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Gäbe es die Liebe nicht

Gäbe es die Liebe nicht

Titel: Gäbe es die Liebe nicht
Autoren: Nora Roberts
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geliebt.
    „Er ist raus aus dem OP“, verkündete sie ruhig. „Sie bringen ihn gerade auf die Intensivstation. Die Blutungen sind unter Kontrolle.“
    „Wann können wir zu ihm?“ fragten gleich mehrere.
    „Sobald er aufwacht.“ Ihre Stimme klang fest. „Ich werde heute Nacht hier bleiben.“ Sie sah auf die Uhr. „Er soll wissen, dass ich bei ihm bin. Aber vor morgen früh wird er nicht sprechen können. Ich möchte, dass ihr auf die Entbindungsstation geht und nach Shelby seht. Dann fahrt nach Hause und wartet. Ich rufe an, sobald sich sein Zustand verändert.“
    „Mutter…“
    Mit einem Blick brachte sie Caine zum Schweigen. „Tut bitte, was ich euch gesagt habe. Ich möchte, dass ihr frisch und ausgeruht seid, wenn euer Vater euch sieht.“ Sie strich ihrem Sohn über die Wange. „Tut es für mich.“
    Mit diesen Worten verließ sie ihre Kinder und ging zu ihrem Mann.
    Er träumte. Trotz der Medikamente wusste Daniel, dass er träumte. Es war eine Welt aus weich gezeichneten Bildern, durchzogen von Erinnerungen. Trotzdem ließ er sich nicht darin treiben, sondern kämpfte sich an die Oberfläche. Als er die Augen öffnete, sah er Anna. Er brauchte nichts anderes mehr. Sie war wunderschön. Wie immer. Die starke, energische, intelligente Frau, die er erst bewundert, dann geliebt und schließlich respektiert hatte. Er versuchte, sie zu berühren, aber seine Hand gehorchte ihm nicht. Wütend über seine Schwäche versuchte er es ein zweites Mal, bis er Annas sanfte Stimme hörte.
    „Beweg dich nicht, Liebling. Ich gehe nicht weg. Ich bleibe hier und warte auf dich.“ Ihm war, als würde er ihre Lippen an seinem Handrücken spüren. „Oh, ich liebe dich so sehr, Daniel MacGregor.“
    Seine Lippen zuckten. Dann fielen ihm die Augen wieder zu.

1. KAPITEL
    Ein Imperium. Als er fünfzehn wurde, schwor Daniel Mac-Gregor sich, dass er eines Tages eines errichten und regieren würde. Und er hielt Wort.
    Jetzt war er dreißig und arbeitete an seiner zweiten Million. Mit derselben Energie, die ihm die erste eingebracht hatte. Als er fünf Jahre zuvor nach Amerika gekommen war, hatte er ein wenig Geld in der Tasche gehabt. Er hatte es gespart, während er sich vom Minenarbeiter zum Chefbuchhalter hocharbeitete. Außerdem hatte er einen messerscharfen Verstand und brennenden Ehrgeiz mitgebracht.
    Hoch gewachsen und breitschultrig war er eine eindrucksvolle Gestalt. Er trug einen feurig roten Bart, den er sich als Teenager hatte wachsen lassen, und hatte von den Schläfen bis zur Wange eine Narbe, die von einem eingebrochenen Stützbalken stammte, der ihn im Stollen getroffen hatte. Die Augen waren strahlend blau. Sie wurden nur warm, wenn ein Lächeln sie erreichte, ansonsten blickten sie frostig.
    Imposant. So wurde er beschrieben. Und verwegen. Daniel war es egal, wie man ihn nannte, solange man ihn wahrnahm. Er war ein Spieler, der kein Risiko scheute. Immobilien und Aktien, das waren seine Betätigungsfelder. Er spielte, um zu gewinnen, und er hatte Erfolg damit.
    Obwohl er arm geboren worden war, betete er das Geld nicht an. Geld war lediglich Macht, und Macht war eine Waffe. Er setzte sie in New York und Los Angeles ein und entschied sich schließlich für Boston als seine Heimat. Diese Stadt an der Ostküste mit ihrem altmodischen Charme und der traditionellen Würde war ideal für Daniel.
    Er entstammte einer langen Reihe von Kämpfern, und sein Stolz auf seine Herkunft war gewaltig. Ebenso gewaltig wie sein Ehrgeiz. Seine Familie war ein altes Geschlecht, und er wollte, dass es in starken Söhnen und Töchtern weiterlebte. Seine Kinder und Enkelkinder würden fortsetzen, was er begonnen hatte. Ein Imperium war sinnlos, wenn er keine Familie besaß, um es an sie weiterzugeben. Und dazu brauchte er als Erstes eine Frau. Sie zu finden und zu erobern war für Daniel eine Herausforderung wie die, eine begehrte Immobilie zu bekommen. Hinter beidem war er her, als er auf dem Sommerball der Donahues erschien.
    Er hasste den steifen Kragen und die einengende Krawatte. Sein Maßanzug war an der Newbury Street in Boston geschneidert worden, aber er trug ihn nur, weil sein Prestige es verlangte. Jeder andere Mann hätte darin elegant ausgesehen, Daniel jedoch wirkte außergewöhnlich, und ihm gefiel das auch.
    Auch Cathleen, Maxwell Donahues ältester Tochter, gefiel sein Anblick sofort.
    „Mr. MacGregor.“ Cathleen kam frisch aus einem exklusiven Internat in der Schweiz und wusste, wie man Tee servierte, mit
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