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Galaxis Science Fiction Bd. 13

Galaxis Science Fiction Bd. 13

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 13
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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Kombination.
    Sie setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett. Ihr Haar hatte einen leichten Kupferhauch. Die Uniform, die sie trug, war dunkelgrün. Sie war kein Roboter, und deshalb weder eineSchwester noch eine Wache. Sie mußte also Ärztin sein, Polizeiärztin – ja, ganz bestimmt Polizei.
    Thadeus Jadiver schluckte. »Weswegen bin ich hier?«
    »Sie sind wegen nichts hier. Vielleicht sollten Sie, aber das geht mich nichts an«, antwortete sie mit leidenschaftsloser, flacher Stimme. Das war aber auch das einzige, das an ihr flach war. Der Rest zeigte sehr nette Kurven – selbst unter der Uniform. »Das ist sowohl ein Polizei- als auch ein Unfallkrankenhaus. Wir waren am nächsten, also nahmen wir Sie auf.«
    Das war beruhigend. Jadiver versuchte ein Lächeln, während er seinen merkwürdig bandagierten Arm hob. »Vielen Dank für alles.«
    »Ich verdiene Ihren Dank nur zur Hälfte. Es war eine Kombo- Arbeit.«
    »Was heißt das?« Konnte sie sich nicht denken, daß ihm die medizinischen Fachausdrücke nicht vertraut waren?
    »Genau das, was es besagt. Eine Kombination Roboter – Mensch. Alle Krankenhäuser wenden sie an. Der Roboter arbeitet präziser und feinfühliger, läßt aber die letzte Urteilskraft vermissen. Hier springt der Mensch ein. In kritischen Fällen arbeiten immer zwei von uns zusammen.«
    Er konnte sich immer noch nicht erinnern, was mit ihm geschehen war, aber es würde ihm mit der Zeit schon wieder einfallen. »Ich war also ein kritischer Fall?«
    Ihr Mund war fest, und ihre Backenknochen eine Winzigkeit zu breit. Trotzdem, der Gesamteindruck war verführerisch, würde noch verführerischer gewesen sein mit ein bißchen Wärme auf diesen kalten Zügen.
    »Nur um Ihnen eine Idee zu geben – Sie werden bemerken, daß jeder Quadratzentimeter Ihrer Haut jetzt synthetisch ist.« Sie beugte sich über ihn und nahm seine Hand, die von einem leichten, schwammigen Kokon umhüllt war. Fachmännisch streifte sie einen Teil zurück und legte eine Fingerspitze frei.
    Jadiver schaute hin und wandte dann seinen Kopf. »Zellophan«, sagte er. »Ein Mann kann geboren werden, kann leben, sterben und begraben werden, kann gezeugt werden und kann zeugen – und das alles, ohne jemals mit Menschenhänden in Berührung zu kommen.«
    Bei dem Wort »Zellophan« hatte sie ihm einen verständnislosen Blick zugeworfen. Wußte vermutlich nicht, was es war, dachte Jadiver. Sehr wenige Leute kannten heutzutage noch dieses Wort.
    »Keine Angst«, sagte sie. »Ihre Haut ist zwar im Augenblick noch durchsichtig, aber in wenigen Tagen wird sie wieder ganz normal aussehen.«
    »Ein beruhigender Gedanke«, sagte Jadiver. »Ich kann mir zwar denken, daß es einen großen erzieherischen Wert haben könnte, aber ich verzichte doch lieber darauf, als Anatomiemodell der ersten Schicht des menschlichen Körpers herumzulau-fen.«Sie stand auf, wobei es ihr gelang, ihrem Gesicht einen Anflug von Interesse zu geben. »Wir mußten die verbrannten Teile herunterschälen, und als sie dann völlig roh waren, überzogen wir Sie mit synthetischer Haut, auf die wir dann die Bandagen sprühten. Diese synthetische Haut fungiert jetzt als Nährboden, auf dem sich neue Zellen bilden. Ihr Zustand wird sich nach und nach wieder normalisieren, vielleicht sogar besser als vorher werden. Ihre neue Haut ist wahrscheinlich gegenüber ätzenden Flüssigkeiten und auch gegenüber Mikroben weniger empfindlich als vorher.«
    »Freut mich, das zu hören«, sagte Jadiver. »Supermann.«
    Zum ersten Male lächelte sie. »Verlassen Sie sich nicht allzu sehr darauf. Diese Sache ist für uns noch zu neu, als daß wir wissen können, wie es bei jedem Fall reagiert.« Sie ging zur Tür und drehte sich noch einmal um. »In ein paar Tagen werde ich die Bandagen abnehmen, und dann können Sie nach Hause. Inzwischen – wenn Sie irgend etwas brauchen, hier ist die Klingel.«
    JADIVER lag da und dachte nach. Er hatte nicht gefragt, was für ein Unglücksfall es gewesen war, und sicher hatte sie angenommen, daß er sich erinnern würde. Und das sollte er auch, aber er konnte es nicht. Er runzelte die Stirn und versuchte sich ins Gedächtnis zurückzurufen, was er wohl zuletzt getan hatte.
    Sie hatten seine Haut entfernt und mit einer synthetischen ersetzt. Warum? Am besten war es, den Faden der Ereignisse hier aufzunehmen und sich langsam daran zurückzutasten.
    Er bewegte sich unbehaglich. Als letztes konnte er sich daran erinnern, in seiner Wohnung gewesen zu sein.
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