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FutureMatic

FutureMatic

Titel: FutureMatic
Autoren: William Gibson
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Büroetage ankommt, wird er allein sein.
    Er berührt seine Gürtelschnalle und denkt an das simple, aber überaus effiziente Werkzeug, das sich zwischen den Schichten aus feinem italienischem Kalbsleder verbirgt.
    Und lebt im Moment.
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YAMASAKI
rimmig
    und
    nervös
    steigt
    Yamasaki
    in
    die
    Gfr ühmorgendliche Rushhour hinab, begleitet von einem sehr großen Australier mit rasiertem Schädel und einem verstümmelten Ohr.
    »Du hast gewusst, dass er hier war?«, fragt der Riese.
    »Er hat um Geheimhaltung gebeten«, sagt Yamasaki. »Tut mir Leid.«
    Yamasaki führt den Australier zu der Pappkartonstadt und zeigt auf Laneys Karton und dessen Eingang.
    »Der hier?«
    Yamasaki nickt.
    Der Australier bringt ein Messer zum Vorschein, dessen Klinge auf einen Knopfdruck hin lautlos ausfährt; beide Ränder der Klinge sind gezackt. Er schlitzt das Oberteil von Laneys Karton auf und klappt es wie den Deckel einer Müslischachtel hoch, und Yamasaki sieht die Sticker mit den Bildern von Cody Harwood, die er schon einmal gesehen hat.
    Der Australier, der viel größer ist als Yamasaki, steht da und starrt in den Karton hinab. Yamasaki selbst ist noch nicht bereit, einen Blick hineinzuwerfen.
    »Wovor ist er weggelaufen?«, fragt der Australier.
    Yamasaki schaut in die kleinen, überaus intelligenten Augen des Mannes hinauf, die in einem Gesicht von abstoßendster Bru-talität sitzen. »Nicht weg«, sagt Yamasaki. »Er ist auf irgendetwas zugelaufen.«
    In den Tiefen des Systems kommt ein Zug an und schiebt eine Wand abgestandener warmer Luft hinauf zu den Straßen an der Oberfläche und zu einem neuen Tag.
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FONTAINE
    ontaine kommt mit einem Krug Wasser und zwei Rotkreuz-FSandw iches von dem geschwärzten Gerippe Richtung Bryant zurück. Es ist seltsam hier, ein richtiges postkatastrophales Szen-ario, das ihm gar nicht gefällt. Mehr Medienfahrzeuge als Rettungswagen, obwohl auch davon eine ganze Menge da sind. Die Anzahl der Todesopfer ist außerordentlich gering, folgert er und schreibt das dem Naturell der Brückenleute zu, ihrem hartnäckigen Überlebenswillen und einem gewissen Glauben an unorganisierte Kooperation. Wahrscheinlich wird er nie erfahren, denkt er, worum es bei all dem überhaupt ging, was es da für kausale Zusammenhänge gab, aber er ist trotzdem sicher, dass er Zeuge von irgendetwas geworden ist.
    Er hofft, dass Chevette und ihr Freund es geschafft haben, und irgendwie glaubt er es auch. Der Professor ist weg, unterwegs zu den Geschäften, die ein Mann seines Schlages betreibt, und das sind Geschäfte, von denen man am besten nichts weiß. Er wird Martial sagen müssen, dass seine Chain Gun weg ist, aber das ist nicht weiter schlimm. (Gegenüber von seinem Laden hat jemand eine Menge von diesem Zeug namens Kil’Z versprüht, für den Fall, dass sich der schmierige Fleck, den die Chain Gun dort hinterlassen hat, unangenehmerweise als seropositiv erweist.) Als er zum Laden kommt, hört er, wie jemand Glasscherben zusammenfegt, sieht, dass es der Junge ist – plattfüßig in seinen großen weißen Schuhen –, und stellt fest, dass der Junge seine Sache wirklich sehr gut gemacht hat, er hat sogar die Sachen auf den heil gebliebenen Borden neu arrangiert. Dieses silberne Stück 358
    Metall, das wie ein überdimensionaler Cocktailshaker aussieht, nimmt einen Ehrenplatz hinter dem glaslosen Rahmen von Fontaines Tresen ein, zwischen Bleisoldaten und zwei Trench-Art-Vasen, die aus den Granathülsen des Kaisers gehämmert sind.
    »Wo ist sie hin?«, fragt Fontaine, während er das Ding betrachtet.
    Der Junge hört auf zu fegen, seufzt und stützt sich schweigend auf seinen Besen.
    »Weg, hm?«
    Der Junge nickt.
    »Sandwiches«, sagt Fontaine und gibt dem Jungen eins. »Wir werden hier für ‘ne Weile ziemlich primitiv hausen müssen.« Er schaut wieder zu dem silbernen Behältnis hinauf. Irgendwie weiß er, dass sie nicht mehr drin ist, wer oder was auch immer sie war.
    Das Ding ist nun ebenso sehr Geschichte wie die in einem französischen Schützengraben aus Granathülsen gehämmerten kru-den, aber melancholisch zierlichen Vasen, nicht mehr, nicht weniger. Das ist das Mysterium der Dinge.
    »Fönten.«
    Er dreht sich um, sieht Ciarisse mit einer Einkaufstüte in den Armen. »Ciarisse.«
    So etwas wie Besorgnis in ihren meergrünen Augen, eine Art Unruhe oder Angst. »Dir geht’s also gut?«
    »Ja«, sagt er.
    »Hab schon gedacht, du wars’ tot, Fönten.«
    »Nein.«
    »Ich hab was zu essen
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