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Gefährliches Geheimnis

Gefährliches Geheimnis

Titel: Gefährliches Geheimnis
Autoren: Anne Perry
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dessen Mantel zu suchen und ihm diesen zu reichen. »Wir fanden sie bewusstlos und voller Blut, aber sie war nicht verletzt. Offensichtlich wurde jemand mit ihrer Schirmspitze verletzt, und Pendreigh war nirgends zu sehen. Wir müssen ihn finden. Kommen Sie!«
    Runcorn machte einen Schrank auf, nahm seinen Hut und einen Mantel heraus und steuerte, beides in der Hand, auf die Tür zu.
    Monk rannte hinter Runcorn her die Treppe wieder runter und über die Straße zu dem Hansom und rief dem Kutscher Pendreighs Adresse in der Ebury Street zu. Runcorn zeigte sich einen Augenblick verblüfft, dass Hester dabei war, aber es hatte jetzt keinen Sinn, darüber zu streiten.
    Wieder fuhr die Kutsche los und nahm Fahrt auf. Der Nebel trieb in Fetzen vorbei, und das Zischen der Räder auf den nassen Straßen klang gedämpft, während die Kutsche immer wieder unter dem Licht der Straßen- laternen durchfuhr und ins Dunkel tauchte.
    Erst nach einer ganzen Weile ergriff Runcorn das Wort.
    »Was haben Sie mir verschwiegen, Mr. Monk? Warum war sie dort? Was wusste sie über Fuller Pendreigh und seine Tochter, was wir nicht wissen? Oder was zumindest ich nicht weiß?«
    »Ich bin dabei, es herauszufinden!«, sagte Monk in scharfem Ton und warf Runcorn im grellen Licht einer Laterne von der Seite einen Blick zu. Er sah keine Feindseligkeit, nur Verwirrung. »Sie war die Frau, die in jener Nacht in der Swinton Street war«, antwortete er.
    »Bei der Spielhalle.« Er hörte, dass Runcorn scharf einatmete. »Sie muss Pendreigh dort gesehen haben. Das ist ungefähr der einzige Grund, warum er mit ihr an den Fluss hinuntergegangen sein kann, wo er sie dann, wie wir annehmen, angegriffen hat. Sie muss etwas Derartiges zumindest geahnt haben und ist mit der Spitze ihres Schirms auf ihn losgegangen. Trotz seiner Kleider muss sie ihm, dem Blut nach zu urteilen, einen kräftigen Stoß versetzt haben. Ich weiß nicht, wie sie das geschafft hat.«
    Runcorn stieß leise einen gotteslästerlichen Fluch aus, aber vielleicht betete er auch.
    Der Hansom fuhr durch die Nebelschwaden und plötzlich aufleuchtenden Lichtpfützen. Der Wind wurde stärker.
    »Kommt sie wieder zu sich?«, fragte Runcorn schließlich.
    »Ich weiß es nicht«, räumte Monk ein.
    Runcorn holte Luft, um etwas zu sagen, konnte sich aber nicht recht entschließen, was.
    Monk spürte die Wärme von Runcorns Körper. In dem Licht, das ab und zu in die Kutsche drang, sah er Runcorns Unentschlossenheit, den Wunsch, Trost anzubieten, aber auch die Erinnerungen an Neid und Misstrauen und die belanglosen Unfreundlichkeiten der Vergangenheit.
    Die Kutsche hielt in der Ebury Street, und die beiden stiegen aus, dann drehte Monk sich um, um Hester hinauszuhelfen. Runcorn entlohnte den Kutscher, dann stieg er die Vordertreppe hinauf. Er zog kräftig an der Türglocke, und dann ein zweites Mal. Es kam ihnen vor wie eine Ewigkeit, bis der Butler erschien.
    »Ja, Sir, Madam?«, fragte er mit einem winzigen Anflug von Enttäuschung wegen der späten Stunde.
    »Hauptkommissar Runcorn von der Polizei«, sagte
    Runcorn eisig. »Und Mr. William Monk und Mrs. Monk.«
    »Ich fürchte, Mr. Pendreigh empfängt um diese Stunde nicht. Wenn Sie …«
    »Ich bitte nicht, ich informiere Sie lediglich«, fuhr Runcorn den Mann an. »Also seien Sie so freundlich und treten Sie beiseite, statt mich zu zwingen, Sie wegen Behinderung der Polizei bei ihrer Arbeit zu verhaften. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
    Der Butler zitterte. »Ja, Sir, wenn …« Aber er wurde zur Seite gedrängt, und Runcorn betrat, mit Monk auf den Fersen, das Haus.
    »Wo ist Mr. Pendreigh?«, fragte Runcorn. »Oben?«
    »Mr. Pendreigh fühlt sich nicht wohl, Sir. Er wurde auf der Straße von Räubern überfallen. Wenn Sie …«
    »Ja oder nein?«, fuhr Runcorn auf.
    »Ja, Sir, aber … Mr. Pendreigh ist krank, Sir. Ich bitte
    Sie …«
    »Kommen Sie!«, befahl Runcorn, ignorierte den Butler und winkte Monk hinter sich her, während er bereits mit großen Sätzen die Treppe hinaufeilte. Am oberen Treppenabsatz trafen sie auf ein Dienstmädchen, das einen Stapel Handtücher in den Händen hielt. »Mr. Pendreighs Zimmer?«, fragte Runcorn. »Ist er da drin? Antworten Sie mir, Mädchen, sonst lasse ich Sie verhaften.«
    Sie schrie auf und ließ die Handtücher fallen. »Ja … Sir!«
    »Also, wo ist es?«
    »Da, Sir. Die zweite Tür … Sir!« Sie schlug die Hände vors Gesicht, um nicht aufzuschreien.
    Runcorn ging zu der angegebenen Tür,
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