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Gefährliche Intrigen

Gefährliche Intrigen

Titel: Gefährliche Intrigen
Autoren: Emily Bold
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ihre Richtung. Ein weiterer Blick zeigte ihr, dass sie inzwischen ein ganzes Stück von Poseidon entfernt war. Von seiner Seite war demnach keine Hilfe zu erwarten.
    Weg! Sie musste weg! Das grüne Jägerkostüm war schon ein ganzes Stück näher gekommen. Emma raffte ihre Röcke, doch durch die Fülle ihrer Verkleidung kam sie nur sehr langsam voran. Sie arbeitete sich an der Wand entlang, wo etwas weniger Menschen standen, und brachte wieder etwas mehr Distanz zwischen sich und ihren Onkel, der allerdings die Verfolgung noch immer nicht aufgegeben hatte. Wohin jetzt?
    Auf den Balkonen wäre sie in der Falle, und hinausschlüpfen konnte sie ebenso wenig, da der einzige Ausgang über die Treppen zu erreichen war, auf denen sie aber leicht zu sehen sein würde. Sie musste im Saal bleiben.
    Ein hektischer Blick über die Schulter zeigte ihr, dass Wilbour immer näher kam. Emma konnte nicht mehr; ihre fortgeschrittene Schwangerschaft kostete sie viel Kraft, und die Angst schnürte ihr die Kehle zu. Vor ihr stand eine Gruppe Menschen, die sich um den Tanzbären, den sie schon früher am Abend gesehen hatte, versammelt hatte: Ein gelber Schmetterling, ein Henker, eine Nonne und eine pompöse Dame im Apfelkostüm. Emma wollte gerade diese Menschentraube umrunden, als Wilbour hinter ihr laut ihren Namen rief. Er war so nah! Sie eilte weiter, als sie aus dem Augenwinkel sah, wie die Nonne plötzlich - von allen anderen Gästen unbemerkt - eine Pistole aus dem weiten Ärmel ihrer schwarzen Kutte zog.
    Emma wunderte sich: Warum hatte die Nonne auf einem Ball eine Waffe dabei? Wollte sie etwas ihren Verfolger erschießen? All diese Gedanken flogen an Emma vorbei, während sie noch immer auf die Mündung der Pistole zurannte, die auf sie gerichtet war. Dann brach neben ihr das Chaos aus. Ein Pirat warf sich mit einem schrecklichen, quälenden Schrei der Verzweiflung aus gut zwei Metern Entfernung auf sie.
    Als er wie in Zeitlupe durch die Luft flog, nahm Logan jede einzelne Facette seiner Frau in sich auf: Reines Silber umhüllte ihren Körper. Sie trug hauchzart gesponnene Flügel, die ebenfalls silbrig glänzten und mit Tausenden von Kristallen bestickt waren. Ihr Haar war mit Silberbändern durchzogen und fiel in weichen Kaskaden glänzend über ihren Rücken. Direkt unter der Brust war das Kleid geschnürt und floss dann in weichen Wellen mehrlagig über ihren gewölbten Leib, sodass von der Schwangerschaft kaum etwas zu sehen war. Die Arme waren mit einem durchscheinenden, fließenden Stoff bis zu den Fingerspitzen bedeckt. Um die Augen hatte sie eine Maske gebunden, die über und über mit strahlenden Kristallen bedeckt war. Einfach alles an Emma funkelte im Licht der vielen Leuchter. Eine silberne Elfe! Das war sie für ihn schon immer gewesen, und das würde sie auch immer bleiben!
    Der laute Knall eines Schusses beendete augenblicklich jedes Gespräch im Saal. Die Musiker hatten aufgehört zu spielen, und es herrschte Totenstille. Emma bekam von all dem nichts mit: Ihr Herzschlag setzte aus, als sie zu Boden stürzte und ihre zitternden Finger auf die blutende Wunde in der Brust presste. Sinnlos - sie konnte die Blutung nicht stoppen: Die weißen Rüschen färbten sich dunkelrot von Logans Blut.
    »Nein!«, flüsterte sie, »Nein! Schnell! Ich brauche Hilfe!«
    Sie blickte von einem versteinerten Gesicht ins nächste. Niemand rührte sich oder kam ihr zu Hilfe.
    Eine Hand legte sich auf Emmas Schulter, und als sie hinaufblickte, erkannte sie die Bestürzung im Blick ihres Onkels.
    »Einen Arzt!«, brüllte er in die Menge, und endlich kam wieder Bewegung auf.
    Die Nonne war von dem Mann im Tanzbärenkostüm überwältigt worden und trat und schlug nun wild um sich.
    Logan sah Emmas Gesicht vor sich, sah die Angst und die Verzweiflung darin, doch in seinem Kopf herrschte absolute Stille, kein Laut drang in sein schmerzvernebeltes Gehirn. Emmas Tränen tropften auf sein Gesicht, doch er spürte nichts. Er war so müde! Langsam, mit dem Bild seiner weinenden Elfe vor Augen, versank er in tiefer Dunkelheit.

Kapitel 30
     
    Die nächsten Tage waren für Emma beinahe so schlimm wie die Zeit nach dem Tod ihrer Eltern. Diese Ereignisse würden sie für den Rest ihres Lebens verfolgen. Alles war so furchtbar schnell gegangen.
    Schützend legte Emma die Hände auf ihren gewölbten Bauch und bekam zur Antwort einen kräftigen Tritt. Wenigstens du hast dabei keinen Schaden genommen, dachte Emma.
    Als Liz die aufsteigenden Tränen
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