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Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Titel: Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln
Autoren: W Gruber
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US-Patentbehörde ein Patentantrag auf die Erzeugung eines „Humanzee“ gestellt worden sein, eines Mischwesens aus Mensch und Schimpansen. Dem Antrag wurde nicht stattgegeben, was allerdings nicht heißt, dass die Verschmelzung nicht schon irgendwo probiert wurde. Wenn so etwas gelänge, dann wären die Folgen unabsehbar für unsere Gesellschaft. Schimpansen teilen 98 Prozent unseres Genoms, ein erwachsener Menschenaffe ist, was das Bewusstsein betrifft, ungefähr mit einem vierjährigen Kind zu vergleichen. Welche Kreatur entstehen würde, wenn man einen menschlichen und einen Schimpansenembryo verschmelzen würde, was technisch möglich erscheint, weiß kein Mensch, ganz abgesehen von den juristischen und ethischen Konsequenzen, für die es noch keinerlei Lösung gibt.
    Darüber hinaus sind wir Menschen besonders gut im Gesichtererkennen. Mit einem Blick können wir im Antlitz unseres Gegenübers viele Dinge gleichzeitig feststellen.Stimmung, Gesundheitszustand, Aufmerksamkeit etc. Sogar die Eignung zum Sexualpartner wird schon beim ersten Blick mit taxiert, ob wir das wollen oder nicht. Noch bevor wir überhaupt überlegen können, was wir von unserem Gegenüber halten sollen, haben Duftstoffe (Pheromone) und unser Gehirn mithilfe der Augen schon eine Vorbeurteilung getroffen. Das hilft uns bei der Einschätzung der Person und der Situation, der wir ausgesetzt sind. Diese Fähigkeit hat sich über Jahrmillionen evolutionär entwickelt und wir verlassen uns jederzeit unbewusst darauf. Das, was manche Menschen für Charme halten, interessiert unser Gehirn hingegen gar nicht mehr so sehr.
    Wenn sich unser Gegenüber nun anders verhält, als wir das von Menschen gewohnt sind, und zwar einfach deshalb, weil es sich um eine Schimäre handelt, etwa einen hoch entwickelten „Humanzee“ oder einen Androiden, dann fällt diese Möglichkeit der Beurteilung für uns aus. Wir fühlen uns dann unwohl in Gesellschaft dieser Wesen. Man kennt das aus der Filmindustrie. Genau aus diesem Grund spielen die meisten Animationsfilme im Tiermilieu, weil es extrem schwierig ist, die Mimik eines echten Menschen nachzubauen. Wenn nur eine Kleinigkeit nicht passt, reagieren wir mit erhöhter Wachsamkeit, weil uns das Gegenüber unheimlich ist. Man nennt diese Phänomen uncanny valley , unheimliches Tal. Wenn eine Computeranimation stark abstrahiert ist, ist sie uns nicht unheimlich, weil wir sofort erkennen können: Das ist keiner von uns. Wenn die Animation perfekt wäre, wäre die Akzeptanz ebenso hoch, aber dazwischen erstreckt sich ein Tal, in dem wir uns nicht wohlfühlen. Menschen mit abweichendem oder musterfremdem Ausdrucksverhalten, vor allem im Gesicht, und da reicht eine kleine Beschädigung der vorderen Schneidezähne oder ein leicht hängendes Augenlid, erzeugen in uns eine deutliche Abneigung, weil solche Menschen erfahrungsgemäß oft sozial auffällig oder psychisch krank sind.
    Auch robotische Schimären, wie Drohnen, die immer öfter in Kriegen eingesetzt werden, operieren mehr oder weniger im rechtsfreien Raum. Sie teilen zwar nicht unser Genom, aber sie sind von uns Menschen programmiert, funktionieren also ein wenig wie wir. Damit ist nicht gemeint, dass sie ihren Hochzeitstag vergessen, beim Essen den Mund offen haben und Socken zu den Sandalen anziehen. Sie sind vielmehr sozusagen mit unserer Art zu denken „gefüttert“. Wenn sie in absehbarer Zeit lernen sollten, eigene Entscheidungen zu treffen, uns damit viele Entscheidungen abnehmen und wir uns irgendwann auf ihre Entscheidungen verlassen, weil sie besser sind als von Menschen getroffene, wenn sie also für uns so unverzichtbar geworden sein sollten, dass wir sie für gleichwertig erachten, obwohl wir ihnen schon längst unterlegen sind, welche Rechte haben diese Roboter dann und welche Pflichten?
    Betrachten wir ein einfaches Beispiel, das nicht unbedingt mit einer kriminellen oder tödlichen Handlung zusammenhängt. Kann ein Roboter alleine öffentliche Verkehrsmittel benutzen, vorausgesetzt er ist in der Lage, alle damit verbundenen Probleme zu lösen wie das Öffnen von Türen und Sich-einen-Platz-Suchen? Braucht er dazu einen Fahrschein? Und wenn ja, welchen?
    Muss er einen normalen Fahrschein lösen oder gilt er für das Transportunternehmen als Fahrrad? Wenn der Roboter kontrolliert würde und der Beamte verlangte nach einem Einzelfahrschein, dann müsste es auch möglich sein, dass sich der Roboter eine Jahreskarte kauft. Dabei tauchen aber gleich
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