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Galaxis Science Fiction Bd. 03

Galaxis Science Fiction Bd. 03

Titel: Galaxis Science Fiction Bd. 03
Autoren: Lothar (Hrsg.) Heinecke
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ergriff.
    »Wird langsam dunkel«, sagte er.
    Rush fluchte unterdrückt. »Eben darum. Los, kommen Sie!« Er zerrte Dylan am Ärmel und stand auf.
    Dylan sagte: »Moment!«
    Rush blieb stehen. Durch die wirbelnden Schneeflocken und die beginnende Dämmerung schaute er Dylan fragend an.
    Der Soldat starrte immer noch hinüber zu den Bäumen.
    Dylans Stimme war kaum zu hören, als er sagte: »Sie wissen vermutlich über uns alles, was es zu wissen gibt. Und wir wissen nicht eine verdammte Sache über sie. Vermutlich sitzen sie jetzt dahinten, hinter diesen Bäumen, eine ganze Horde von ihnen, und warten nur darauf, daß es ganz dunkel wird.«
    Er schwieg einen Augenblick. »Wenn ich doch wenigstens einen von ihnen erwischen könnte.«
    Dylan war selbst überrascht, als er seine Worte hörte. Die Zeit für Heldentaten war lange vorüber und vergangen.
    »Machen Sie keinen Unsinn«, sagte Rush. »Los, kommen Sie!«
    Dylan schüttelte den Kopf und wunderte sich dabei über sich selbst. »Ich komme in ein paar Minuten nach.«
    Rush trat an ihn heran und starrte ihm neugierig ins Gesicht. »Hören Sie zu«, sagte Dylan hastig. »Wir brauchen nur einen. Wenn wir nur einen zurück in ein Labor bekämen, dann hätten wir wenigstens eine ungefähre Idee, mit was wir es hier zu tun haben. Wenn wir uns so einfach geschlagen geben, werden wir nie etwas erfahren. Wir können nicht einfach davonlaufen.« Er suchte nach lange vergessenen Worten. »Wir müssen standhalten.«
    ER wandte sich von Rush ab und ließ sich auf alle Viere nieder. Er fühlte, wie sein Herz gegen das sanfte Schneekissen unter ihm klopfte. Vor kurzem hatte er sich noch vor den Dingern hinter den Bäumen gefürchtet; jetzt aber wußte er, daß dies eine Aufgabe war. die er nicht versäumen durfte.
    Hier ging es nicht ums Sterben, sondern ums Handeln. Früher oder später muß jeder Mann etwas tun, was sein Leben rechtfertigt, sonst ist das Leben nicht lebenswert. Sein Leben hatte hier einen kritischen Punkt erreicht, hier in diesem Schnee, in diesem Augenblick. Er würde diesen Ort als Mann verlassen – oder überhaupt nicht.
    Rush schaute Ihm wortlos nach. Rush war ein alter Mann, und wie alle Menschen hatte er nie mit seinen Händen gekämpft, nicht gegen die Gezeiten, nicht gegen das Wetter, nicht gegen eine der Millionen Herausforderungen, mit denen der Mensch einmal vor langer Zeit seine Kräfte gemessen hatte. Jetzt – mit der Stahlpfote seines Feindes in der Hand – fühlte er sich plötzlich alt und hilflos. Er war bereit, zu kämpfen, aber es war viel zu spät und mit bleierner Scham sah er ein, daß er nicht wußte, wie er kämpfen sollte, ja, nicht einmal wußte, wie zu beginnen.
    »Kann ich helfen?« sagte er.
    Aber Dylan schüttelte den Kopf. »Gehen Sie zurück und warnen Sie die anderen. Und wenn das Schiff startfertig ist, bevor ich zurück bin, dann viel Glück!«
    Er kroch weiter, aber Rush holte ihn mit ein paar schnellen Schritten ein, griff nach seiner Jacke und zog ihn so mit einer Hand zurück zu den Tagen des Friedens und des Sanftmuts, zu den alten Tagen, die jetzt zu Ende gingen.
    »Hören Sie«, sagte Rush drängend. »Sie sind niemandem Rechenschaft schuldig.«
    Dylan starrte ihn an. »Ich weiß«, sagte er. Er riß sich los und verschwand in einer vor ihm liegenden Mulde.
    WAS er jetzt brauchte, war Glück. Einfach Glück.
    Er wußte nicht, wo sie waren, oder wie viele es waren, oder wie sie aussahen, und die Wahrscheinlichkeit sprach dafür, daß einer von ihnen ihn in diesem Moment schon entdeckt hatte. Deshalb brauchte er Glück. Zentimeterweise, langsam, vorsichtig kroch er weiter. Der Schnee fiel auf ihn in großen weichen Flocken, und das war gut so, denn seine schwarze Kleidung stach viel zu sehr von seiner Umgebung ab, und je weißer er wurde, desto besser. Und es wurde Gott sei Dank immer dunkler, und er glaubte, eine gute Chance zu haben.
    Er streifte seine Mütze ab. Das Mützenschild behinderte seine Sicht, und vor allem mußte er etwas sehen können. Das war wichtig. Er ließ erst etwas Schnee auf seine Haare fallen, bevor er sich auf den Ellenbogen aufrichtete und suchend umherblickte.
    Ringsum war nur Schnee und eine tote Stille und vor ihm die nackten Stämme der Bäume. Er schob sich auf den Ellenbogen vorwärts, die Pistole in der Rechten. Sein linker Ellenbogen schlug gegen einen im Schnee verborgenen Stein, und es tat ihm weh, und sein Gesicht schmerzte vor Kälte.
    Dann fing seine Nase an zu laufen. Behutsam
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