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Gaelen Foley - Knight 04

Gaelen Foley - Knight 04

Titel: Gaelen Foley - Knight 04
Autoren: Prinz der Nacht
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weiter, ohne auf den stechenden Schmerz zu achten, der bei jedem Schritt in ihr Knie schoss. „Weißt du nicht, dass man dich dafür an den Galgen bringen kann, du kleiner Schuft?“ brüllte sie wie ein Fischweib, während ihr Atem stoßweise ging.
    Er achtete nicht auf sie, sondern wand sich nur immer tie- fer in das Labyrinth verschlungener Wege in die undurch- sichtigen Straßen Richtung Covent Garden Market. Hier häufte sich der Müll an den Straßenrändern. In den Gassen wimmelte es von Ratten nur so, aber Jacinda hatte keinen Blick dafür. Sie konzentrierte sich einzig und allein auf ih- ren zähen kleinen Widersacher.
    Unterernährt wie er war, wurde der Junge allmählich langsamer. Die Aussicht auf baldigen Erfolg spornte Jacin- da zu einem erneuten Spurt an, bis ihre Fingerspitzen den Jungen schon berührten. Erschrocken warf er einen Blick über die Schulter. Jacinda sprang vor, ergriff den Kragen seines dreckigen Mantels und hatte ihn gefangen.
    Mit einem Ruck riss sie ihn zu sich herum, und der Junge schrie protestierend auf. Er wehrte sich wie ein Verrückter, aber sie hatte seinen Mantel fest im Griff.
    „Gib sie her!“ verlangte Jacinda keuchend. Der Junge wand sich in ihren Händen, drehte sich um und verpasste ihr einen harten Tritt gegen das Schienbein.
    Wütend packte Jacinda den Bengel beim Ohr.
    „Au!“
    „Du bist ein höchst undankbarer kleiner Flegel. Habe ich dir nicht schon mehr Geld angeboten, als du in mehreren Monaten verdienst?“
    „Das ist mir wurscht. Lass mich los!“ Der Junge umklam- merte die Börse mit seinen Dreckfingern, während Jacinda

sich bemühte, ihm die Beute mit ihrer freien Hand abzurin- gen. Durch den Kampf lösten sich noch mehr ihrer Haare aus der kunstvollen Hochsteckfrisur, mit der ihre Zofe sich vor dem Ball so viel Mühe gegeben hatte. „Gib sie her, du diebischer Schuft! Ich will nach Frankreich, und ich brau- che das verflix...“
    „Aaaah!“ schrie der Junge wütend auf, als die heiß um- kämpfte Börse aufplatzte und ihren Inhalt als Münzenregen auf die Straße ergoss. Im Licht des Vollmondes schimmerten die Geldstücke auf wie goldene und silberne Sterne in einem Feuerwerk, ehe sie überall um sie herum auf die Straße fie- len und im schmierigen Dreck, der das Pflaster verklebte, liegen blieben. Rasch warf sich das Kind zu Boden und fing an, so viel wie möglich einzusammeln.
    „Lass die Finger weg! Das gehört mir!“
    „Finderlohn begann der Junge und blieb dann plötz- lich wie erstarrt sitzen. Er hob den Blick.
    Verdutzt schaute Jacinda ihn an. „Was ist los?“
    „Psst!“ Er neigte den Kopf, als wenn er weit weg etwas hören würde. Mit großen Augen starrte er in die Dunkelheit, und Jacinda konnte das Weiß seiner Augäpfel im Dunkeln leuchten sehen. Verängstigt durchforstete er die undurch- dringliche Dunkelheit hinter ihr, und seine Hand krampfte sich um die Münzen, die er eingesammelt hatte. Jacinda wurde unwillkürlich an ein kleines wildes Tier erinnert, dessen Instinkt es warnte, dass sich irgendwo da draußen ein Jäger anpirschte.
    Obwohl der Vollmond die Mitte der Straße in ein helles Licht tauchte, herrschte an den Häuserwänden undurch- dringliches Dunkel.
    „Ich sage dir eins ...“
    „Da kommt wer!“
    Der Trick funktioniert bei mir nicht, dachte Jacinda, die einen Augenblick in die Dunkelheit lauschte und dann die Geduld verlor. „Ich höre überhaupt nichts...“, begann sie, aber noch ehe sie zu Ende gesprochen hatte, erklang ein wil- des, barbarisches Heulen wie ein Kriegsschrei aus der Tiefe des Straßengewirrs. Jacinda sog scharf den Atem ein. „Him- mel, was war denn das?“
    „Jackals“, wisperte das Kind, ehe es aufsprang und in der Nacht verschwand.

Verblüfft starrte Jacinda ihm nach. „He! Komm sofort zu- rück!“
    Er dachte gar nicht daran. Lautlos wie eine streunende Katze war der Junge verschwunden.
    „Also, so etwas!“ Empört stemmte Jacinda die Hände in die Seiten und schaute in die Dunkelheit, die den Jungen verschluckt hatte, aber dann beeilte sie sich, das Geld auf- zusammeln, um möglichst schnell aus dieser dunklen Gasse verschwinden zu können. Sie hockte sich hin und fing an, die verstreuten Münzen aufzuheben. Dabei warf sie immer wieder unsichere Blicke über die Schulter hinter sich, wäh- rend sie Gold und Silber aus dem Schmutz klaubte und in ihre Tasche steckte. Angewidert verzog sie das Gesicht und haderte mit sich selbst, weil sie so dumm gewesen war, all den Leuten in
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