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Geboren im KZ: Sieben Mütter, sieben Kinder und das Wunder von Kaufering I (German Edition)

Geboren im KZ: Sieben Mütter, sieben Kinder und das Wunder von Kaufering I (German Edition)

Titel: Geboren im KZ: Sieben Mütter, sieben Kinder und das Wunder von Kaufering I (German Edition)
Autoren: Eva Gruberová , Helmut Zeller
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vergessen. Die Vergangenheit wird mich begleiten, solange ich lebe.» Béla lacht über sie, weil sie immer einen Laib Brot im Kühlschrank auf Vorrat hält. «Ich hatte stets Angst, jemals wieder so hungrig wie damals sein zu müssen.» Im Kindergarten, erzählt ihre Tochter Lilian eines Tages, habe ein Mädchen einen fremden alten Mann umarmt. Als Miriam ihrer erstaunten Tochter erklärt, das sei doch der Großvater des Mädchens gewesen, fragt diese: «Was ist ein Großvater?» Die Zeit heilt keine Wunden. In ihrer Erinnerung leben die Toten. Ihre Schwester Aranka, deren Grab in Budapest sie nie gesehen hat. Ihr Bruder Jacob, der mit 17 starb. Ihr ältester Bruder Josef, der mit seiner Frau und ihren vier Söhnen vergast wurde. Ihre Mutter, ihre Schwester Lilly mit ihren Kindern, die älteste Schwester Gizella, ihr Mann und ihre zwei Söhne, ihre Schwägerin und ihre vier Kinder – sie alle sind in Auschwitz-Birkenau ermordet worden. Miriam wacht jetzt nicht mehr jede Nacht weinend oder schreiend auf. Aber ein wiederkehrender Traum verfolgt sie bis heute. SS-Männer kommen und wollen ihr László wegnehmen. Sie ist wieder im Zug nach Auschwitz. «Meine Mutter ist so großartig, eine Persönlichkeit», sagt Leslie. «Sie beschäftigt sich, versucht, nicht an die Vergangenheit zu denken.» Dabei hilft ihr ihre Familie, die mittlerweile um sieben Enkel und zehn Urenkel gewachsen ist. Leslie ist in der Normalität aufgewachsen, die seine Eltern gesucht haben. «Als Jugendlicher in den 1950er- und 1960er-Jahren, dann im Gymnasium und an der Universität war ich persönlich nie mit Antisemitismus konfrontiert.» Als Elfjähriger hat er zum ersten Mal die Geschichte seiner Geburt gehört. In seinem kanadischen Pass steht unter der Rubrik Geburtsort: Kaufering, Landsberg/Deutschland. Leslie promoviert in anorganischer Chemie und heiratet 1972 Annette. Sie bekommen drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn. Im Alter von 97 Jahren stirbt am 10. April 2008 Béla. Aber für Miriam ist das nicht das Ende ihrer Liebe. Der Tod kann sie nicht zerstören. Er hat sie auch nicht von ihrem Glauben abgebracht. «Ich brachte einen Sohn aus der Hölle zurück – wie sollte ich da nicht an Gott glauben.»
    Fast 40 Jahre sind seit dem letzten Treffen von Eva und Miriam vergangen. «Irgendwann Mitte der 1980er-Jahre bekam ich einen Brief aus Kanada. Miriam schrieb mir. Es war eine solche Überraschung für mich, dass ich es allen erzählen musste. Marika kam gleich zu mir, sie wohnt hier in der Nähe. Ich war so froh, nach so vielen Jahren wieder von Miriam zu hören. So oft habe ich an sie gedacht. Die erste Zeile ihres Briefes weiß ich heute noch. Sie nannte mich Lagerschwester.» Ihrem Brief legte Miriam auch die Kopie eines Fotos bei. Es zeigt fünf junge Mütter, die mit ihren Kindern im Arm auf einer Holzpritsche sitzen und in die Kamera lächeln. Zum ersten Mal sieht Marika sich selbst als Baby im befreiten Konzentrationslager Dachau. Das wenige, was ihr ihre Mutter von ihrer Geburt im Lager erzählte, ist also wahr. Eva schreibt sofort zurück, und als Miriam erfährt, dass ihre Schwester Ida in Montreal lebt, muss Eva versprechen, sie bei nächster Gelegenheit zu besuchen. 1986 ist es so weit. An einem kühlen Sonntagmorgen fährt Eva, die gerade für ein paar Wochen Ida besucht, von Montreal nach Toronto. Widerstreitende Gedanken gehen ihr durch den Kopf. Wie wird es sein, jemanden, der die schrecklichste Zeit ihres Lebens teilte, nach so vielen Jahren wieder zu treffen? Sind sie sich nicht inzwischen schon fremd geworden? In Kanada ist das Leben doch ganz anders als in der Tschechoslowakei. Und wie wird Béla sich ihr gegenüber verhalten? Als Miriam die Tür öffnet, verfliegen Evas Bedenken sofort. Miriam ist schlank, elegant und hat graue Haare. Sie begrüßt sie so herzlich, ihr Gesicht strahlt, Eva schämt sich fast für ihre Gedanken. «Es war einfach wunderbar, wir freuten uns wahnsinnig. Den ganzen Tag blieb ich dort. Miriam zeigte mir die Stadt, ihr Geschäft, sie stellte mir ihre Familie vor. Der kleine László war inzwischen 41 Jahre alt. Miriams Mann Béla und die ganze Familie waren sehr nett zu mir.» Nach dem Essen ziehen sich die beiden Frauen in ein Zimmer zurück. Sie wollen ungestört sein, denn es gibt so viel zu erzählen. Natürlich ist Eva neugierig, was Miriam über die anderen Frauen weiß. Sie erfährt, dass Bözsi Legmann mit ihrem Sohn nach Rumänien zurückkehrte und dort ihren Mann Josif
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