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Gedichte (Ausgabe 1898)

Gedichte (Ausgabe 1898)

Titel: Gedichte (Ausgabe 1898)
Autoren: Theodor Fontane
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kein Aug' von seinem Lord.
     
    Und Douglas rief: »Setzt Segel bei,
    Kein Handbreit Linnen sei gespart!«
    Hell lag die Sonn' auf Land und Meer,
    Und rasch gen Süden ging die Fahrt.
     
    Sie fuhren fünfzig Meilen schon,
    Der Percy aber ward's nicht froh,
    Er sprach: »James Swinnard, frag' den Lord,
    Wie weit es noch bis Linlithgow.«
     
    James Swinnard vor Lord Douglas trat;
    Der lacht und spricht: »Wir sind noch fern!
    Ein Narr, wer schönen Worten traut,
    Und nun empfiehl mich deinem Herrn.«
     
    Und wieder fünfzig Meilen ging's,
    Rings offne See, kein Land zu sehn,
    Da trat Graf Percy selbst heran:
    »Douglas, sag' an, was soll geschehn!«
     
    Der lacht und spricht: »Setz' dich zu Roß
    Und spring' ins Meer und such' dein Glück,
    Und willst du noch nach Linlithgow,
    So reit' den halben Weg zurück.«
     
    Und wieder fünfzig Meilen ging's –
    Da blinkt's wie Türme über See,
    Graf Percy spricht: »Nun helf' mir Gott,
    Das ist Stadt Berwick, was ich seh'!«
     
    Sie legten an bei Abendschein,
    Frühmorgens hat er fortgemüßt.
    Und als der dritte Morgen kam,
    Stand er in York am Blutgerüst.
     
    Er stieg die Stufen fest hinan,
    Das blanke Beil, er sah es nicht,
    Sein Auge schweifte rings umher
    Und traf des Douglas bleich Gesicht.
     
    Noch einmal klang's ihm durch das Herz,
    Und bitter lächelnd schaut' er drein:
    »Die Douglas waren immer treu,
    Auch William Douglas muß es sein.«
     
    Dann ließ er nieder sich aufs Knie
    Und gab das Zeichen mit der Hand;
    Ab flog sein Haupt: – das war das End'
    Des Percy von Northumberland.
     
     

Robin Hood
     
1.
    Liebe Herrn, horcht auf und habt mal Geduld,
    Und lauf mir keiner davon –
    Ich will euch erzählen von Robin Hood,
    Und vielleicht auch von Little John.
     
    Zu Locksly, im lustigen Nottinghamshire,
    Beginn' ich mit meiner Geschicht',
    Da bracht' Robins Mutter den Robin zur Welt,
    Und das andre – das weiß ich nicht.
     
    Das aber weiß ich und hört' es oft:
    Sein Vater war Förster allda,
    Er traf ins Schwarze, auf tausend Schritt,
    Und das ist just nicht nah.
     
    Mit Adam Bell und Will Cloudesly
    Schoß er oftmals um die Wett',
    Die mußten ihm zahlen vierzig Mark
    In Gold und auf ein Brett.
     
    Robins Mutter, die war John Gamwels Kind,
    Der 'nen Wolf mit der Hand erwürgt
    (Zu Coventry der Ochsenwirt
    Hat mir's hundertmal verbürgt).
     
    Und ihr Bruder hieß Gamwel von Gamwel-Hall,
    Und sein altes Herz war frisch-
    Das weißeste Brot in Nottinghamshire,
    Das kam auf seinen Tisch. –
     
    Und sieh, Jung-Robin wuchs heran,
    Zählte zwanzig Jahre bald,
    Er hatte Vater und Mutter lieb,
    Doch noch lieber den Sherwood-Wald.
     
    Robins Mutter aber zum Vater sprach:
    »Mein Liebster, der du bist,
    Gern ritt' ich heute gen Gamwel-Hall
    Und feierte heiligen Christ;
     
    Ich hab' eine Lust, in Keller und Küch'
    So recht zur Hand zu gehn;
    Auch hab' ich den lieben Bruder mein
    Seit Pfingsten nicht gesehn.«
     
    Vater Robin drauf: »Lieb' Hanna, gewiß,
    Meinen Braunen geb' ich gern,
    Nur nimm mir unsren Robin mit
    Und zeig' ihn dem alten Herrn;
     
    Und grüß den Alten und küsse dazu
    Die Kinder groß und klein,
    Und wenn ihr alle recht lustig seid,
    Lieb' Hanna, so denke mein.«
     
    Er sprach's. Alsbald der Braune kam,
    Gestriegelt und aufgestutzt!
    Nur Robins Mutter und Robin selbst,
    Die waren noch mehr geputzt.
     
    Jung-Robin trug eine blaue Kapp'
    Und ein Schwert an seiner Seit',
    Und die Mutter gar, die bauschte daher
    Im Vierzigfaltenkleid.
     
    Es war ein selbstgesponnenes Stück,
    Und sie wußte sich was darin,
    Und sie sah beinah so stattlich aus
    Wie zu London die Königin.
     
    Jung-Robin schwang in den Sattel sich,
    Seine Mutter kletterte nach,
    Sie sah den Braunen ängstlich an,
    Vater Robin aber sprach:
     
    »Lieb' Hanna, laß, ich kenne sein Kreuz,
    Zwei Reiter ist ihm Spiel,
    Er trug schon sieben Scheffel Korn,
    Und die wiegen doppelt so viel.«
     
    Er sprach's. Jung-Robin ritt im Schritt
    Bis dicht an das Stadttor hin –
    Das Händeschütteln nahm kein End'
    Von Nachbar und Nachbarin.
     
    Nun aber ging's auf den Braunen los
    Zugleich mit Peitsch' und Sporn,
    Und Robin rief: »He, lauf einmal
    Und verdiene dein Weihnachtskorn.«
     
    Sie kamen an. Das ganze Haus
    Geriet wie außer sich,
    Der Alte rief in einem fort:
    »Lieb' Schwester, wie freue ich mich!«
     
    Am andern Morgen ging's zur Mess',
    Dann aber ging's wieder nach Haus,
    Sechs Tische standen da, wohlgedeckt,
    Drauf dampfte der Weihnachtsschmaus.
     
    Jede
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