Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gangster auf der Gartenparty

Gangster auf der Gartenparty

Titel: Gangster auf der Gartenparty
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
ausgeschrieben. Der Mann, auf den er in Salzburg geschossen hat,
wird zwar am Leben bleiben — wie man uns mitteilte aber er bleibt behindert,
nämlich teilweise gelähmt.“
    „Krätzkow hat kein Gewissen“, sagte
Tim. „Nicht nur, daß er mir fast die Finger zerquetscht hat — der hätte uns
auch dem Hungertod überlassen. Dort unten.“
    „Gräßlich!“ meinte Klößchen. „Von allen
Todesarten die gräßlichste.“
    Ein Schmunzeln huschte über Glockners
Gesicht, bevor er sagte: „Wir im Präsidium werden uns bemühen, aus eurem
Teilerfolg einen ganzen zu machen. Das Haus hier wird überwacht. Und was ich
noch sagen wollte: Euer Unternehmen wäre ein gefundenes Fressen für die Presse.
Aber nicht ein Wort davon kommt in die Zeitungen. Sonst könnte Krätzkow - wenn
er liest, wie er reingelegt wurde — auf Rache sinnen. Also haltet den Mund! Ist
das klar?“
    Alle nickten.
    Nach dieser Ermahnung waren sie
entlassen.
    Es ist viel sonniger als vorhin, dachte
Tim, als er in den Garten trat, die Luft viel klarer. Die Blumen sind bunter
und die Bäume prächtiger. Spinne ich? Logo! Es ist der Gegensatz zu dem
finsteren Verlies. Das beirrt meine Sinne. Aber er wird’s mir büßen, der
Saukerl! Er hat mein Kettchen. Und meine Hände hat er mißhandelt. Könnte ich
Klavier spielen — heute könnte ich’s bestimmt nicht. Geige ebensowenig. Selbst
am Schlagzeug hätte ich Mühe.
    Keine Mühe hatte er mit seinem Rennrad,
das immer noch an der Garage stand. Aber Drahtesel werden ja in erster Linie
mit den Beinen bedient.
    Er und Klößchen schoben die Tretmühlen
zur Straße. Gaby führte Oskar an der Leine. Karl schlurfte nebenher.
    Zu fünft bewegten sie sich am Zaun
entlang — bis dorthin, wo Gaby und Karl ihre Räder angekettet hatten.
    Die Latten, die das aushalten mußten,
gehörten zu Eduards Jägerzaun.
    Tim lächelte seine Freundin an.
    „Hattest du Angst um uns, als wir
verschwunden waren?“
    „Wie man’s nimmt“, erwiderte sie. „Eigentlich
wollte ich nach Hause fahren. Aber Karl meinte, wir müßten uns um euch kümmern.
War ja auch nötig, wie sich dann rausstellte.“
    Karl hörte das und grinste. „Ich habe
das etwas anders in Erinnerung. So leichenblaß habe ich Pfote noch nie gesehen.
Sie kam gar nicht schnell genug über den Zaun.“
    „Ohne eure Hilfe“, rief Klößchen, „hätten
wir uns mit bloßen Händen einen unterirdischen Tunnel geschaufelt und wären
dann als Maulwürfe im Garten aufgetaucht.“
    „Der Tunnel, durch den du paßt“, lachte
Gaby, „kann auch von der U-Bahn befahren werden. Und dafür gräbst du lange. „
Klößchen setzte sich probeweise auf den Sattel, stieg aber gleich wieder ab.
    „Entweder fahre ich stehend, oder ich
laufe. Bin nämlich noch etwas empfindlich — hinten.“
    In diesem Moment rollte das
Polizeifahrzeug an ihnen vorbei, und alle winkten eifrig. Was aus dem Wagen
erwidert wurde.
    Nachdenklich blickte Tim hinterher.
    Ein Gedanke war aufgeblitzt unter
seinen braunen Locken. Sofort überlegte er. Hatte der Kommissar ein Verbot
ausgesprochen? Ihnen befohlen, auf keinen Fall nach Krätzkow zu suchen?
    Nein. Hatte er nicht. Mit keinem Wort.
Vielleicht, weil er das für selbstverständlich hielt. Aber Tim sah das anders.
    Gaby spitzte die Rosenblätterlippen,
als wollte sie pfeifen. Statt dessen pustete sie gegen ihren Pony, der kurz
flatterte — wie der Flügel eines Jungvogels.
    „Peter Carsten, woran denkst du?“
fragte sie streng.
    „Woher weißt du, daß ich denke?“

    „Du hast dann immer so verschwommene
Pupillen.“
    „Wahrscheinlich wegen des inneren
Durchblicks“, lachte Karl.
    Klößchen sagte: „Au, mein Hintern.
Jetzt tut er erst richtig weh. Wenn ich Krätzkow noch mal begegne, werde ich
mich hinterrücks anschleichen. Und dann... also, das wird der härteste Tritt
aller Zeiten.“
    „Überlegt mal!“ sagte Tim. „Krätzkow
hat jetzt zwei Mitwisser. Uns beide. Geht er wirklich davon aus, daß wir im
Kellerverlies abschnappen? Oder rechnet er damit, daß man uns irgendwann befreit
— und wir ihn dann, schon aus Rache, bei der Polizei anschwärzen? So oder so — sein
Maß ist voll. Besonders, wenn er sein Konto mit unseren Leichen belastet. Also
muß er sich verdünnisieren. Wohin? Fürs Ausland fehlt ihm das Geld. Hätte er
Kohle, würde er nicht in diesem Gemäuer hausen. Sein Wagen ist auch nicht der
neueste. Mit der Modeschmuck-Beute kommt er nicht in die schwarzen Zahlen. Und
daß er sich nach Südamerika rettet,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher