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Gefallene Sonnen

Gefallene Sonnen

Titel: Gefallene Sonnen
Autoren: Kevin J. Anderson
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war Jora’h gütig; der Dobro-Designierte steckte hinter diesem Plan. Aber wenn Jora’h wirklich so gut war, wie Nira geglaubt hatte, warum unternahm er dann nichts gegen das Zuchtlager? Über Generationen hinweg hatten die Ildiraner Menschen gefangen gehalten und missbraucht. Jora’h war der Weise Imperator des Ildiranischen Reiches, und es mangelte ihm gewiss nicht an der Macht, die grässlichen Zuchtexperimente zu beenden. Doch er hatte nichts gegen sie unternommen.
    Osira’h gelangte zu dem Schluss, dass sie niemandem trauen konnte.
    Bevor der Mentalist seine inspirierende Ansprache beenden konnte, betrat der Designierte Udru’h den Raum. Sein Blick glitt über die Gesichter von Niras Halbblut-Kindern und verharrte bei Osira’h. In seinen besorgten Augen zeigte sich ein Glanz, der von Tränen hätte stammen können, vielleicht aber auch auf fanatischen, hoffnungsvollen Stolz zurückging. Stolz auf sie.
    »Ich habe gerade eine Mitteilung vom Prismapalast erhalten«, sagte Udru’h. »Die Hydroger haben unsere Minenwelt Hrel-oro zerstört, und die Solare Marine konnte nichts gegen sie ausrichten.« Osira’h sah die Aufregung im Gesicht des Designierten und in seinen Bewegungen. Gefühle gingen von ihm aus wie Wärme von einem gerade angezündeten Feuer.
    Sie schwieg. Udru’h war so freundlich zu ihr gewesen, so aufmerksam und hilfreich. Sie hatte ihn geliebt und respektiert, doch jetzt sah sie ihn aus zwei verschiedenen Blickwinkeln. Ein Teil von ihr dachte daran, wie Udru’h sie unter seine Fittiche genommen und im Haupthaus untergebracht hatte, von dem aus man das Zuchtlager sah. Er neigte nicht zu Komplimenten und Lob, aber Osira’h wusste, dass sie ihm wirklich viel bedeutete.
    Doch sie erinnerte sich auch an die andere Seite des Designierten, an die kalte Brutalität, die ihre Mutter erfahren hatte. Er hatte sie isoliert, ohne sich um ihr Leid zu scheren. Für ihn war nur wichtig gewesen, dass ihr Körper funktionierte, dass sie Kinder zur Welt bringen konnte. Er hatte sie in der Zuchtbaracke aufs Bett gedrückt und vergewaltigt, ohne Hass oder Zorn. Nicht einmal solche Gefühle hatte er ihr entgegengebracht. Nira war immer nur ein Objekt für ihn gewesen, etwas, das er benutzte.
    Andere, angenehme Erinnerungen zeigten Osira’h, wie Jora’h – ihr Vater – die grüne Priesterin mit sanfter Zärtlichkeit geliebt hatte. Die Erinnerungsbilder hätten unterschiedlicher kaum sein können: hier Udru’h, der Nira nur schwängern wollte, und dort Jora’hs Liebe.
    Wenn Osira’h solche Gedanken durch den Kopf gingen, brachte sie es nicht fertig, Udru’h anzusehen.
    »Schon seit einigen Jahren gelingt es den Klikiss-Robotern nicht, die Hydroger von ildiranischen Welten fern zu halten«, fuhr Udru’h fort. »Jetzt haben sie ihr Versprechen endgültig gebrochen.« Er legte Osira’h väterlich die Hand auf die Schulter, und sie gab sich alle Mühe, nicht zusammenzuzucken. »Wir brauchen dich jetzt, Osira’h, mehr als zuvor. Die Hydroger haben es bisher abgelehnt, mit uns zu kommunizieren. Alle unsere Kontaktversuche waren erfolglos. Du sollst eine Verbindung mit ihnen herstellen und sie dazu bringen, mit dem Weisen Imperator zu sprechen, bevor sie alle unsere Welten vernichten.«
    Osira’h nickte ernst. »Das ist die Aufgabe, für die ich geboren bin.«
    Udru’h hatte noch seltsamere Neuigkeiten. »So unmöglich es auch zu sein scheint: Mein Bruder Rusa’h hat auf Hyrillka eine Rebellion angezettelt. Viele Ildiraner haben das sonderbare Verhalten des Weisen Imperators beklagt, seine Bereitschaft, sich einfach so über alte Traditionen hinwegzusetzen, aber dies geht viel weiter. Der Erstdesignierte Thor’h unterstützt Rusa’h und hat den Designierten-in-Bereitschaft von Hyrillka ermordet.«
    Osira’h hatte bereits einen wachsenden, unbegreiflichen Sturm im mentalen Netz des Thism gefühlt, wie ein telepathisches schwarzes Loch, das an der ildiranischen Seele zerrte. Die Störung hatte ihren Ursprung irgendwo am Rand des Horizont-Clusters… Hyrillka. Jetzt ergab das mehr Sinn. Ein Teil des ildiranischen Geistes war durch Rusa’h zu einem brandigen Tumor geworden.
    Der Mentalist schnappte überrascht nach Luft. »Ildiraner haben Ildiraner getötet!«
    Udru’hs Blick galt den besonderen Kindern. »Der Weise Imperator hat Thor’h seinen Titel genommen, und Adar Zan’nh ist mit einem Manipel aus Kriegsschiffen unterwegs, um die Revolte zu beenden.« Der Designierte brachte seine Unruhe unter
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