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GayLe Stories, Band 2: Nathanael

GayLe Stories, Band 2: Nathanael

Titel: GayLe Stories, Band 2: Nathanael
Autoren: Aid Mira Michaels
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das die ganze Welt.
    Baumwolle, Hühner, Schafe, Kühe, ein paar Schweine, meinen Lieblingshund Max und die ganzen Familien – wir vermißten Mutter zwar, aber wann immer wir sie brauchten war eine Schulter da, an der wir uns haben ausweinen können.
    Es war eine unbeschwerte Kindheit und wir waren glücklich.
    Mein Vater jedoch, beim Tod seiner Frau nicht einmal 35 Jahre alt, verbitterte zusehends, niemand war ihm recht, schon gar keine neue Frau und er wandte sich immer mehr einer sehr strengen baptistischen Glaubensgemeinschaft zu.
     

1967
    1967 wurde ich mit fast sieben Jahren eingeschult und ich erkannte zum ersten Mal, daß es außerhalb unserer Farm noch eine andere, eine viel größere Welt gibt. Eine Welt, die nicht nur aus Baumwolle und Tieren bestand, in der Schwarze negativ angesehen wurden und der weiße Mann immer der Herr war. Eine Welt voller Wunder der Technik, voller Autos, Maschinen, Staub, Gestank und Lärm.
    Ich liebte diese Welt, sie zeigte mir endlich einmal etwas Anderes und beantwortete meine schon lange insgeheim gestellte Frage, ob das, was ich kannte, denn schon alles war.
     
    Die Schule tat ihr Übriges dazu, mich von meiner Weltfremdheit zu befreien und schon nach dem ersten Jahr schleppte ich dutzendweise Bücher nach Hause. Egal, welches Thema sie hatten, ich las sie. Romane und Literatur, Geographie und Mathematik, Länder- und Reiseberichte.
    Die Schule, eine winzige Dorfschule im nächsten Dorf, bot nur den ersten drei Klassen Unterricht. Alle weiteren Stufen waren weit entfernt, so weit, daß mein Vater sich entschloß, mich im Alter von 10 Jahren auf eine Art Internat zu schicken. Nur am Wochenende konnten wir heim, die Busfahrt mit den Schulbussen dauerte einfach fast drei Stunden.
    Es lag östlich von Savannah, Georgia, in der Nähe vom Meer.
     

1970
    Das Meer. Noch nie vorher hatte ich so viel Wasser auf einmal gesehen. Später, im Geographie-Unterricht erkannte ich, wo wir uns hier befanden und wie groß dieses Meer wirklich war. Es war größer, als meine Vorstellungskraft.
    Es war das erste Wasser, in dem man schwimmen konnte. Ich kannte nur einen kleinen Tümpel bei uns, in dem sich die Schweine badeten und einen Bach, der durch das Gelände heute noch fließt. Aber Schwimmen, das war neu für mich.
    Es war auch neu für mich, plötzlich niemanden mehr an meiner Seite zu haben, der auf mich aufpaßte oder bei dem ich mich ausweinen konnte, wenn mich mal wieder etwas bedrückte.
    Doch unsere Internatsleitung war sich dieser Probleme bewußt, hatte sie doch überwiegend mit solchen Landeiern zu tun, wie ich es war. Daher erhielt jeder neue Schüler einen Tutor aus einer der höheren Jahrgangsstufen und dieser Tutor sollte ihm das fehlende Zuhause ersetzen. Mein Tutor hieß Steven.
    Die niedrigen Jahrgänge schliefen geschlechtergetrennt in großen Schlafsälen, während die „Großen“ sich meist Zweibettzimmer teilten.
     
    In der Anfangszeit war es sehr hart für mich, so alleine zu sein, Steven hin oder her. Er war nicht gerade das, was ich als Familie kannte, er war streng, drängte mich regelmäßig dazu, meine Hausaufgaben zu machen und wenn ich nicht parierte, gab es auch schon mal eine hinter die Ohren.
    Aber im Laufe des Jahres wurden wir so etwas wie gute Freunde, auch, als das erste Jahr vorbei war und kein Tutor mehr für uns vorgesehen war.
    Mit 13 Jahren würde auch ich Tutor werden, wenn ich dann noch auf dieser Schule war.
     
    Steven, er war damals 13, nahm mich wie einen kleinen Bruder überall mit hin, bald galten wir schon als die „beiden ungleichen Brüder“. Ich war damals noch klein und hager, Steven schon fast 175cm groß und muskulös. Nur zu einem gingen wir beide ungern hin: zu Football oder Soccer. Das mochten weder er noch ich.
    Dafür zeigte er Stärken in Basketball, während ich für Baseball ein gewisses Talent zu entwickeln schien.
    Viel wichtiger für mich war allerdings, daß Steven mir das Schwimmen beibrachte. Erst übte er mit mir in den ruhigen Armen des weit verzweigten Savannah-Rivers, dann im Fluß und schließlich fuhren wir mit dem Autobus ans Meer und ich schwamm zum ersten Mal in gefühlt grenzenloser Freiheit.
    Ich war seit langer Zeit mal wieder so glücklich, wie in meiner Kindheit. Ich schwamm und schwamm und schwamm und wäre Steven nicht dabei gewesen und hätte mich zur Umkehr ermahnt, ich wäre wahrscheinlich unendlich weit hinausgeschwommen. Doch das hätte ich ihm ja auch nicht antun können, er war für mich
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