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Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1

Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1

Titel: Gefaehrlich verliebt in Mona Lisa 1
Autoren: Natalie Nimou
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meinem Körper, auf dem sich ein wildes Muster aus anthrazitgrauer Farbe zeigt. Sogleich legt er neue Schablonen auf, die hüftaufwärts viel mehr Stellen freilassen als die vorigen. Dieses Mal besprüht er mich mit weißer Farbe. Es folgen unzählige Schichten in unterschiedlichen Grauschattierungen.
    Inzwischen macht es mir überhaupt nichts mehr aus, nackt vor ihm zu stehen. Er hat mehrere Spiegel um mich herum aufgestellt, damit ich mich betrachten kann. Während sich mein Unterkörper dunkler und dunkler färbt, erscheint mein Oberkörper heller und heller. Es ist, als wüchsen aus meinem Bauch und Rücken Millionen zarter, weißer Federn, während mein Unterkörper von einem glänzenden, schwarzen Fell überzogen scheint. Es ist faszinierend, wie mich dieser Mann nach und nach in ein Wesen von einem anderen Stern verwandelt.
    Er zieht sich den Pullover über den Kopf. Darunter trägt er ein eng anliegendes, kurzärmliges T-Shirt. Große, runde Schweißränder zeichnen sich unter seinen Armen auf dem blauen Trikotstoff ab.
    „Das scheint ja richtig harte Arbeit zu sein“, bemerke ich überraschend locker.
    Er wirft einen Blick auf die dicke Gliederuhr an seinem Handgelenk. „Wir sind seit drei Stunden zugange. Jetzt kommt dein Gesicht an die Reihe. Es wäre gut, wenn du noch ein wenig stillstehen könntest.“
    Entgeistert starre ich Mathis an. Drei Stunden? Darum kommt er mir inzwischen so vertraut vor. Aus meiner anfänglichen Hoffnung, dass das Ganze möglichst schnell vonstatten geht, ist inzwischen eine freudige Anspannung geworden und ich bin neugierig, was am Ende bei der Bemalung rauskommt.
    „Hältst du noch ein wenig in der Position aus? Das wäre gut, damit die Farbe richtig durchtrocknet.“
    Ich nicke. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich schon so lange hier stehe. Die Zeit verging wie im Flug“, gebe ich zu. Mathis‘ Anblick, wie er arbeitet, so konzentriert und so zügig, ist mir inzwischen vertraut. Die Peinlichkeit ist verflogen, zumal von meinen Brustwarzen und meiner Scham nicht mehr viel zu erkennen ist. Obwohl ich nackt bin, fühle ich mich nicht nackt. Und das ist verdammt gut so.
    „Du musst wieder still halten , Jade. Das Gesicht ist noch einmal eine andere Geschichte, da ich es nicht rasieren will.“ Mit einem Schwämmchen trägt Mathis Farbe auf Stirn, Nase und Wangen auf. Er geht jetzt langsamer vor und da sich sein angespanntes Gesicht nur wenige Zentimeter vor meinem befindet, ist es mir unmöglich, mich im Spiegel zu betrachten. Dafür kann ich jeden Muskel unter seiner feinporigen Haut beobachten. Seine Lippen wirken hart. Rechts und links von ihnen befinden sich jeweils zwei feine, aufrechte Falten, die von der Anspannung herrühren. Die geraden, an den Enden spitz zulaufenden, dunkelblonden Augenbrauen sind zur Mitte hin leicht zusammengezogen, sodass eine ebenfalls hauchdünne Linie über seiner Nasenwurzel entsteht.
    Plötzlich flattern seine Wimpern und er hebt die Lider. Und blickt mir geradewegs in die Augen.
    Ich fühle mich ertappt und mich durchfährt ein heißer Schauder. Seine Pupillen sind riesig. Ein ganz komisches Gefühl hüllt mich ein wie in einen Nebel und ein Verlangen überkommt mich, diesen Mann zu küssen. Und Enttäuschung, als ich erfahre, dass das jetzt nicht geht.
    „Die Farbe auf deinem Gesicht verschmiert leicht“ , sagt Mathis mit rauer Stimme.
    Als ich meine Augen senke, um seinem Blick nicht länger ausgeliefert zu sein, bemerke ich die Beule, die sich unter seiner Jeans abzeichnet, und ein Lächeln fegt wie ein Wind über mein Gesicht.
    „Ich entschuldige mich für meinen Körper“, brummt Mathis , obwohl er mir nicht den Eindruck erweckt, als wäre ihm irgendetwas peinlich. „Das passiert mir sonst nie.“
    „Nein, natürlich nicht“, gebe ich spöttisch zurück.
    Er zuckt mit den Schultern und holt mir ein Glas mit frischem Wasser, in das er einen Strohhalm steckt , damit ich mir beim Trinken das Make-up auf meinen Lippen nicht zerstöre. „Du musst trinken. Mir fehlt noch ein Requisit. Warte hier. Es wird nicht lange dauern.“
    „Muss ich weiterhin still stehen?“
    „Besser wäre es.“
    „Kein Problem“, verspreche ich mit belegter Stimme und trete vor einen der vielen Spiegel. Mit meinem weißen Gesicht, das zu den Seiten hin dunkel schattiert ist, bin ich ein Wesen von einem anderen Stern. Zart und elfengleich im oberen Bereich, wie ein Vogel oder ein Engel. Animalisch ab dem Bauchnabel abwärts. Nicht mal meine Mutter
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