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Galeeren in der Ostsee

Galeeren in der Ostsee

Titel: Galeeren in der Ostsee
Autoren: Alexander Kent
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auf diese Entfernung würde uns das schwer schaden, bevor wir selber zurückschlagen könnten.«
    Während er sprach, erkannte er die Absicht des dänischen Befehlshabers. Wie Haifische um einen hilflosen Wal konnten die Galeeren die
Benbow
bis auf die Knochen abnagen, ohne einen einzigen Mann zu riskieren.
    Mit rauher Stimme befahl er: »Signal an
Lookout
: ›Angreifen!‹«
    Herrick wandte sich Wolfe zu, der gerade weitere Leute an die Leebrassen schickte.
    Er weiß, was dieser Befehl bedeutet, dachte Bolitho bitter.
Lookout
war schnell und beweglich, aber ihr schnittiger Rumpf war schweren Geschossen nicht gewachsen.
    Browne rief: »Sie hat das Signal bestätigt, Sir.«
    Bolitho beobachtete, wie die Korvette ihre Bramsegel setzte und herumschwenkte, wobei ihre Stückpforten auf der Leeseite fast unter Wasser gerieten. Er erinnerte sich an sein erstes selbständiges Kommando, und mit welchen Hoffnungen er es angetreten hatte. Nun sah er Veitch, den Kommandanten dieser Korvette, vor sich und betete im stillen, daß er all seine Erfahrungen nutzen und das Schicksal der
Relentless
aus seinen Gedanken verbannen würde.
    Das Geschützfeuer nahm zu und breitete sich aus, als die
Indomitable
ihre erste gut gezielte Breitseite auf den Feind losließ. Eine weitere purpurrote Kolonne von Galeeren ruderte hinter dem Geschwader herum, aber offensichtlich mit weniger Zuversicht, als die
Styx
Kurs änderte und sich ihr entgegenstellte.
    Die Wasseroberfläche war nun mit dahinziehenden Wolken von Pulverqualm bedeckt, und die Luft dröhnte von dem fast unaufhörlichen Geheul und anschließendem Einschlag der schweren Eisenkugeln.
    Während einer kurzen Feuerpause hörte Bolitho ein tieferes, gewaltigeres Geräusch, das unter der Wasseroberfläche entlangzulaufen und den Kiel seines Schiffes anzuheben schien.
    Grubb ging zur Logkladde. »Schätze, daß die Flotte jetzt angreift, Sir.«
    Wolfe wandte sich um und lächelte grimmig. »Wird auch verdammt Zeit, Mr. Grubb! Ich habe es satt, immer das Hauptziel zu sein.«
    Ein Ruck lief durch den Schiffsrumpf, als eine Kugel tief unten in der Bilge einschlug. Bolitho hörte, wie der Bootsmann einige seiner Reserveleute zur Hilfeleistung hinunterschickte.
    »
Lookout
ist in Schwierigkeiten, Sir!«
    Bolitho schaute hinüber zur Korvette und erstarrte, als er ihren Fockmast umsinken sah, während allerlei Trümmer an ihrer Gefechtsseite außenbords herumhingen. Die Galeeren kamen ihr immer näher und hämmerten so schnell sie nachladen konnten mit ihren Kanonen auf sie ein. Eine war zu waghalsig gewesen und wurde wie ein Jagdhund vom verfolgten Eber hochgeworfen. Menschen und Riemen fielen aus ihrem zertrümmerten Rumpf ins Wasser, bevor er selber versank.
    Irgend jemand rief: »
Styx
hat zwei von ihnen geknackt!«
    Schreie und Flüche kamen von unten, als eine weitere schwere Kugel wie ein Rammbock die Bordwand durchschlug.
    Bolitho hörte Wolfe durch sein Sprachrohr kommandieren: »Geschützführer in der Aufwärtsbewegung feuern!«
    Die Männer der oberen Batterie warteten in Hockstellung wie Statuen, blind und taub gegen alles außer dem Befehl zum Feuern.
    Wolfe schrie: »Feuer!«
    Bolitho beobachtete den führenden dänischen Zweidecker. Der Mund wurde ihm trocken, als die gesammelte Ladung von Schrapnells und Stangenkugeln durch die Takelage des Gegners fegte. Erst kamen Segel und allerlei Tauwerk, dann die Stenge des Großmastes selber wie eine alles vernichtende Lawine von oben. Mit den Stangenkugeln – Massen von halbkugeligen Eisenstücken, die durch kurze Stangen miteinander verbunden waren – ließ es sich schlecht zielen, aber wenn sie trafen, dann konnten sie die Takelage eines feindlichen Schiffes in Sekunden zu Fetzen zerreißen.
    Der Erfolg der Breitseite ermutigte die Geschützbedienungen, die von der überlegenen Taktik und Beweglichkeit der Dänen etwas eingeschüchtert waren. Sie wischten ihre Kanonenrohre aus, schufteten und fluchten in dem undurchdringlichen Pulverqualm wie die Dämonen, während ihnen der Schweiß trotz der Kälte an Armen und Rücken herunterrann.
    »Feuer!«
    Bolitho ging weiter nach achtern – die Augen fest auf das führende Schiff gerichtet, das unter dem mörderischen Feuer der
Benbow
nach Lee abtrieb.
    Jetzt zahlten sich die Wochen und Monate harten Drills seiner Geschützbedienungen aus. Nur ein paar ferne Wassersäulen zeugten von Fehlschüssen, die meisten aber – ob Kugeln oder Stangen – fanden ihr Ziel. Die vordere Bramstenge des
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