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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee
Autoren: Alexander Kent
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Konteradmiralsflagge wie ein Banner hinter sich her zog, aufenterte, um sie an der Bramstenge des Großmastes zu befestigen.
    Wolfe sprang zurück, als der Rest der abgeschlagenen Takelage des Besanmastes über das Achterdeck schleifte und über die Seite verschwand. Aber er drehte sich wieder schnell um, als Major Clinton rief: »Sie entern uns, Sir!«
    Herrick fuchtelte mit seiner Pistole herum, aber Bolitho rief: »Kümmern Sie sich um Ihr Schiff, Thomas!« Dann winkte er den Geschützbedienungen der Feuerleeseite zu und rief: »Mir nach, Männer!«
    Keuchend und brüllend wie die Wahnsinnigen stürmten sie durch das Hüttendeck und den halb zerschossenen Niedergang hinunter.
    Stahl traf im Halbdunkel auf Stahl, bald überzogen Säbel und Enterbeile Deck und Bordwände mit schimmernden Mustern von Blut.
    Eine Pistole knallte, und durch die zertrümmerten Heckfenster der Offiziersmesse sah Bolitho, wie immer mehr Männer aus den Galeeren, die sich am Heck der
Benbow
eingehakt hatten, hochkletterten und sich ihren Weg nach binnenbords erkämpften. Viele fielen Major Clintons Musketen zum Opfer, aber immer neue erschienen schreiend und fluchend, als sie mit den Männern der
Benbow
handgemein wurden. Denn auch in diesem grausigen Chaos waren sie sich der Tatsache bewußt, daß ihre einzige Überlebenschance darin bestand, zu siegen.
    Leutnant Oughton richtete seine Pistole auf einen dänischen Offizier, zog den Abzugshebel und starrte entgeistert auf die Waffe, als sich kein Schuß löste.
    Der dänische Offizier schlug das Entermesser eines Matrosen beiseite und stieß seine Klinge einmal und dann blitzschnell noch einmal in Oughtons Magen, bevor der überhaupt aufschreien konnte. Als Oughton fiel, sah der dänische Offizier dahinter Bolitho, und seine Augen weiteten sich, als er in diesem kurzen Moment dessen Rang und Stellung erkannte.
    Bolitho fühlte, wie die Klinge des Dänen an seiner entlangstrich, und sah die Entschlossenheit im Blick des Mannes Verzweiflung Platz machen, als er, wie er es so oft getan hatte, seine Waffe mit einer kurzen Drehung des Handgelenks zum entscheidenden Stoß löste.
    Aber als er sein Kö rpergewicht auf das verwundete Bein verlagerte, schien es unter ihm nachzugeben. Heftiger Schmerz durchfuhr ihn, und sein augenblicklicher Vorteil war dahin. Keuchend fiel er gegen die Männer, die von hinten drängten, zurück.
    Alldays großes Entermesser blitzte vor seinen Augen auf und schlug in die Stirn des Offiziers ein wie die Axt in einen Holzblock. Allday riß es mit einem Ruck zurück und schwang es gegen einen Mann, der sich an ihm vorbeizudrücken versuchte. Der Mann schrie auf und fiel unmittelbar unter die Füße der kämpf enden und keuchenden Männer, die mit wildem Eifer ihre Stellung zu halten versuchten.
    »Wir sind fast längsseits beim Feind, Sir!«
    Er sah die Hand eines Mannes aus dem Dunkel hervorlangen und nach einer heruntergefallenen Pistole angeln. Ein großer Fuß nagelte das Handgelenk des Mannes an Deck fest, und mit fast geringschätziger Gelassenheit hieb Wolfe mit seinem Säbel nach unten und schnitt den Schrei des Mannes ab, bevor er überhaupt begonnen hatte.
    Bolitho keuchte: »Lassen Sie ein paar Leute hier!«
    Er hörte Allday hinter sich, als er den Niedergang hochstürmte, sah, wie ein Schatten auf die Bedienungen der vorderen Geschütze fiel, als das steuerlose feindliche Schiff langsam auf sie zutrieb. Aber sie fuhren fort zu feuern, zu schreien und zu fluchen und hatten nichts anderes vor Augen als die durchlöcherte feindliche Bordwand. Um die Geschütze herum lagen Tote und Sterbende, aber für die Lebenden zählte nur das Schiff. Taub, halbblind und im Rausch des Tötens hatten sie nicht einmal be merkt, daß ihr Schiff beinahe von achtern geentert worden wäre.
    Bolitho ging über das zerschossene Achterdeck, den Blick fest auf den Feind gerichtet. Männer feuerten mit Musketen, Drehbassen und Pistolen, während andere ihre Entermesser und Spieße drohend gegen die Dänen schüttelten. Herrick hielt eine Hand im Rockausschnitt, und Blut tropfte von seinem Gelenk.
    Browne lag auf den Knien und verband das Bein des diensttuenden Leutnants Aggett, das von einem Holzsplitter aufgerissen worden war.
    »Auf die Enterer!«
    Mit knirschendem Geräusch stießen die beiden Schiffsrümpfe wie zu einer letzten Umarmung zusammen. Rahen und Tauwerk verstrickten sich, und die Mündungen der Kanonen zeigten aneinander vorbei, als die beiden Schiffe, hilflos
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