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Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2

Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2

Titel: Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 2
Autoren: Natalie Nimou
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nicht die Zeitung gelesen?“
    Ich lege auf. Verarschen kann er jemand anderen. Die Louvre-Besucher, die Le Monde-Leser und von mir aus die ganze Welt. Aber nicht die eigene Tochter.
    Ich verlasse das Klo und kehre in die Garderobe zurück.
    „Mutter“, verkünde ich, „du nimmst Kleid Nummer eins. Es ist elegant, es ist bequem, es sitzt perfekt, es unterstreicht sowohl deinen Typ, als auch deine Figur perfekt. Du siehst göttlich darin aus und es muss kein bisschen umgeändert werden. Und wenn ich jemals heiraten sollte, vererbst du es mir. Ich würde dieses Kleid sofort nehmen. Also, liebe Mama, steig’ aus diesem kitschigen Fummel und zieh’ dich an. Dein Bräutigam ist im Anmarsch. Er will nach Hause. Denk’ daran, dass ihr noch über eine Stunde unterwegs seid.“
    Es funktioniert. Ich weiß nicht, womit ich sie überzeuge, aber sie zieht sich um.
    Ich ernte allseitige Blicke der Erleichterung. Und 250 Euro für meinen Einsatz am Dienstag. Und nochmals 250 Euro für heute. Ich bin mir nicht sicher, bei welchem Einsatz ich mehr gelitten habe. Aber egal. Ich stecke die 500 Euro ein, kündige bei Claude und verabschiede mich von Gabrielle, Kiki und dem Lehrling. Dann umarme ich meine entscheidungsgehemmte Mutter, der schon wieder eine einzelne Träne über die Wange läuft, und verspreche ihr, sie bald zu besuchen.
    Danach verschwinde ich schleunigst, denn ich bin noch nicht bereit, meinem Vater zu begegnen. Dafür brauche ich erst noch eine Antwort, die er nicht bereit ist mir zu geben.
    ***
    Es ist fast elf am Freitagabend und ich bin nicht nur fix und alle, sondern einsam. Clément fehlt mir. Nicht Clément als Person. Vielmehr fehlt mir ein Mensch, mit dem ich mich austauschen kann. Ich möchte gern mit jemandem über mein Drehbuch reden und über das, was ich bei den Produktionsgesellschaften erlebt habe.
    Ich weiß nicht, ob ich das tun kann, weil wir uns erst seit ein paar Tagen kennen, aber dann ringe ich mich durch und wähle Mels Nummer.
    „Hallo, Jade“, flüstert sie, „ich bin bei meiner Freundin Annie. Sie ist krank und ihr geht es wirklich schlecht. Ihre Kinder sind auch noch nicht auf dem Damm. Ich bleibe bis Sonntagabend. Was machst du denn am Wochenende?“
    Ich bewundere Mel dafür, wie sie ihrer Freundin beisteht und wünsche der Freundin und den Kindern, die ich nicht kenne, gute Besserung.
    Ich bin immer noch allein auf dem Weg zur Metro und scrolle mich durch die Nachrichten in dem iPhone. Da entdecke ich die SMS von Leo. Sie ist nagelneu. Keine zehn Minuten alt.
    Lust auf ein Glas Wein?
    Mir bleibt die Luft weg und mein Herz schlägt bis zum Hals. Was soll das? Ich sehe mich unauffällig um und stecke das Handy weg. Ich habe Angst. Vielleicht ist dieser Leo ein Stalker.
    So schnell ich kann , steige ich in die nächste Metro. Erst als ich darin sitze, wird mir bewusst, wohin ich fahre. Ohne nachzudenken habe ich die Metro nach Marais gewählt. Ich kann immer noch umsteigen und ins Hotel gehen, fernsehen, schlafen, vielleicht ein neues Drehbuch beginnen. Ich könnte auch zum Gare du Nord fahren oder zum Gare de l’Est und eine Fahrkarte nach Meaux lösen und dann mit dem Taxi nach Monthomé fahren, nach Hause. Aber besonders Letzteres erscheint mir feige. Nein, ich habe ein selbständiges Leben gewollt. Wenn ich mich von meinem Freund, der mich betrügt, trenne, in eine andere Stadt ziehe, dann ist klar, dass ich nicht gleich mit offenen Armen empfangen werde. Wobei das auch nicht so ganz stimmt. Mel hat mich mit offenen Armen empfangen. Doch wir kennen uns erst seit ein paar Tagen. Freundschaften aufzubauen erfordert Zeit.
    Doch es gibt noch einen Menschen, der mir wohl gesinnt ist. Und den besuche ich jetzt. Sofern er zu Hause ist. Anrufen kann ich leider nicht. Seine Nummer liegt bei mir im Hotel.
    Und den anderen anrufen, der seine Nummer garantiert hat, das will ich nicht.
    Ich steige am Place de Vosges aus. Doch heute pirsche ich mich nicht heimlich an die Galerie von Gabriel Riboult ran, sondern ich gehe wie ein normaler Mensch über den Gehweg. Schon von Weitem sehe ich, dass die Galerie hell erleuchtet ist und mein Herz macht einen Sprung der Erleichterung. Oder der Freude. Oder Beides. Momentan bin ich nicht in der Lage, das zu unterscheiden. Überdies habe ich keine Ahnung, wie Gabriel reagiert, wenn ich gleich bei ihm vor der Tür stehe. Aber ich werde es nicht erfahren, wenn ich es nicht tue.
    Tief durchatmen, Jade , sage ich zu mir selbst. Mundwinkel nach oben.
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