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Gabriel oder das Versprechen

Gabriel oder das Versprechen

Titel: Gabriel oder das Versprechen
Autoren: Wolfgang Voosen
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antwortete Niko
mit viel Resignation in der Stimme. »Wehe es geht schief, dann
kannst du was erleben!«
    »Vertrau mir! Es klappt!«

 
    8
    Polizeipräsidium Wuppertal, Montag,
11. Mai, 12.00 Uhr
    Im kleinen Konferenzsaal des
Präsidiums herrschte Gedränge und gespannte Erwartung bei den
anwesenden Journalisten. Durchgesickert war bereits, dass keine
übliche Pressekonferenz geplant sei, sondern dass es um die
Bekanntgabe eines Kapitalverbrechens gehen würde. Dr. Jens Riewers,
der amtierende Polizeipräsident, betrat den Saal durch eine
Nebentür hinter dem Rednerpult. »Sehr geehrte Damen und Herren«,
begann er unverzüglich mit ernster Miene und machte eine kurze
Pause, die ihre Wirkung nicht verfehlte. Das eben noch herrschende
Stimmengewirr erstarb.
    »Es ist ein sehr trauriger Anlass,
weshalb ich Sie kurzfristig hierher gebeten habe. Gestern
Nachmittag wurde in Wuppertal-Vohwinkel eine 36-jährige Frau tot in
ihrer Wohnung aufgefunden. Sie ist erstochen worden. Der Täter hat
mehrfach zugestoßen.«
    Dr. Riewers ergänzte diese kurze
Information über die Tat noch durch die Bekanntgabe einiger weniger
Details. Insgesamt hielt er sich allerdings ziemlich bedeckt. Erste
Zwischenrufe folgten. Unruhe machte sich erneut breit. Die
Journalisten waren ganz und gar nicht damit einverstanden, dass sie
nur so wenig erfuhren. Den für einige von ihnen doch eher weiten
Weg ins Präsidium hatten sie nicht zurückgelegt, um so dürftig
abgespeist zu werden. Schließlich waren Kapitalverbrechen - wie
jetzt die Ermordung einer Frau - in Wuppertal nicht alltäglich. Mit
leicht erhobenen Händen, als wolle er etwas abwehren, rief Dr.
Riewers die versammelten Journalisten zur Ordnung. »Bitte, meine
Damen und Herren! Bitte haben Sie Verständnis, wenn der Leitende
Oberstaatsanwalt und ich aus ermittlungstaktischen Gründen zum
jetzigen Zeitpunkt keine Fragen beantworten werden«, sagte er mit
Nachdruck. »Das entspricht sicherlich nicht den üblichen
Gepflogenheiten. Aber uns ist klar, dass wir es hier offensichtlich
auch nicht mit einem gewöhnlichen Fall zu tun haben.«
    »Umso mehr muss Ihnen daran gelegen
sein, uns hier und jetzt umfangreich zu informieren«, rief einer
der an der Eingangstür stehenden Journalisten dazwischen. »Seien
Sie versichert, dass wir Sie so früh wie möglich über alles
Wissenswerte unterrichten werden. Aber zum jetzigen Zeitpunkt
werden wir keine weiteren Angaben machen. Auch zur Identität der
Toten und zum vermutlichen Tathergang wollen wir uns momentan noch
nicht äußern. Vielen Dank.«
    Es entstand ein tumultartiges
Durcheinander. Fragen der Journalisten schwirrten durch den Raum.
Ein Blitzlichtgewitter erhellte den Raum. Aber keine der Fragen
wurde beantwortet. Der Präsident und der Leitende Oberstaatsanwalt
verschwanden durch die Tür, die sich sofort hinter ihnen wieder
schloss, und vor der sich ein hünenhafter Beamte in Zivil
postierte.
    Zurück blieben zahlreiche
unentschlossene Journalisten, die eifrig zu spekulieren begannen.
Schließlich zogen sie doch nach und nach mit den kargen
Informationen ab, um eventuell eine Story aus Dichtung und Wahrheit
zusammenzubrauen. Einige machten sich allerdings auf den Weg nach
Vohwinkel in der Hoffnung, vielleicht dort Näheres zu erfahren. Oft
waren solche Nachrichten - schneller als der Polizei lieb sein
konnte - in aller Munde und heizten die Gerüchteküche
an.

 
    9
    Polizeipräsidium Wuppertal, Montag,
11. Mai, 14.00 Uhr
    Vera holte Carlo Viertel vor zwei
mit ihrem roten Mazda Sportcoupe in der Augustastraße ab, wo er in
einer kleinen Dachgeschosswohnung in einem in den 50er-Jahren
erbauten Mehrfamilienhaus zur Miete wohnte. Er selbst hatte kein
Auto und setzte auf die öffentlichen Verkehrsmittel.
    Der Termin passte beiden gut. Denn
montags blieb das Bistro generell geschlossen.
    »Hast du das auch in den Nachrichten
gehört, Carlo?« hatte sie ihn gleich beim Einsteigen überfallen.
»Was meinen Sie, Chefin? Den Mord?«
    »Was soll ich denn sonst meinen?
Natürlich den Mord! Kommt ja schließlich in Wuppertal nicht alle
Tage vor!«
    »Ja, ich hab's in den
13.00-Uhr-Nachrichten im Radio gehört. Schreckliche Kiste! Aber
viel haben die Bullen ja noch nicht rausgelassen. Vielleicht
erfahren wir ja im Präsidium was«, meinte Carlo in seiner etwas
schnodderigen Art.
    »Das glaube ich kaum. Wenn die eine
Nachrichtensperre verhängt haben, dann werden sie die auch nicht so
schnell wieder aufheben!«
    Inzwischen hatten sie
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