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Gefaehrliche Spur

Gefaehrliche Spur

Titel: Gefaehrliche Spur
Autoren: Mara Laue
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hat ihren Bruder aber nicht gefunden. Und da sie weder Privatermittlerin ist noch ihr Beruf ihr Zeit lässt, selbst nachzuforschen – sie ist Managerin eines Pharmakonzerns –, hat sie uns beauftragt.“ Jason sah ihr in die Augen. „Schaffst du das?“
    „ Selbstverständlich.“
    Er gab sich damit nicht zufrieden. „Du weißt, dass ich das fragen muss, denn von der Qualität der Arbeit meiner Angestellten hängt das Renommee der Detektei ab, wie dir bestimmt noch bewusst ist. Du hast dich sehr verä n dert.“
    Sie reagierte unangemessen gereizt. „Wenn du mich rauswerfen willst, w a rum tust du das nicht gleich und ersparst uns die Farce?“ Sie warf die Akte vor ih m auf den Tisch.
    Jason blieb gelassen. „Das ist es, was ich meine. Früher hättest du mir ve r sichert, und zwar überzeugend, vor allem aber ruhig, dass du wieder in Or d nung bist und du mir das beweisen wirst.“
    Rya errötete. „Ich …“
    „ Was du durchgemacht hast, verändert einen Menschen nachhaltig. Ich h a be dich ein paar Mal im Krankenhaus und in der Reha besucht, wie du dich erinnern wirst. Ich habe gesehen, was damals aus dir geworden war.“
    Ein Wrack, ein zitterndes Häufchen Elend, das vor seinem eigenen Scha t ten erschr ak und die Farbe Weiß nicht mehr ertragen konnte.
    „ Du hast mir letzte Woche gesagt, dass du wieder einsatzbereit bist. Ich glaube dir. Allerdings ist mir bewusst, dass das nicht hundertprozentig stimmt. Eine mehr oder weniger große Sache, die dich an das erinnert, was dir passiert ist, und deine momentane Stabilität, die ich übrigens als schwach einschätze, ist dahin.“ Er hob die Hand, als sie protestieren wollte. „Wir wi s sen beide, dass das so ist. Ein Vermisstenfall ist harmlos genug, damit du wieder Fuß fassen kannst.“ Er stand auf und blickte auf sie herab. „Und glaube mir: Wenn ich der Meinung wäre, dass du nicht mehr für unseren Job taugst, hätte ich dich rausgeworfen.“ Er lächelte. „Mensch, Rya, ich will dir helfen und dir nicht das Leben schwer machen. Heute ist dein erster Tag. Wenn du noch nicht an einem Fall arbeiten willst oder kannst, dann sag es mir jetzt. Dann finde ich was anderes für dich, bis du dich wieder eingewöhnt hast.“
    Sie senkte den Kopf, hob ihn aber gleich wieder. „Entschuldige, Jason. Ich war nur nicht auf diese totale Veränderung gefasst.“ Sie machte eine aush o lende Handbewegung. „Und nachdem alle möglichen Leute mich durch die Mangel gedreht haben und einige immer noch der Meinung sind, ich wäre eine eiskalte Mörderin, war ich nicht sicher, ob du nicht auch …“ Sie schü t telte den Kopf. „Ich hätte es besser wissen müssen. Tut mir leid.“
    Er klopfte ihr auf die Schulter. Rya brachte es fertig, nicht zusammenzuz u cken. „Schon gut. Wenn du was brauchst, melde dich. Wenn du was zu schreiben hast, diktiere es. Das Diktiergerät liegt in der Schublade oben rechts. Jenny wird es später abtippen.“ Er nickte ihr zu und ließ sie allein.
    Rya atmete durch. Sie schaltete den Computer ein, suchte im Internet ein farbenfrohes Bild und druckte das erstbeste in Plakatformat aus, das mö g lichst bunt war. Erst als sie es mit Klebstreifen an die weiße Wand über dem Bildschirm heftete, erkannte sie, dass es ein Gemälde von Boris Vallejo war, das eine halb nackte muskulöse Frau mit bunt gemusterten Schmetterling s flügeln darstellte. Egal. Sie ertrug weiße Wände nicht mehr und würde sich schnellstmöglich eine farbige Schreibtischunterlage besorgen, um den größten Teil der hellgrauen Tischplatte zu überdecken. Fürs Erste genügte die dunke l rote Farbe der Aktenmappe als Kontrast.
    Oben an den Klientenfragebogen war ein Foto von Marty Kirk gepinnt. Es zeigte einen etwa Dreißigjährigen in Militäruniform mit blonden, streichhol z kurzen Haaren und blauen Augen. Ein sympathisches Gesicht, das einlud, seinen Besitzer näher kennenzulernen. Attraktiv. Wie mochte er heute auss e hen, nach über einem Jahr Obdachlosigkeit? Vorausgesetzt, Marty Kirk lebte noch.
    Rya scannte das Foto ein und veränderte es mit dem Bildbearbeitungspr o gramm, machte die Haare länger und verpasste dem Gesicht einen Vollbart. Einen Dreitagebart, lange Haare bis zu den Schultern, machte das Gesicht schmaler. Wenn sie sich nicht täuschte, war ein Mann, der über ein Jahr auf der Straße gelebt hatte, bestimmt nicht mehr so fit und ordentlich ernährt wie der Soldat auf diesem Bild. Oder war von Alkohol aufgedunsen. Aus diesem Gedanken heraus
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