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Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi

Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi

Titel: Gefährliches Doppel - Duisburg-Krimi
Autoren: Prolibris Verlag Rolf Wagner
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Pielkötter ein, nur um etwas zu sagen. Irgendwie erwartete er, dass die bewundernswerte Haltung dieser zierlichen alten Frau jeden Moment zusammenbrechen würde.
    »Sie wundern sich sicher über meine Ruhe«, sagte Frau Heitkämper, als hätte sie seine Gedanken genau erraten. »Vielleicht verkürzt dieser Unfall nur die Zeit, die mich von Heribert trennt.«
    Pielkötter runzelte die Stirn.
    »Wissen Sie, ich habe nicht mehr lange zu leben. Ein paar Mona te, ein halbes Jahr, wenn es hochkommt. Ein Tumor. Deshalb werde ich meinem Sohn nur zu bald folgen. Dann sind wir wieder vereint. Ich glaube nämlich an ein Leben nach dem Tod.« Trotzdem rannen jetzt stumme Tränen über ihre eingefallenen Wangen.
    »Für Menschen mit Glauben ist der Tod einfacher«, erklärte sie, nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten.
    Pielkötter nickte. »Haben Sie noch weitere Verwandte?«, wagte er nun, ihr einige Informationen zu entlocken.
    »Ich habe noch einen Sohn. Aber Horst und Heribert pflegten kaum Kontakt. Eigentlich haben sie sich nur immer bei mir ge troffen.«
    »Hatten sie denn Streit?«
    »Nein, nein, sie waren einfach zu verschieden. Konnten nichts miteinander anfangen. Das war schon in ihrer Kindheit so. Dabei lagen sie nur drei Jahre auseinander. Heribert war der Ältere und kam ganz nach meinem seligen Mann. Bei dem musste auch im mer alles nach demselben Muster ablaufen. Horst ist das genaue Gegenteil. Der macht alles spontan.«
    »Frau Heitkämper, ich muss Sie das jetzt fragen«, erklärte Pielkötter mit ernster Miene. »Hatte Ihr Sohn irgendwelche Feinde? Leute, die nicht gut auf ihn zu sprechen waren?«
    Heftig schüttelte Frau Heitkämper den Kopf mit dem noch recht vollen grauen Haar.
    »Heribert konnte keiner Fliege etwas zuleide tun«, antwortete sie. »Aber gehen Sie denn nicht von einem Unfall aus?«
    »Doch, doch«, beschwichtigte Pielkötter schnell, »aber wir müssen uns natürlich absichern. Wer hätte außerdem wissen können, dass Ihr Sohn zu dieser frühen Stunde auf dieser Straße mit dem Fahrrad fuhr?«
    »Alle, die ihn kannten«, erwiderte die alte Frau.
    Pielkötter stutzte kurz. Automatisch versuchte er die Tragweite ihrer Aussage auszuloten, war sich aber nicht sicher, ob der Infor mation wirklich eine große Bedeutung zukam.
    »Heribert fuhr immer dieselbe Route, immer zur genau festgelegten Zeit. Jedenfalls für einen bestimmten Wochentag. Was glauben Sie, wie oft ich mich darüber aufgeregt habe? Manchmal kommt doch einfach etwas dazwischen, aber das konnte er nicht verstehen.« Erneut füllten sich ihre Augen mit Tränen.
    »Denken Sie an Ihre gemeinsame Zukunft«, versuchte Pielkötter sie zu trösten, während er selbst in Gedanken bei dem bevorstehenden Urlaub war, den er plötzlich lieber verschoben hätte. Aber damit würde er bei Marianne wohl auf wenig Verständnis stoßen. Zudem fühlte er sich urlaubsreif. In den letzten Wochen hatte er sehr schlecht geschlafen, und gelegentlich war sein Puls so hoch, dass er sogar einen Arztbesuch in Erwägung gezogen, ihn aber immer wieder verschoben hatte. Nun, der lief ihm nicht weg und war nach dem Urlaub sicher überflüssig.
    »Hatte Ihr Sohn Freunde, Bekannte?«, konzentrierte sich Pielkötter wieder auf die Befragung von Heitkämpers Mutter.
    »Eigentlich hat er nur für seine Arbeit gelebt«, antwortete sie mit einem lauten Seufzen. »Und natürlich für seine Touren mit dem Rad. Manchmal hat er Schach gespielt. Mit einem ehemaligen Schulkameraden, aber an den Namen erinnere ich mich nicht.«
    »Wo hat Ihr Sohn denn gearbeitet?«
    »Er war Buchhalter. Den Namen der Firma habe ich allerdings vergessen. Mit Namen habe ich jetzt immer Schwierigkeiten. Das Alter, Sie verstehen.«
    Pielkötter nickte. »Sicher ist das alles etwas viel für Sie«, sagte Pielkötter. »Für weitere Fragen komme ich besser ein anderes Mal wieder. Noch einmal herzliches Beileid.«
    Missmutig fasste er sich an den nicht vorhandenen Bart. Warum musste ihm der Abschied wieder so schwer fallen, nachdem das Gespräch weitaus besser verlaufen war, als er erwartet hatte?
    »Soll ich die Schwester bitten, nach Ihnen zu sehen?«, fragte er, froh noch irgendetwas für Frau Heitkämper tun zu können.
    »Nicht nötig«, erwiderte die alte Dame, während sie versuchte, erneute Tränen in ihren Augen zu verbergen.
    »Verflixter Mist«, murmelte Pielkötter, nachdem er Schwester Ursula doch Bescheid gesagt hatte und zu seinem Wagen eilte.

4

    Hauptkommissar Pielkötter sah
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