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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee
Autoren: Alexander Kent
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London blieb und seine Begabung mit Aussicht auf besseren Erfolg nutzen wollte, würde Bolitho das völlig verstehen. Bolitho bezweifelte allerdings, daß Brownes Lebensauffassung nach solch einer Feuertaufe mit Blut und Tod noch die gleiche war wie früher.
    Zwei Landarbeiter, Spaten über der Schulter, lüfteten ihre Hüte, als die Kutsche an ihnen vorbeifuhr.
    Ein Lächeln zog über Bo lithos ernstes Gesicht. Die Nachricht von seiner Ankunft würde schnell verbreitet sein, wenn das graue Haus auf der Landspitze heute nacht Licht in den Fenstern zeigte.
    Ein Bolitho war wieder daheim.
    Pascoe sagte plötzlich: »Ich hätte nie gedacht, daß ich das alles wi edersehen würde, Onkel.« Es klang so überzeugt, daß Bolitho gerührt war.
    Er antwortete: »Das Gefühl kenne ich, Adam.« Er berührte seinen Arm. »Wir wollen das Beste aus unserem Aufenthalt machen.«
    Auf dem letzten Stück ihrer Fahrt sprachen sie wenig. Bolitho war unruhig und irgendwie besorgt, als die Räder über das harte Kopfsteinpflaster der Stadt klapperten.
    Er sah sich nach bekannten Gesichtern um, als die Leute sich ihnen zuwandten und beobachteten, wie der Wagen mit den beiden Seeoffizieren über ihren Marktplatz rollte, der eine so jung, der andere mit den blitzenden Epauletten auf den Schultern.
    Ein Mädchen, das in der Tür einer Wirtschaft das Tischtuch ausschüttelte, sah Allday und winkte ihm zu. Bolitho lächelte. Allday zumindest war erkannt und willkommen geheißen.
    Die Straße verengte sich zu einem Weg, der an jeder Seite von vermoosten Steinmauern gesäumt war. Blumen bewegten sich kaum in der warmen Luft, und das graue Haus schien aus dem Boden empo rzusteigen, als die Pferde das letzte Stück Wegs bis zum offenen Tor hinaufstampften.
    Bolitho befeuchtete seine Lippen, als er Ferguson, den einarmigen Verwalter, auf den Wagen zurennen sah, seine Frau, der die Freudentränen herunterrannen, dicht hinter sich.
    Er straffte sich. Der erste Augenblick war immer der schwerste, trotz der warmherzigen Begrüßung und des bezeigten guten Willens.
    »Zu Hause, Adam. Du ebenso wie ich.«
    Der Junge sah ihn mit großen Augen forschend an. »Darüber möchte ich mit dir sprechen, Onkel. Über alles. Nach dem Untergang der
Relentless
glaube ich nicht, daß ich jemals wieder so viel Angst haben werde.«
    Allday winkte ein paar Leuten am Torhäuschen zu, und sein Gesicht war zu einem breiten Grinsen verzogen. Aber es klang ernst, als er sagte: »Ich finde es immer noch falsch und verdammt unfair, Sir, und niemand wird mich vom Gegenteil überzeugen.«
    Bolitho sah ihn mit müdem Blick an. »Warum?« Er wußte zwar, was kam, aber es war besser, Allday sich aussprechen zu lassen. So konnte er die Heimkehr auf seine Weise genießen.
    Allday packte den Türgriff, als die Kutsche sich im Bogen der Steintreppe näherte.
    »All die anderen, Sir, haben Lob und Ruhm eingeheimst, aber für Sie haben sie sich lange genug in Schweigen gehüllt. Sie hätten einen Adelstitel verdient, wenn es nach mir ginge!« Er schaute Zustimmung heischend Pascoe an. »Hab’ ich nicht recht?«
    Dann bemerkte er Pascoes eigenartigen Gesichtsausdruck und wandte den Kopf zur Tür oberhalb der Stufen.
    Bolitho hielt den Atem an, als traue er seinen Sinnen nicht.
    Sie stand regungslos da, ihre schlanke Figur, ihr kastanienbraunes Haar vor dem dunklen Hintergrund des Hausinnern wie in einem Bilderrahmen. Sie streckte ihm eine Hand entgegen, als könne sie damit die letzten wenigen Meter überbrücken.
    Bolitho sagte ganz ruhig: »Danke, Allday, alter Freund, aber jetzt weiß ich, daß ich eine weit größere Belohnung bekommen habe.«
    Er kletterte aus der Kutsche und nahm sie in die Arme. Dann gingen sie, von Pascoes und Alldays freudigen Blicken begleitet, ins Haus hinein. Zusammen.
     
     
    Ende
     

 
     
     

     
    Created with Writer2ePub
    by Luca Calcinai
     
     
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