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Gefährtin der Dämmerung

Gefährtin der Dämmerung

Titel: Gefährtin der Dämmerung
Autoren: Jeaniene Frost
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Zachary war verblutet, als Bones hinter dem letzten Vampir her gewesen war. Er war zu spät eingetroffen und hatte Zachary nicht mehr helfen können.
    Zudem hatte Zachary eine Art Patientenverfügung hinterlegt, in der er eine Wiedererweckung in Form eines wie auch immer gearteten übermenschlichen Wesens im Falle seines Ablebens ausschloss. Und so blieb uns nichts anderes übrig, als seinen Wunsch zu respektieren und ihn zu Grabe zu tragen.
    Ethan war, wie sich herausstellte, eine Waise, was die Tatsa che erklärte, dass seine Eltern keinen Protest gegen die Rolle er hoben hatten, die er als mein »Sohn« bei dem Einsatz gespielt hatte. Ich nahm Don das Versprechen ab, weder ihn noch ir gendein anderes Kind je wieder bei einem so riskanten Auftrag mitwirken zu lassen und den Jungen an eine gute Pflegefami lie zu vermitteln. Wenn Don eine geheime Regierungsbehörde zur Bekämpfung von Untoten leiten konnte, sollte das für ihn zu schaffen sein.
    Für Tate kam schließlich Tag V. Wir waren vollzählig im Stützpunkt versammelt. Nur Annette fehlte, was aber daran lag, dass ihr Flug Verspätung hatte. Annette war die erste Vam pirin, die Bones erschaffen hatte, und sie kam extra angereist, um uns bei Tates Verwandlung zur Hand zu gehen.
    Das war meine Idee gewesen. Bones hatte kaum ein Wort mit Annette gesprochen, seit sie versucht hatte, mich mit unschö nen Details aus seiner Vergangenheit zu vergraulen, aber mir war klar, dass ihm das angespannte Verhältnis zu ihr zu schaf fen machte. Also schlug ich vor, sie könnte abwechselnd mit den anderen in der Zelle Wache halten, in der wir Tate nach seiner Verwandlung einschließen würden. Bis Tate gelernt hatte, mit seiner Blutgier umzugehen, ohne gleich dem Erstbesten an die Gurgel zu springen, konnte durchaus eine Woche vergehen, so dass ihm in jenen ersten Tagen kein Sterblicher beistehen konn te. Dave hatte sich bereits angeboten, aber eine dritte Person stellte eine zusätzliche Entlastung für Bones dar. Und Annette bekam ihre Chance, den Zwist mit Bones beizulegen. War ich nicht die geborene Diplomatin ?
    Im Augenblick allerdings war ich nervös. In einer halben Stunde würde Bones Tate umbringen, um ihn hinterher wieder zum Leben zu erwecken. Die Zeit zwischen Biss und Wieder auferstehung konnte eine oder auch mehrere Stunden betra gen. Das große Ereignis sollte um acht Uhr abends gleich nach Sonnenuntergang stattfinden, weil Bones dann am stärksten war. Für einen Vampir war es ein Kraftakt, jemanden zu ver wandeln, so hatte man mir zumindest erklärt. Ich erlebte das schließlich zum ersten Mal.
    Natürlich hatte Don mehrere Videokameras aufstellen lassen.
    Sogar Elektroden waren an Tates Brust und Kopf angebracht worden, damit sein genauer Todeszeitpunkt festgestellt und die Gehirnaktivität überwacht werden konnte. Als Bones den gan zen technischen Schnickschnack sah, schüttelte er den Kopf und erkundigte sich bissig, ob das Ganze auch ins Internet übertra gen würde. Don kümmerte es nicht. Er war fest entschlossen, so viel Informationen wie irgend möglich zu gewinnen. Skrupel waren ihm fremd.
    Der Raum, in dem Tate auf seine Verwandlung wartete, ließ sich mit mehreren Titanschlössern verriegeln. Selbst einen martialisch anmutenden Behandlungstisch samt Titanfesseln gab es. Bones erklärte Don, dass er die Vorsichtsmaßnahmen übertrieben fand, aber Don fürchtete, Tate könnte ausrasten und Amok laufen. Der Betreffende lag unterdessen gefesselt auf dem Tisch, nur mit Shorts bekleidet, damit genug Platz für die Elektroden war. Schnell schlüpfte ich noch einmal in den Raum, um ihn ein letztes Mal als Menschen sehen zu können.
    In einem Kühlschrank lagen Blutkonserven bereit, die Tate in der ersten Zeit ernähren sollten. Mein Blick wurde von Tates indigoblauen Augen gefangen genommen, als ich an den leicht gekippten Behandlungstisch trat. Ich veränderte den Kippwin kel so, dass Tate in eine aufrechte Position kam.
    »Gott, Tate.« Meine Stimme war zittrig. »Bist du dir auch ganz sicher?«
    Er versuchte ein Lächeln, das aber recht schwach ausfiel.
    »Mach nicht so ein entsetztes Gesicht, Cat. Man könnte mei nen, du wärst der Todeskandidat, nicht ich.«
    Ich legte ihm die Hand auf die Wange. Seine Haut war eben so warm wie meine. Sie würde sich nie mehr so anfühlen. Tate seufzte und beugte den Kopf zu mir.
    »Seltsam, wie das Leben so spielt, was?«, murmelte er. »Frü her habe ich nicht mal an Vampire geglaubt. Jetzt will ich sogar einer
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