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Gefaehrten der Finsternis

Titel: Gefaehrten der Finsternis
Autoren: Chiara Strazzulla
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nicht überlassen werden. Habt ihr nicht bemerkt, dass er uns gesagt hat, wo wir ihn finden können? Wir wissen alle, wo der Druidenkreis ist und wie wir dorthin kommen können. Er wirft uns den Fehdehandschuh hin. Oder besser gesagt, mir.« Vandriyan faltete das Blatt zusammen und steckte es wieder ein. »Es überrascht mich überhaupt nicht, dass der Herr der Finsternis, mag er nun Algus’ Sohn sein oder nicht, mich gerne tot sehen möchte. Und dann entschlüpft ihm noch der Ort, wo man ihn und Eileen finden kann? Dann ist doch wohl mehr als natürlich, dass ich jetzt sofort aufbreche, um die Prinzessin zu retten!«
    »Aber das wirst du nicht tun«, flüsterte Lyannen. Er hoffte
allerdings kaum darauf, dass Vandriyan ihm zustimmen würde, und tatsächlich schüttelte der traurig den Kopf.
    »Und ob ich das tun werde«, entgegnete er. »Sag mir jetzt nicht, dass das Selbstmord ist und dass er genau das bezweckt hat, denn das weiß ich selbst. Aber was soll ich sonst tun? Ich sehe keine andere Möglichkeit. Ich habe schon auswegslosere Situationen überstanden. Ich werde morgen aufbrechen.«
    »Nein,Vater!« Lyannen war entschlossen vorgetreten und nun standen der Hauptmann und sein Sohn einander gegenüber und starrten sich an. Lyannens Augen funkelten feurig unter seinen verstrubbelten rabenschwarzen Haaren hervor. »Du wirst nicht gehen«, sagte er.
    »Lyannen!« Vandriyan wich zurück und versuchte ungläubig, seine Fassung wiederzugewinnen. »Ich bin dein Vater! Nicht umgekehrt!«
    Lyannen starrte ihn an, als ob er etwas erwidern wollte, doch dann schwieg er, blieb wie erstarrt stehen und ließ seinen Vater nicht aus den Augen.
    »Also, ich glaube, Lyannen hat recht«, sagte plötzlich Drymn. Lyannen drehte sich und sah Drymn neben ihm stehen.Trotz der ernsten Lage lächelte er ihm kurz verschwörerisch zu.
    Hauptmann Vandriyan bedachte beide nur mit einem müden Blick. »Jungs«, sagte er und deutete ein Lächeln an, »wir haben jetzt keine Zeit für Kindereien. Eure Meinung ist hier nicht gefragt.«
    »Wir sagen ja bloß, dass Ihr nicht gehen sollt«, erwiderte Validen ganz ruhig und stellte sich neben Lyannen und Drymn.
    »Hört mir mal gut zu«, begann Alvidrin betont langsam. Er hatte sichtlich Schwierigkeiten, gelassen zu bleiben. »Vielleicht ist euch das Ganze ja zu Kopf gestiegen. Ganz sicher werden nicht drei Burschen wie ihr, die gerade frisch von der Militärakademie kommen, darüber bestimmen, was der wichtigste General des Reiches zu tun oder zu lassen hat.«

    »Wir haben unsere guten Gründe dafür, ehrenwerter Alvidrin«, ergänzte Elfhall vollkommen ruhig, und Alvidrin drehte sich überrascht zu ihm um. »Eben weil Hauptmann Vandriyan der wichtigste General des Reiches ist, ist es nicht sinnvoll, wenn er geht.«
    »Ich glaube«, fuhr Validen mit einem Seitenblick auf Lyannen fort, »dass man schlicht und ergreifend nur Leben aufs Spiel setzen sollte, die nicht so wichtig sind wie seines.«
    »Unsere zum Beispiel«, beendete Lyannen entschlossen diesen Gedanken.
    Alvidrin warf sich erschöpft in einen der mit violettem Samt bezogenen Stühle und starrte die vier Jungen vor ihm an, als könnte er nicht glauben, was er gerade zu sehen und hören bekam. Hauptmann Vandriyan stand noch völlig fassungslos mitten im Raum. Er lachte bitter auf. »Und ihr glaubt«, sagte er und klang fast amüsiert, »ihr glaubt wirklich, dass wir euch ziehen lassen würden? Vier Burschen frisch von der Akademie, die nicht einmal wissen, was Krieg bedeutet, sollten eine so gefährliche Mission gegen einen unbekannten Feind übernehmen? Ihr glaubt wirklich, dass der Hohe Rat Eileens Schicksal und das des Reiches in eure Hände legen wird? Ihr wisst ja nicht, was ihr da sagt. Der Hohe Rat kann höchstens den Mut oder die Tollkühnheit eures Vorschlags bewundern. Aber er wird niemals darauf eingehen.«
    »Aber der Hohe Rat soll sich darauf einlassen, dass wir dich verlieren?« Erneut stellte sich Lyannen vor seinen Vater, und man konnte ihm ansehen, wie bitterernst es ihm war. »Ich brauche dich wohl nicht daran erinnern, wie oft du in all den Kriegen bis zum heutigen Tag Schlachten siegreich gewendet hast. Und ich muss dich nicht fragen, wessen Verdienst es ist, wenn die Verteidigungstruppen der Nordwestgrenze zwar zurückweichen, aber immer noch nicht überrannt worden sind. Ohne dich wäre unser Heer verloren und das weißt du auch genau. Du bist der Letzte der Ersten,Vater.« Lyannen presste die Lippen zusammen
und
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