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Galaxis Science Fiction Bd. 05

Galaxis Science Fiction Bd. 05

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 05
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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verstehe das alles«, sagte Gelsen, »aber trotzdem komme ich mir manchmal wie der Erfinder des Dynamits vor. Der dachte zuerst auch, daß sein Sprengstoff nur für die Beseitigung von Baumstrünken verwendet werden würde.«
    »Sie haben die Sperber nicht erfunden.«
    »Ich fühle mich trotzdem verantwortlich, denn ich stelle sie her.«
    Die Sprechanlage summte von neuem.
    Gelsen drückte ärgerlich einen Knopf nieder.
    Die Berichte über die erste Sperber-Woche«, sagte die Stimme seiner Sekretärin.
    »Wie sind sie?«
    »Wundervoll, Sir.«
    »Schicken Sie die Berichte in einer Viertelstunde herein.« Gelsen stellte die Anlage ab und wandte sich wieder Maclntyre zu, der gerade seine Fingernägel mit einem Streichholz bearbeitete.
    »Glauben Sie nicht, daß sich hier ein erstes Anzeichen der Entwicklung einer neuen menschlichen Denkweise zeigt? Der mechanische Gott? Der elektronische Vater?«
    »Chef«, sagte Maclntyre, »ich würde Ihnen raten, sich die Sperber einmal gründlich und aus nächster Nähe anzusehen. Wissen Sie, wie die Denk- und Lernkreise überhaupt aussehen?«
    »Nun, so ungefähr schon.«»Erstens ist die Weisung eingebaut, lebende Organismen davon abzuhalten, einen Mord zu begehen. Zweitens, ein Mord kann definiert werden als eine gewalttätige Handlung, die die natürlichen Funktionen eines andern lebenden Organismus unterbricht. Drittens, die meisten Mörder können mit Hilfe gewisser chemischer und elektrischer Veränderungen entdeckt werden, die sich kurz vor der Ausführung der Tat in ihrem Körper vollziehen.«
    Maclntyre hielt inne, um sich eine neue Zigarette anzuzünden. »Diese drei Weisungen genügen für alle Routinefälle. Für die Lernkreise sind noch zwei weitere Weisungen eingebaut. – Viertens, es gibt einige lebende Organismen, die einen Mord begehen, ohne die unter drei genannten Veränderungen zu zeigen. Fünftens, diese Organismen können entdeckt werden durch die Auswertung von Fakten, die unter zwei fallen.«
    »Ich verstehe«, sagte Gelsen.
    »Und Sie verstehen auch, wie narrensicher diese ganze Angelegenheit ist? Übergriffe der Sperber sind dadurch völlig ausgeschlossen.«
    »Ich glaube schon.« Gelsen zögerte einen Augenblick. »Na, das wäre es dann wohl.«
    »Schön, dann verschwinde ich jetzt wieder«, sagte der Ingenieur und stand auf.
    Als Maclntyre gegangen war, saß Gelsen noch ein, zwei Minuten in Gedanken versunken vor seinem Schreibtisch. Nein, sagte er sich endlich, mit den Sperbern wird schon alles stimmen.
    »Schicken Sie mir die Berichte herein«, sagte er dann in das Mikrophon.
    HOCH über den lichterfunkelnden Straßen der Stadt segelte der Sperber entlang. Es war dunkel hier oben, aber in einiger Entfernung konnte er einen andern Sperber sehen, und weiter hinten stand noch ein dritter, denn das war eine große Stadt.
    Um Mord zu verhindern…
    Jetzt mußte er schon auf viel mehr Dinge achtgeben als am Anfang seines Lebens. Neue Erfahrungen waren über das unsichtbare Verbindungsnetz ausgetauscht worden, das alle Sperber miteinander verband – neue Daten, neue Wege, um einen Mord zu entdecken.
    Dort! Eine schwache Witterung! Zwei Sperber ließen sich gleichzeitig nach unten fallen. Einer hatte sie jedoch den Bruchteil einer Sekunde früher wahrgenommen als der andere. Er stürzte weiter, während der andere wieder seinen Wachdienst aufnahm.
    Weisung vier: Es gibt einige lebende Organismen, die einen Mord begehen, ohne die unter drei genannten Veränderungen zu zeigen.
    Neu erworbenes Wissen sagte dem Sperber, daß das Lebewesen unter ihm einen Mord vorhatte, obwohl die charakteristischen chemischen und elektrischen Veränderungen dafür fehlten.
    Einen Augenblick verhielt der Sperber, um den genauen Standort des fraglichen Lebewesens ausfindig zu machen. Er fand, was er suchte, und fiel im Sturzflug nach unten.
    Roger Greco stand an einer Hauswand. Er hatte die Hände tief in den Hosentaschen vergraben und blickte gelangweilt in die Gegend. Aber seine linke Hand umklammerte den Kolben einer .45 Greco.
    Er dachte an nichts Besonderes. Er lehnte nur gegen eine Wand und wartete ohne besondere Erregung auf einen bestimmten Mann. Greco kannte den Mann nicht. Er wußte auch nicht, warum er umgebracht werden sollte. Man hatte ihm ein Bild gegeben, damit er ihn erkennen konnte. Das war alles, was er wußte. Alles andere kümmerte ihn nicht. Grecos mangelnde Neugierde stellte einen Teil seines Wertes als Revolvermann dar. Der andere Teil war seine
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