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Gebrochene Schwingen

Gebrochene Schwingen

Titel: Gebrochene Schwingen
Autoren: V.C. Andrews
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Vergangenheit, debil vor sich hin brabbelnd. Tony war der Kopf der Tatterton-Spielzeugwerke und vielleicht voll Trauer an diesem Tag, da ich nun einem anderen Mann gehören sollte und nicht ihm.
    Reverend Wise, groß und eindrucksvoll wie immer auf der Kanzel, hob seine Augen von der Bibel und schaute mich an.
    Sein flotter, schwarzer maßgeschneiderter Anzug stand ihm gut und ließ ihn schlank aussehen, wie damals, als wir ihn zum ersten Mal gesehen hatten.
    Einen Augenblick lang hatte ich Angst vor ihm, doch dann richtete ich meinen Blick auf Logan, und die ganzen traurigen Erinnerungen waren ausgelöscht. Es war, wie wenn ein bewölkter Tag plötzlich sonnig wurde. Das war meine Hochzeit, der Tag, der mir gehörte, wo ich der Mittelpunkt war. Und dort stand Logan, besser aussehend, als ich es mir je hätte vorstellen können, und wartete darauf, daß ich meine Hände – ja mein Leben – in seine Hände legte.
    Wie wunderbar ist doch eine Hochzeit von zwei Menschen, die sich ernsthaft lieben, dachte ich. Es war heilig, es war kostbar, und ich fühlte mich, als würde ich auf Wolken gehen.
    Ich erinnerte mich an die Nächte, in denen ich den Sternenhimmel angesehen und gewünscht hatte, Logan und ich wären Prinz und Prinzessin. Dann war er tatsächlich in mein Leben getreten, wie ein Ritter in glänzender Rüstung aus einem Märchen, und hatte mir sein Leben geweiht. Ich war davon überzeugt, daß wir für einander bestimmt waren.
    Das Herz flatterte mir in der Brust. Mein Gesicht unter dem Schleier überzog sich mit einer feinen Röte.
    Reverend Wise blickte mich schweigend an. Dann hob er seine Augen zur Kirchendecke und begann:
    »Lasset uns beten. Lasset uns danken. Denn der Herr war großmütig. Er hat uns gegeben, daß unsere Herzen sich mit Freude füllen. Eine Hochzeit ist ein neuer Anfang, der Anfang eines neuen Lebensabschnitts und eine Gelegenheit, Gott auf neuen Wegen zu dienen. Dies gilt vor allem für Logan Stonewall und Heaven Leigh Casteel.«
    Er wandte sich an Logan. »Logan Stonewall«, sprach er feierlich, »willst du diese Frau, Heaven Leigh Casteel, zu deiner gesetzmäßigen Ehefrau nehmen, sie schützen und bewahren in guten wie in schlechten Zeiten, in Krankheit und bei Gesundheit, in Reichtum und in Armut, bis daß der Tod euch scheidet?«
    Logan drehte sich zu mir, sein Gesicht und seine Augen beteten mich an. »Von ganzem Herzen will ich!« erklärte er.
    »Heaven Leigh Casteel« – Reverend Wise wandte sich nun mir zu –, »willst du diesen Mann, Logan Stonewall, zu deinem rechtmäßigen Ehemann nehmen, ihn schützen und bewahren in guten wie in schlechten Zeiten, in Krankheit und bei Gesundheit, in Reichtum und in Armut, bis daß der Tod euch scheidet?«
    Ich schaute Logan in die Augen und flüsterte: »Ich will!«
    »Wer hat die Ringe?« fragte Reverend Wise.
    Fanny stürzte vor: »Ich, Reverend, ich habe sie«, säuselte sie und hob beide Handflächen nach oben – auf jeder lag ein Ring.
    Dann beugte sie sich vor und gab Logan und mir die Ringe.
    Logan lächelte mich an mit dem freundlichsten aller Lächeln, als er den mit Diamanten besetzten Ehering über meinen Finger streifte. »Mit diesem Ring nehme ich dich zur Frau«, sagte er.
    Dann nahm ich ihn zum Mann.
    »Kraft meines Amtes erkläre ich euch für Mann und Frau«, sagte nun der Reverend. »Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen. Du darfst die Braut jetzt küssen, Logan.«
    Logan küßte mich mit mehr Leidenschaft, als er jemals zuvor gezeigt hatte. Dann gingen wir Arm in Arm den Kirchengang entlang. Als wir aus der Kirchentür traten, rief der Reverend:
    »Meine Damen und Herren, begrüßen Sie Mr. und Mrs.
    Stonewall!«
    Plötzlich wurden wir von allen umringt, besonders von den Leuten aus der Stadt. Es war, als hätten mich der Gottesdienst, die Ringe und der Ausruf des Reverends in eine der Ihren verwandelt.
    Abseits der Kirche war eine Tanzfläche aufgebaut, es begann die Kapelle einen fröhlichen Walzer zu spielen. Nachdem uns alle gratuliert hatten, erwartete man, daß wir den Tanz eröffneten. Ich sah die Leute aus den Bergen im Hintergrund stehen, unsicher und unentschlossen. Ich konnte ihre Nervosität spüren, als sie unter all den vornehmen Hochzeitsgästen standen. Ich küßte Logan auf die Wange und sagte: »Warte einen Moment, Liebster.« Dann ging ich zu dem Geiger, der einer der Besten seiner Zunft war, und sagte:
    »Spielen Sie doch bitte einen richtigen Ländler.« Und als das Stück
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