mir dafür erst eine Erlaubnis von dir abholen? Aber weich mir nicht aus. Wo bist du gewesen?«
    »Bei Dad.«
    Silvia hielt einen Moment lang inne. April wusste genau, dass sie es alles andere als gern sah, wenn ihre Tochter allein zum Friedhof ging – schon gar nicht, nachdem Marcus Brent sie um ein Haar getötet hätte. Aber sie konnte April ja schlecht verbieten, das Grab ihres Vaters zu besuchen.
    »Mach dir keine Sorgen.« April seufzte. »Ich passe schon auf. Außerdem würde Miss Leicester bestimmt keine finsteren Gestalten auf den Friedhof lassen.«
    »Nimm das bitte nicht auf die leichte Schulter, April!«
    »Tu ich doch gar nicht! Ich war mit Gabriel dort, wenn du es genau wissen willst.«
    Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, war aber auch keine richtige Lüge. Schließlich war er am Ende ja doch noch aufgetaucht.
    »Warum bringst du deinen geheimnisvollen Freund eigentlich nie mit nach Hause? Ich bin eine moderne Mutter und weiß, wie man sich als junges Mädchen fühlt … Weißt du noch, wie ich dir das damals mit den Blüten und Bienen erklärt habe?«
    »Mum!«, sagte April. »Lass das. Ich will nicht darüber reden.«
    »Wieso denn nicht? Ich bin doch nicht von gestern, und …«
    »Hör auf, Mum! Und du wunderst dich, dass ich ihn nie mitbringe.«
    »Ich mache mir nur Sorgen um dich. Männer können echte Mistkerle sein.«
    »Aber nicht Gabriel. Er hat mir das Leben gerettet, schon vergessen?«
    »Nein, natürlich nicht. Und ich hätte mich auch gern bei ihm bedankt – aber er ist ja gleich verschwunden, als du ins Krankenhaus gebracht wurdest.«
    April schloss die Augen und erinnerte sich an diese Nacht. Gabriel hatte sie mit dem Kuss des Lebens gerettet – und damit sein eigenes Todesurteil unterzeichnet. Sie konnte die grausame Ironie des Schicksals immer noch nicht fassen.
    »Stimmt irgendwas nicht?«
    Als April die Augen öffnete, sah sie, wie ihre Mutter sie anstarrte.
    »Was? Nein, nein, alles okay«, stammelte April, während sie dem Blick ihrer Mutter auswich. »Eben hast du noch gefragt, warum ich so gute Laune hätte.«
    »Ich kenne dich, April«, erwiderte Silvia. »So siehst du immer aus, wenn dir etwas auf der Seele liegt. Ist irgendwas passiert? Geht es um diesen Jungen?«
    »Nein, Mum. Mit ihm ist alles okay«, sagte April stirnrunzelnd. Es irritierte sie immer wieder, wie ihre Mutter binnen Sekunden zwischen banalem Geschwätz und echter elterlicher Sorge hin und her
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