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Gefaehrliche Sehnsucht

Gefaehrliche Sehnsucht

Titel: Gefaehrliche Sehnsucht
Autoren: Rachel Caine
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organischen Umrisse des Computers unter Myrnins Labor.
    »Leise«, sagte Oliver und drückte warnend ihre Schulter. Sie nickte. »Lass uns zuerst gehen.«
    Sie hielt das Portal offen, während Oliver und dann Frank hindurchschritten. Shane, Eve und Michael sahen sie an und sie nickte.
    »Geht schon mal«, sagte Shane. »Ich komme mit Claire.«
    Michael nahm Eve an der Hand und trat durch das Portal.
    »Du musst das nicht tun«, sagte Shane. »Du kannst das uns machen lassen.«
    »Uns? Wer ist uns?«
    Er ruckte mit dem Kopf in Richtung der Vampire und Eve. »Du weißt schon. Uns andere. Das wird nämlich gefährlich.«
    »Keine Chance«, sagte Claire. »Vielleicht kann ich ihn dazu bringen aufzuhören.«
    »Wen, den Verrückten? Vielleicht. Oder er reißt dir den Kopf ab«, sagte Shane. »Das macht mir irgendwie Sorgen.«
    Unwillkürlich musste sie lächeln. »Ach ja?«
    »Ein ganz kleines bisschen.«
    »Das ist... lieb.«
    Er musterte sie und erwiderte ihr Lächeln. »Ja«, sagte er. »Irgendwie schon. Also. Ich gehe jetzt mal.«
    »Ich auch.«
    Hand in Hand gingen sie gemeinsam durch das Portal.
    Auf der anderen Seite des Portals war keine Spur von Myrnin zu sehen. Die Maschine summte und klirrte und zischte; aus den Ventilen trat flüsternd Dampf aus. Er ist hier, dachte Claire. Irgendwo. Oliver und Frank bewegten sich lautlos durch das Dunkel auf der Jagd nach ihm. Eve, Michael und Shane blieben vernünftigerweise, wo sie waren.
    Der Schalter an der Wand war der Hauptschalter für den Strom. Claire löste sich aus Shanes Griff und sie trugen einen Pantomimischen Streit aus - er schüttelte den Kopf, sie legte den Finger auf die Lippen, er formte Worte mit dem Mund, für die er bestimmt von der Schule geflogen wäre, wenn er tatsächlich erst fünfzehn wäre. Zumindest hätte er nachsitzen müssen. Entschlossen bedeutete sie ihm, zu bleiben, wo er war, und ging in Richtung Stromschalter.
    Als sie noch einen halben Meter davon entfernt war, spürte sie die knisternde Warnung um das Metall herum. Myrnin hatte den Schalter irgendwie verkabelt, sodass Strom hindurchfloss. Wer auch immer den Schalter berührte, würde gegrillt werden.
    Claire betrachtete das Problem ein paar Sekunden lang, dann drehte sie sich um und ging zurück zu ihren Freunden. Sie packte Eve am Arm und flüsterte: »Ich brauche deine Stiefel.«
    »Was?« Eve versuchte, ihre Stimme zu dämpfen, aber es kam ein bisschen zu erschrocken heraus. »Meine was?«
    »Stiefel«, zischte Claire. »Jetzt sofort. Beeil dich.«
    Eve sah sie aus großen Augen zweifelnd an, schüttelte den Kopf, als würde sie glauben, dass Claire jetzt völlig den Verstand verloren hatte. Sie löste die Schnürsenkel ihrer schweren, klobigen Stiefel mit den dicken Sohlen, anschließend zog sie erst einen aus, dann den anderen und stand in rot-schwarz geringelten Socken da. Sie hielt Claire die Stiefel hin.
    Claire steckte die Hände hinein, als wären es riesige, plumpe Handschuhe. Sie waren warm und ein bisschen feucht von Eves Füßen. Unter normalen Umständen wäre das eklig gewesen, aber das war Claire in diesem Moment egal.
    Sie ging erneut zu dem Schalter, holte tief Luft und legte die Gummi- oder Plastiksohlen von Eves Stiefeln auf den rot gestrichenen Hebel. Dabei schloss sie die Augen, weil sie fast damit rechnete, dass sie gleich ins Jenseits befördert würde, aber nichts passierte. Sie konnte den Strom zwar noch spüren, aber die Stiefel isolierten sie, genau wie ihre eigenen Gummisohlen.
    Claire riss mit aller Kraft an dem Hebel und einen Moment lang sah es so aus, als würde er nicht nachgeben, aber dafür schnappte er plötzlich mit einem metallischen Scheppern auf »Aus«.
    Doch das spielte keine Rolle. Nichts passierte.
    Die Maschine lief weiter.
    Claire zog die Hände aus den Stiefeln und warf sie Eve zu, die rasch wieder hineinschlüpfte. Die Schnürsenkel ließ sie offen.
    »Ich wusste, dass jemand wie du kommen würde«, sagte Myrnin, und Claire nahm an, dass er irgendwo hinter der Maschine war – schwer zu sehen und noch schwerer zu erreichen. »Jemand, der alles zerstören will. Jemand, der Morganville vernichten will. Ich habe tagelang daran gearbeitet, um sicher- zustellen, dass ihr keinen Erfolg haben werdet. Verschwindet, wenn euch euer Leben lieb ist.«
    »Myrnin, das ist nur eine Maschine und sie ist kaputt! Ada ist tot!«
    Er fauchte und seine Stimme bebte vor Zorn: »Sag das nicht. Sag das nie wieder.«
    Ein unterdrückter Schrei war zu hören,
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