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Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln

Titel: Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln
Autoren: W Gruber
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vermutlich auch den Witz von der Ananasdiät spitze finden.
    Märchenexperten unterstellen der Erzählung vom Gestiefelten Kater eine kritische Spiegelung der Ungerechtigkeiten beim Erbgang, wie er durch die Geburtsfolge damals vorgegeben war, denn nach dem Tode eines Müllers bekommt im Märchen der älteste Sohn die Mühle, der zweite einen Esel und der dritte aber einen scheinbar völlig wertlosen Kater, was ihm einen viel schlechteren Start ins Leben ermöglicht. Ich aber sage, der Zauberer war einfach ein Trottel und leicht zu eliminieren. Sonst wäre der Kater nie so berühmt geworden.
Was denkt sich der Mensch eigentlich?
    Zurück zu den Hunden. Warum sehen Hundebesitzerinnen und -besitzer so oft ihren Tieren ähnlich? Gibt es da eine unsichtbare Verbindung zwischen Mensch und Kreatur, die sich möglicherweise auf einer feinstofflichen Ebene abspielt? Das war sinngemäß die Frage. Sie haben, wenn Sie sich zurückerinnern an Seite 38, drei Antworten angeboten bekommen, und alle drei waren falsch.
    Es stimmt nämlich zwar, dass wir das alle schon vielfach beobachtet haben und überzeugt waren, dass es einen Zusammenhang gibt. Das liegt aber an uns und nicht an den ihren Herrchen aus dem Gesicht geschnittenen Hunden (oder umgekehrt?). Wenn wir so ein Dream-Team aus Hund und Herr sehen, bei dem einer das uneheliche Kind des anderen zu sein scheint, und zwei Wochen später begegnet uns wieder ein Doppelgänger am oberen Ende der Leine, dann denken wir: „Potztausend, das kann kein Zufall sein!“ Gut, vielleicht kommt im 21. Jahrhundert nur mehr sehr wenigen Menschen tatsächlich das Wort potztausend in den Sinn, aber wenn sich der Vorfall wenig später noch einmal in ähnlicher Weise wiederholt, dann sind wir sicher, potztausend hin oder her: Hier gibt es einen augenscheinlichen Zusammenhang! Den gibt es auch, aber nur in unserem Gehirn.
    Wir Menschen stellen uns nämlich gerne vor, dass Ereignisse, die gleichzeitig stattfinden, auch ursächlich miteinander zu tun haben. Das machen wir einfach, ist ja auch nicht verboten, und gratis ist es auch, der Steuerzahler wird dadurch nicht extra belastet. So kann beispielsweise ein Pullover magische Kräfte zugesprochen bekommen. Der Trainer der deutschen Nationalmannschaft im Herrenfußball, Joachim Löw, trug 2010 während der WM-Endrunde in Südafrika bei den Siegen gegen Australien, Ghana, England und Argentinien einen blauen Pullover. Warum hat er das gemacht? Hauptsächlich deshalb, weil es kulturell bei uns üblich ist, dass man nicht nackt in die Arbeit geht, und damit die Körperoberfläche nicht so schnell abkühlt. Weiß jeder. Trotzdem wurde der blaue Pullover berühmt als Glücksbringer, denn im Spiel gegen Serbien trug Löw eine Strickjacke. Und prompt wurde die Partie verloren. Im Halbfinale gegen Spanien hatte der Pullover zwar wieder Dienst, allein es half nichts. Möglicherweise handelte es sich um einen Pullover, der nur bis zum Semifinale wirkt. Hätte man vorher auf dem Waschzettel nachschauen müssen.
    Noch berühmter als der Pullover wurde zur selben Zeit der Krake Paul. Der mittlerweile verstorbene Oktopus, der seine besten Jahre im nordrhein-westfälischen Oberhausen verbrachte, tippte alle Spiele bei der Fußball-WM richtig. Wie ging das vonstatten? Jeweils ein paar Tage vor der nächsten Entscheidung bekam Paul zwei identische Behältnisse aus Acrylglas in sein Aquarium platziert. Sie enthielten Wasser und, als Amuse-Gueule, eine Miesmuschel. Auf den Behältnissen waren die Nationalflaggen der Länder angebracht, deren Teams demnächst gegeneinander antreten sollten. Die Futterauswahl galt als Vorhersage des späteren Siegers. Und Paul wählte immer richtig. Schlaues Kerlchen, möchte man sich denken, hält aber umgehend inne, denn wer sich einsperren und beim Essen filmen lässt, kann nicht besonders schlau sein, das weiß man von Fernsehsendungen wie „Big Brother“.
    Für Oktopoden gilt das aber ausnahmsweise nicht. Sie sind im Gegenteil sogar besonders schlaue Tiere. So schlau, dass sie unter anderem deshalb unsere Nachfolger auf der Erde werden könnten, worauf wir im letzten Kapitel des Buchs eingehen werden.
    Die Zukunft durch Miesmuschelkonsum vorhersagen können Oktopoden aber trotzdem nicht. Paul hat durch seine aufsehenerregende Trefferquote zwar jedes menschliche Orakel aus dem Feld geschlagen und wurde im Vergleich zum dem, was Wahrsagerinnen und Wahrsager sonst verlangen, mit einer Muschel nur sehr dürftig entlohnt, er war aber
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