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GayLe Stories, Band 2: Nathanael

GayLe Stories, Band 2: Nathanael

Titel: GayLe Stories, Band 2: Nathanael
Autoren: Aid Mira Michaels
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Haus, benutzte diesmal allerdings die Türen.
     
    „Wie ich sehe, hatte ich Recht gehabt mit der Vermutung, daß noch Holz hier sei. Es wäre auch ein Wunder, wenn es weg gewesen wäre, denn die Lebenden haben das Gut fluchtartig verlassen und ich brauche keine Heizung, mir ist es nicht kalt. Ich habe auch keinen Hunger oder Durst.
    Wasser gibt es hier im Überfluß. Sie müssen nur kurz nach draußen gehen, das ist ein kleiner Brunnen, der hatte damals eine köstlich schmeckende Quelle. Ein Eimer hängt, glaube ich, immer noch dran.“
    „Zu freundlich von Ihnen, Nat“, meinte nun der ältere Bruder, John Gabriel. „Ich gehe gleich raus und hole Wasser. Dann können wir uns hier vielleicht einen Topf Suppe kochen.
    So ganzheitlich wir auch sein wollen, “ wandte er sich an mich, „aber auf diese Errungenschaft der Moderne konnten wir auf dieser Reise nicht verzichten: auf Trockensuppen.“
    „Trockensuppen“, fragte ich erstaunt, so etwas kannte ich nicht. Während John Gabriel nach außen ging, klärte Jeremy Jonas mich auf: „Das sind Pulver, die werden in kaltes Wasser eingerührt, aufgekocht und Sie haben eine leckere und nahrhafte Suppe. Das spart viel Gewicht im Gepäck.“
    Ich staunte, die Menschheit hatte sich weiterentwickelt.
     
    Erst wollte ich auf dem Herd Platz nehmen, aber dann fiel mir ein, daß meine Gäste vielleicht etwas zögern würden, direkt unter meinem Hintern Feuer anzuzünden, auch, wenn mich das nicht gestört hätte. So bezog ich auf dem Spülstein Quartier.
    Ein Topf ohne Loch war schnell gefunden und außen ausgespült, das offene Feuer gezündet und bald köchelte im Topf vergnügt eine duftende Suppe.
    Zu meiner Überraschung fand die Familie auch noch Teller und Besteck, packte das mitgebrachte Brot aus und wollte auch mich zum Essen einladen.
    „Nathan, unsere Suppe ist fertig“, meinte die Tochter zu mir, nun gar nicht mehr verschreckt dreinblickend, „möchten Sie auch einen Teller mit essen?“
    Ich schaute sie wehmütig an. „Mein liebes Kind, ich danke Dir ganz herzlich. Aber ich habe schon seit 20 Jahren nichts mehr gegessen oder getrunken – ich kann es gar nicht mehr. Denn obwohl Du mich hier siehst, bin ich doch nur ein Geist. Ich könnte nicht mal einen Löffel halten und wenn Du mich zu füttern versuchtest, würde die Suppe auf den Boden klatschen, wie wenn Du sie in die Luft gegossen hättest.“
    Mary Emanuel schaute mich betreten an. Dann wechselte Ihr Blick in unendliches Mitleid. „Du armer, armer Geist. Was mußt Du leiden! Wer hat Dir das angetan?“
    Gerührt von so viel echter Anteilnahme gaben meine Geisteraugen ein paar Geistertränen frei, die beim herunterfallen sich gleich in Nichts auflösten.
     
    „Der Abend ist noch früh, außen das Wetter schrecklich, selbst ich als Geist kann daran nichts Positives finden, wie wäre es denn, wenn ich Euch meine Geschichte heute Abend im Salon erzählen würde. Da ist auch ein Kamin, Holz haben wir genug, wie ich gesehen habe, warum schüren wir den nicht an und machen es uns ´gemütlich´, soweit man es sich in dieser Situation gemütlich machen kann.“
     
    Der Vorschlag wurde allgemein interessiert angenommen und nachdem die Familie die Teller und den Topf sogar wieder gereinigt und in die alten Schränke zurückgestellt hatte, begaben wir uns alle zusammen in den Salon im ersten Stock.
    Jeremy Jonas und John Gabriel entfachten geschickt ein warmes Feuer im Kamin, die Eltern schoben Stühle in einen Halbkreis, meinen geliebten Ohrensessel in die Mitte und ich begann, zu erzählen.
     

1960
    Ich wurde im November 1960 an einem kalten, dunklen und regnerischen Tag als Nathanael David Balton in diesem Haus als Erstgeborener meiner Eltern geboren. Trotz des unfreundlichen Empfangs, meine Tanten berichteten, daß ein Blitz in dem Moment hernieder gegangen sei, als ich das Licht der Welt erblickte, war ich ein gesundes, munteres und immer gut aufgelegtes Baby.
    Meine Mutter starb zusammen mit dem vierten Kind während der Wehen, als ich sieben Jahre alt war.
    Meine beiden Geschwister und ich wuchsen in dem Haus auf, zusammen mit dem Vater und einigen Tanten und Onkeln, die alle hier lebten und arbeiten. Daneben hatten wir noch einige schwarze Arbeiter, deren Familien nach der Freilassung aus der Sklaverei sich bei uns freiwillig gegen Lohn verdingt hatten und nun über mehrere Generationen schon hier wohnten. Und natürlich einer ganzen Menge Kinder von allen und in allen Altersstufen. Für mich war
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