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Gefaehrliche Begierde

Gefaehrliche Begierde

Titel: Gefaehrliche Begierde
Autoren: Coreene Callahan
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Tag, Monat für Monat.
    Im Moment machte J.J. das übliche Warten innerhalb des Käfigs allerdings nichts aus. War sie nicht genervt durch die doppelte Überprüfung oder die Zeit, die das kostete. Heute war Besuchstag, und zum ersten Mal überhaupt hatte sie etwas anderes als gedrückte Stimmung mit ihrer Schwester zu teilen.
    J.J. lächelte leicht. Gute Neuigkeiten. Geheime, unglaubliche, fantastische Neuigkeiten. Schmerzen machten sich in ihrer Brust bemerkbar. Ein unvertrautes, lange vergessenes Gefühl. Was kein Wunder war. Nach viereinhalb Jahren Knast hatte sie vergessen, wie Hoffnung sich anfühlte.
    »Jamison Jordan.« Die raue Stimme, die nach einem bodenständigen Georgia-Akzent klang, kam von der anderen Seite des Riegels. »Hast du heute ein Problem?«
    Aufgeschreckt aus ihren Gedanken, blinzelte J.J. und blickte auf. Dunkelbraune Augen blickten sie an. Der Wärter mit dem runden Gesicht und der dunklen Haut musterte sie streng. Jeder andere hätte die Warnung ernst-genommen. Aber nicht sie. Stattdessen lächelte J.J. Manchmal verbarg sich hinter einer rauen Schale ein weicher Kern, oder, wie bei Officer Rally, ein großes Herz.
    »Nee, heute nicht, Reggie«, antwortete sie und wie immer schaffte er es, sie zu erheitern. »Ich bin gut drauf.«
    Seine dunklen Augen blitzten, und er schnaubte. Schlüssel stießen klirrend gegen seinen Dienstgürtel, als er sich der Stahltür näherte. »Freut mich zu hören, Missy. Bleib so, okay?«
    »Bin ich das nicht immer?«
    »Ha! Ein großes Problem in einer kleinen Verpackung, das bist du«, neckte er sie.
    Man musste ihn einfach lieben. Reggie war ein Schatz, der einzige Wärter, der sich je wirklich um sie gekümmert hatte. Wie die Vaterfigur, die sie nie gehabt hatte, ermutigte er sie bei jedem ihrer Schritte. Drängte sie, sich noch mehr anzustrengen, mehr Mühe zu geben, sich zu bessern. Und dank ihm hatte sie sich gebessert. War auch klüger geworden. Ohne ihn hätte sie nie ihren Collegeabschluss gemacht. J.J. schüttelte den Kopf angesichts der Ironie. Man stelle sich vor. Sie war ins Gefängnis gegangen, um eine Schulbildung zu bekommen.
    Absolut und rundherum verrückt.
    Reggie hakte den Schlüsselring von seinem Gürtel ab. Die Schlüssel klingelten, als er die Tür aufschloss und weit öffnete, sie aufforderte, einzutreten. Sie ging an ihm vorbei zur anderen Seite. Einmal rechts abbiegen und dreiundsechzig Schritte ab da bis zum Besuchszentrum. Sie wusste das, weil sie immer ihre Schritte zählte. Ob aus Gewohnheit oder Langeweile, egal. Diese dreiundsechzig Schritte waren wichtig. Jeder Einzelne brachte sie näher zu Tania, wenn sie sie besuchte.
    Und an den Samstagen wurde ihre Schwester der Mittelpunkt ihres Universums.
    Das Verlangen voranzukommen nahm zu. J.J. ignorierte ihre unruhigen Füße und wartete, folgte den Vorschriften, als sich die Stahltür hinter ihr schloss und Reggie sie absperrte. Nur noch Sekunden davon entfernt, frei zu sein, beugte J.J. sich vor und riskierte einen schnellen Blick um die blinde Ecke den breiten Korridor hinunter.
    Jawohl. Alles in Butter.
    Die beiden Wärter, die die einzelne Tür flankierten - mit dem Rücken zur Milchglaswand, die Arme verschränkt, die Gesichter ausdruckslos -, passten nicht auf. Jedenfalls nicht auf sie. Oder auf Reggie. Ausgezeichnet. Genau die Chance, die sie brauchte. Sie brauchte dringend ein Update.
    Reggie hakte sein Schlüsselbund wieder in den Gürtel und blieb neben ihr stehen.
    »Wie geht’s Helen?«, fragte sie leise.
    »Besser«, flüsterte er zurück. Keiner, am wenigsten Reggie, wollte, dass ihre Freundschaft publik wurde. Die Vater-Tochter-Nummer würde nicht gut ankommen. Würde nur Probleme machen. Insassen würden protestieren. Anschuldigungen über Bevorteilung würden die Runde machen - auch wenn es nicht wahr wäre. Wenn überhaupt, trieb Reggie sie noch härter an, erwartete mehr von ihr als von jeder anderen. »Der Arzt sagt, sie wird sich vollständig erholen.«
    Erleichtert lächelte J.J. Gott sei Dank gab es gute Ärzte.
    Das Letzte, was Reggie brauchte, war, seine geliebte Frau zu beerdigen. »Gute Neuigkeiten.«
    »Beinahe so gut wie deine.«
    J.J. erstarrte und fuhr zurück. Aus ihrer Freude für ihn wurde ganz schnell Angst um sich selbst. Sie rang um Atem und schluckte die plötzliche Welle von Panik herunter. »Wer weiß es noch?«
    »Nur der Direktor«, sagte er leise und verständnisvoll. »Reg dich bloß nicht unnötig auf. Ich erzähle nichts, und der
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