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Geburtstag in Florenz

Geburtstag in Florenz

Titel: Geburtstag in Florenz
Autoren: Magdalen Nabb
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des Todes für Ihre Ermittlungen kritisch?«
    »Nein. Nein … Man hat sie am späteren Nachmittag noch gesehen, und dann ist ja auch der Ehemann …«
    Aus dem Schlafzimmer, wo der junge Fara sich wenig erfolgreich bemühte, den Betrunkenen zur Besinnung zu bringen, drang ein beträchtlicher Lärm.
    »Womöglich war sie auch betrunken …«
    »Also das bezweifle ich, auch wenn ich mich da im Moment natürlich noch nicht festlegen kann.«
    »Aha.«
    »Wahrscheinlich ein Unfall.«
    Faras mittlerweile verzweifelte Stimme entlockte dem Schläfer nebenan lediglich ein schwaches Stöhnen.
    »Keine Sorge, ich bring ihn wieder zu sich«, sagte der Doktor.
    »Sobald ich hier fertig bin.«
    Der Maresciallo unternahm abermals einen Rundgang durchs Haus, wanderte aber jetzt nicht mehr so ziellos umher wie zuvor. Er suchte, wenn auch eher halbherzig, nach einem Abschiedsbrief. In der oberen rechten Schublade eines Schreibtisches fand er den Paß von Celia Rose Carter, geboren 1947 in Großbritannien, und den von Julian Forbes, ebenfalls Brite, geboren 1959. Stirnrunzelnd klappte er noch einmal den Paß der Frau auf.
    »Na, Maresciallo, was meinen Sie?«
    Er merkte erst jetzt, daß die Leute vom Labor, die im Küchentrakt ihr Arbeitsgerät zusammenpackten, zu ihm gesprochen hatten. Guarnaccia, der kein Wort mitbekommen hatte, sah sie verständnislos an. »’tschuldigung. Hab nicht zugehört.«
    »War auch nichts Wichtiges. Und Sie? Was Interessantes gefunden?«
    Der Maresciallo blickte wieder in den Paß, doch alles, was er sagte, war: »Heute ist ihr Geburtstag …«
    »Machen Sie sich um mich keine Sorgen, mir geht’s gut.«
    Julian Forbes wälzte sich wieder auf den Bauch und setzte bedächtig hinzu: »Sagen Sie den Leuten einfach, ich hätte mich schlafen gelegt.« Und wirklich schlief er gleich darauf wieder wie ein Baby. Fara sah sich hilfesuchend nach dem Maresciallo um, doch der war hier auch nicht kompetent.
    »Vielleicht müssen wir einfach warten, bis er seinen Rausch ausgeschlafen hat …«
    In dem Moment kam der Arzt hinzu, der sich eben noch die Hände an einem Leinentuch abtrocknete.
    »Na, dann wollen wir den Traumprinzen mal aufwecken.« Damit trat er ans Bett, drehte Forbes wieder um und rieb ihm mit dem ziemlich haarigen Rücken seiner noch feuchten Hand kräftig über Nase und Mund. Forbes öffnete die Augen, und im selben Moment zerrte der Doktor ihn zum Sitzen hoch. Die vom Rausch geröteten Wangen des Betrunkenen wurden aschfahl.
    »Mir wird schlecht …«
    »Nur zu!« Der Arzt kippte einen Strauß getrockneter Blumen aus einer Bodenvase, und Forbes erbrach einen guten Liter Rotwein hinein. Der Arzt reichte die Vase weiter. »Fragen Sie die vom Labor, ob sie davon eine Probe wollen – und wenn Sie einmal unten sind, könnten Sie auch gleich Kaffee kochen. Maresciallo, unser Freund hier gehört Ihnen.« Der Arzt ging zurück ins Bad, um sich die Kotzespritzer abzuwaschen. Der Maresciallo stand neben dem Bett und sah auf Forbes hinunter, dessen Haare sich ungeachtet seiner Jugend am Hinterkopf bereits zu lichten begannen. Die Hände, die er, in scheinbarer Abwehr drohender Kopfschmerzen, an die Schläfen preßte, waren langfingerig und blaß.
    »Gott, ist mir schlecht! Was ist passiert? Doch kein Verkehrsunfall – ich setze mich nie ans Steuer. Bei uns fährt immer Celia …«
    »Betrinken Sie sich oft?«
    »Nein, durchaus nicht.« Seine Stimme klang gereizt.
    »Bloß wirkt der Alkohol bei mir manchmal verheerend, das ist alles. Aber nun sagen Sie mir endlich, was los ist. Und wer sind all diese Leute?«
    »Falls Sie’s bis rüber ins Bad schaffen …«
    Das Wort traf ihn wie ein Messer in die Magengrube. Mit einem gequälten Winseln fiel er vornüber, krümmte sich dann seitwärts auf dem Bett zusammen und begann mit schriller Kinderstimme zu schluchzen.
    Der Maresciallo seufzte verstohlen und machte sich auf eine lange Nacht gefaßt. Die plötzliche Unruhe draußen verriet ihm, daß der Beamte von der Staatsanwaltschaft eingetroffen war. Doch seine Erleichterung schwand, sobald er sah, wer da zur Tür hereinkam, die Augen spottfunkelnd, im Mund einen Zigarillo.
    »Man hat mir schon gesagt, daß Sie’s sind. Hervorragend! Also, was haben wir – außer dem widerlichen Geruch von Erbrochenem?« Er streckte die Hand aus und lächelte hinterhältig süffisant in Richtung der schluchzenden Gestalt auf dem Bett.
    Der Maresciallo nahm die dargebotene Hand.
    »Seine Frau …« Er deutete mit dem Kopf aufs
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