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Gefaehrliche Sehnsucht

Gefaehrliche Sehnsucht

Titel: Gefaehrliche Sehnsucht
Autoren: Rachel Caine
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sich jetzt vielleicht nicht mehr erinnern. Und es würde ihn
    nicht kümmern, dass er damals versucht hatte, ihr das Leben zu retten.
    »Ich kenne den Weg«, sagte sie leise und nahm Frank die Taschenlampe aus der Hand. Vorsichtig tastete sie sich vorwärts; der massiv aussehende Felsen war stellenweise brüchig, von unten weggefressen durch unterirdische Flüsse, die längst versiegt waren. Zweimal brach sie mit dem Fuß ein und das zweite Mal wäre sie fast gestürzt, wenn Shane sie nicht am Arm gepackt hätte. Quälend langsam kämpften sie sich vorwärts. Selbst die Vampire setzten die Füße äußerst vorsichtig.
    Am meisten Sorgen machte sich Claire um Michael. Er hatte schon eine Menge einstecken müssen und jetzt fasste Shane ihn am anderen Arm, um Eve zu helfen, die unter Michaels Gewicht schwankte. Er schafft das schon, dachte sie. Daran musste sie glauben und sich konzentrieren.
    Ein Geräusch hallte durch die Höhle, es klang wie ein Seufzer und Claire runzelte die Stirn und fragte sich, woher es wohl kam. Es war nicht der Wind; hier drin wehte kein Lüftchen, es gab nur kühle, feuchte Luft, die sich schwer auf ihre Haut legte. Sie fröstelte und blieb einen Augenblick stehen, aber das Geräusch kam nicht wieder.
    Dann spürte sie einen Lufthauch auf ihrem Gesicht - eine unverkennbare Bewegung, die ihr durch die Haare fuhr. Claire richtete die Taschenlampe in die Richtung, aus der der Luftzug gekommen war, aber sie sah dort nichts. Nichts als den tückischen Felsboden, die glitzernden Quarzkristalle in der Wand und die stillen, finsteren Abgründe, die sich vor ihnen auftaten. Claire bewegte sich vorsichtig weiter zu einer anderen Stelle aus offenbar massivem Fels und dabei spürte sie den Windhauch wieder, dieses Mal stärker.
    Er kam nicht von oben oder durch die Wände. Er kam direkt aus der Dunkelheit. Claire wappnete sich und richtete vorsichtig das Licht nach unten in den Abgrund; sie versuchte, dort unten etwas zu erkennen. Nichts. Die Dunkelheit schluckte das Licht der Taschenlampe. Claire streckte die Hand aus. Da kam tatsächlich ein kühler Lufthauch von unten, als wäre irgendwo ein Ventilator an. Plötzlich fühlte sie sich ein bisschen komisch. Ein bisschen schwach. Ein bisschen … benommen.
    »Hey!«, sagte Shane und packte sie an der Schulter, um sie von der Kante wegzuziehen. »Was zum Teufel tust du da?«
    Sie holte tief Luft. Sie hatte leichte Kopfschmerzen. »Ich schaue nur«, sagte sie und hustete. Es tat weh. »Sorry. Da lang.«
    Als sie sich von dem Abgrund entfernte, schien es ihr wieder besser zu gehen, auch wenn ihr jetzt eine seltsame Übelkeit den Magen umdrehte und sie das Bedürfnis hatte, noch tiefer zu atmen. Claire konzentrierte sich auf jeden Schritt, jede vorsichtige Bewegung. Sie hörte, wie jemand hinter ihr stolperte und leise fluchte. Frank Collins.
    Und dann hörte sie West husten, ein lautes Geräusch wie eine Explosion. »Sorry«, sagte West, aber sie hustete wieder und wieder, und als Claire sich umschaute, sah sie, dass sich die große Vampirfrau vorgebeugt hatte, die Hände auf die Oberschenkel gestützt. Sie spuckte Blut.
    In diesem Moment merkte Claire, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Jetzt war es ihr sonnenklar, aber sie fragte sich, warum sie nicht schon früher darauf gekommen war. Ihr Gehirn schien nicht so richtig zu funktionieren. Die Sicht verschwamm immer wieder, jetzt hustete auch Oliver - tiefe, schmerzhaft klingende Geräusche; er schnappte nach Luft und wischte sich über den Mund. Claire sah das rote Glänzen von Blut.
    Frank hustete jetzt auch. Claire spürte plötzlich, wie es auch sie traf – der reißende Schmerz in den Lungen, der heftige Krampf. Sie keuchte, schnappte instinktiv nach Luft und hustete. Und hustete immer weiter.
    Gas. Das war Gas. Aus irgendwelchen Gründen waren die Vampire anfälliger dafür; vielleicht griff es sie durch die Haut an oder es brauchte einfach weniger, um sie krank zu machen. Michael würgte, und Eve und Shane fingen jetzt auch damit an.
    Claire wurde von dem Husten so heftig geschüttelt, dass sie ins Stolpern geriet und fast hingefallen wäre. Oliver stürzte nach vorn und fing sie auf, dann ließ er sie los, weil er wieder husten musste; sie schwankte gefährlich nah an der Kante eines tiefen dunklen Abgrunds, der - wie ihr jetzt klar wurde - irgendein Gift ausspie. Sie versuchte, die Luft anzuhalten, aber sie hielt es nicht lange durch. Es fühlte sich an, als würde sie nicht genug Luft
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