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Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben

Titel: Gefaehrliche Gedanken - Zu schoen zum sterben
Autoren: Hanna Dietz
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Ich hoffte sehr, dass ich mit dem Thema durch war. Denn ich hatte akut ein echt dringendes Problem zu lösen. Ich war verliebt in den falschen Mann. Und der, der eigentlich der richtige für mich wäre, der würde enttäuscht und verletzt sein, wenn ich ihm die Wahrheit sagen würde. Ich war froh, dass wir nicht alleine waren, sonst hätte ich Justus jetzt schon meine Gefühle beichten müssen. Und dazu fühlte ich mich noch gar nicht in der Lage. Immer wieder suchte ich Enzo, der sich im Hintergrund hielt, aber jedes Mal meinen Blick fand und das Band zwischen uns spannte, das elektrisch summte und vibrierte, sodass in mir alles zu kribbeln begann. Als die Ärztin kam, schickte sie alle raus. Sie horchte mich ab und maß den Blutdruck und checkte meine Pupillen und Reflexe und dann verkündete sie: »Es ist alles in Ordnung. Ab ins Bett und schlafen.«
    Meine Mutter sorgte dafür, dass die Anweisung umgesetzt wurde, und eine halbe Stunde später lag ich in meinem kuscheligen Bett und schlief sofort ein.
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hielt ich das Kopfkissen im Arm. Enzo, war der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss. Ich musste ihn sehen. Ich musste ihn küssen. Mir wurde warm und ich sprang aus dem Bett. Justus, war der zweite Gedanke. Ich musste mit ihm reden. Meine Fröhlichkeit bekam einen Dämpfer. Ich wusste überhaupt nicht, was ich ihm sagen sollte. Außer, dass es mir sehr leidtat. Und ich mich nicht mit Absicht in Enzo verliebt hatte. Wenn ich irgendeinen Einfluss darauf gehabt hätte, hätte ich mich natürlich in ihn verliebt, Justus. Und ich würde ihm sagen, dass wir hoffentlich Freunde bleiben würden. Oh je. Wenn ich nur daran dachte, wurde mir elend zumute. Dieses Geständnis musste ich unbedingt noch heute hinter mich bringen. Aber erst einmal stand ich auf, schlüpfte in meinen Bademantel und schlich die Treppe hinunter. Ich hörte meine Mutter in der Küche werkeln und schnupperte den Duft von Pfannkuchen. Ich merkte, dass ich Riesenhunger hatte. Aber zunächst musste ich jemandem Guten Morgen sagen. Ich huschte vorbei bis zum Aufenthaltsraum, aber er war leer. Ich stieg die Treppe hinunter in den Keller. Aus dem Fitnessraum drang Musik. Irgendein Crossover-Kram. Das konnte ja nur Enzo sein. Ich stieß die Tür auf und da war er, bearbeitete den Sandsack. Er hatte ein schwarzes T-Shirt und schwarze Bermudas an. Als er mich sah, verpasste er dem Sandsack einen letzten Hieb und ging auf mich zu. Für einen Moment war ich verunsichert, ich wusste nicht, was man jetzt machte, weil ich ja noch nie einen Freund gehabt hatte. Aber als Enzo mir gegenüberstand und seine Augen mich erfassten, er auf ernste Weise lächelte, da nahm ich sein Gesicht, das Tausende kleine Schweißperlen bedeckten, zwischen meine Hände, stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Mein Hirn hatte wieder diese Aussetzer, mein Körper fühlte sich an wie unter Strom, und als wir uns voneinander gelöst hatten, fing ich wie blöd an zu grinsen und konnte nicht aufhören. Ein Kuss von demjenigen, in den man verliebt ist, wirkt wirklich wie eine biologische Waffe. Aus weiter Entfernung hörte ich meine Mutter rufen: »Natascha! Frühstück!«
    »Sehen wir uns später?«, fragte ich.
    »Ich gehe nicht weg.« Ich ging bis zur Tür, dann rannte ich noch mal zu ihm, küsste ihn wieder. Bevor ich ging, sagte er: »Natascha.«
    »Ja?« Ich liebte es, wie er meinen Namen aussprach.
    »Ach nichts.« Aber ich ahnte an seinem ernsten Gesichtsausdruck schon, was er sagen wollte.
    »Keine Sorge«, sagte ich. »Ich verrate nichts.« Dann lief ich entschlossen durch die Tür. Wenn ich jetzt nicht ginge, würde ich gar nicht mehr wegkommen und Enzo küssen, bis die Sonne unterging. Und dann würden meine Eltern wieder nach mir suchen. Und wenn sie mich mit Enzo erwischten, nun, ich hatte eine vage Vorstellung davon, dass es meinen Eltern nicht passen würde, dass ich mich in meinen zweiundzwanzigjährigen Bodyguard verliebt hatte. Und er sich in mich. Er würde unter Garantie Ärger bekommen. Und das wollte ich nun wirklich nicht. Ich ging also zum Frühstück und hatte Mühe, mein breites Grinsen in meiner Kaffeetasse zu verbergen. Trotzdem wunderten sich meine Eltern über meine gute Laune.
    »Was ist denn los, Natascha?«, fragte meine Mutter. »Du strahlst ja richtig.«
    »Ich habe einfach gut geschlafen«, flunkerte ich. »Außerdem freue ich mich so wahnsinnig über die Pfannkuchen.«
    »Guck mal hier«, sagte mein
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